Immer mehr Kinder und Jugendliche können nicht schwimmen

DSB-Präsident Manfred von Richthofen will im Herbst gemeinsam mit dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) eine Initiative starten, um Qualität und Quantität des Schwimmunterrichts an deutschen Schulen zu sichern.

DSB-Präsident regt große Initiative für Schwimmunterricht an

 

„Es wurden erschreckende Zahlen von Kindern und Jugendlichen, die nicht schwimmen können, ermittelt“, erklärte von Richthofen im Deutschlandfunk. Mit einbezogen werden sollten in die Kampagne auch die Lehrerverbände und Elterngremien: „Beide müssten größtes Interesse daran haben, dass es in den Schulen einen guten Schwimmunterricht gibt.“

 

Schwimm-Verbands-Präsidentin Dr. Christa Thiel, auch Vizepräsidentin des Deutschen Sportbundes, stellt grundsätzlich fest: „Schwimmen gehört zu den Elementarbewegungen des Menschen wie das Gehen und das Laufen. Der Lernprozess kann also gar nicht früh genug beginnen. Ich bin froh, dass die Dachorganisation DSB jetzt politisch eine Initiative unterstützen will, die wir beim DSV schon vor zwei Jahren angeregt haben. Bündelung der sport- und gesellschaftspolitischen Kräfte sollten gerade vor dem Hintergrund der kommunalen Finanzengpässe, die schwerpunktmäßig auch Bäder betreffen, ein dringendes Gebot sein.“

 

"Schwimmen gehört zu den Elementarbewegungen des Menschen wie das Gehen und das Laufen."

 

Auch DLRG-Präsident Dr. Klaus Wilkens macht deutlich: „Die seit Jahren steigende Zahl von Bäderschließungen, Umwidmungen sowie die Kürzung von Nutzungszeiten bereiten uns zunehmend Probleme. Betroffen sind nicht nur die DLRG, die Schwimmvereine und die anderen ausbildenden Organisationen, sondern gerade auch die Schulen, die zur Durchführung des Schulschwimmunterrichts auf die Bäder angewiesen sind. Setzt sich die hierdurch eingetretene Entwicklung reduzierter Schwimmfähigkeit fort, müssen wir mit weiter steigenden Ertrinkungszahlen rechnen. Schwimmen können ist der beste Schutz vor dem Ertrinken.“

 

Die DLRG, die größte Wasserrettungsorganisation der Welt, hatte im letzten Jahr 549 Menschen vor dem sicheren Tod durch Ertrinken gerettet. Nach aktuellen statistischen Angaben wären sogar 1.200 Badende ertrunken, hätten nicht ehrenamtliche Rettungsschwimmer vor Ort eingegriffen. Von Richthofen: „Noch nie wurden in den letzten 30 Jahren so viele Menschen gerettet.“ An unbewachten Stellen in Binnenseen und Flüssen sind nach der DLRG-Statistik im „Jahrhundertsommer“ 644 Personen im Wasser gestorben.


„Diese Zahlen sollten für die Politiker, die Schwimmhallen nach Belieben schließen wollen, ein Alarmsignal sein“, sagte der DSB-Präsident. Bäderschließungen führten dazu, dass vielerorts kein schulischer Schwimmunterricht mehr durchgeführt werden könne. „Es gibt leider keine sinnvollen Vereinbarungen zwischen Kommunen und Vereinen, so dass in Extremsituationen die weitere Aufrechterhaltung des Schwimmbetriebes nicht gesichert werden kann.“

 

DSV-Generalsekretär Jürgen Fornoff erklärte, dass die Umwidmung kommunaler Schwimmhallen in privat betriebene Spaßbäder zusätzliche Probleme bereite: „Im Kernbereich müssen einige Bahnen für Schwimmunterricht und –training verbleiben.“ Nach den Olympischen Spielen in Athen werde der Verband das vom DSB-Präsidenten angestoßene Schwimm-Defizit zu einem „Top-Thema“ machen. Für Fornoff ist es durchaus denkbar, dass Schwimmunterricht in Schulen in Kooperation mit den Vereinen durchgeführt werden könne. Fornoff: „Schwimmvereine bieten für Kinder und Jugendliche Schwimmunterricht an – für Erwachsene ebenso. Das ist so, und das wird auch so bleiben.“

 

Auch für DLRG-Präsident Dr. Klaus Wilkens ist klar: „Die DLRG begrüßt die Initiative des DSB-Präsidenten und wird sich als wichtiger Anbieter von Schwimmausbildung in Deutschland und Spitzenverband im DSB selbstverständlich an der Offensive für das Schwimmen beteiligen.“