Inklusion ist eine Haltung

Interview Jutta Schlochtermeyer, Vize-Präsidentin im Behinderten -Sportverband Niedersachsen

DOSB: Sie haben den Prozess der Inklusion in Niedersachsens Sportvereinen bereits vor einigen Jahren angestoßen.

Ja, wir haben in den vergangenen drei Jahren viele Dinge im Thema Inklusion für den Sport in Niedersachsen angestoßen. Noch bevor das Thema Inklusion in aller Munde war haben wir in Niedersachsen begonnen, das Thema zu bearbeiten. Zunächst waren die Vorbehalte noch groß, aber mit zunehmender Dauer und der politischen Erkenntnis, dass der Sport in diesem Bereich etwas machen muss haben wir das Thema Inklusion sukzessive vorangetrieben.

DOSB: Welche Rahmenbedingungen wurden in Niedersachsen geschaffen, um das Thema Inklusion zu bearbeiten?

Wir haben von Anfang an Wert darauf gelegt, alle Partner, die sich mit dem Thema Sport und Inklusion beschäftigen zu vernetzen. Im engen Schulterschluss zwischen dem Behinderten-Sportverband Niedersachsen und dem Landessportbund Niedersachsen einem externen Experten, dem Projektleiter von LinaS Lingen und einem Sportlehrer einer Förderschule mit praktischer Erfahrung zu dem Thema, sind wir diesen Prozess angegangen. Im Jahr 2010 haben wir eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die seither eng zusammenarbeitet. Wir haben aber auch in den Sportinstitutionen hauptamtliche Ansprechpartner definiert und sind mit dem Landessportbund Niedersachsen vernetzt. Wir haben daher eine enorme Teamkompetenz.

DOSB: Welche konkreten Schritte haben Sie in den vergangenen 3 Jahren verfolgt?

Uns wurde klar, dass wir einen Leitfaden benötigen, der beschreibt, wie Inklusion funktioniert. Wir wollen ein gleiches Verständnis zum Thema Inklusion herstellen. Es besteht die Gefahr, dass Inklusion auf einigen Projekten draufsteht, aber keine Inklusion drinsteckt. Abgeleitet aus dem Leitfaden entstand ein Aktionsplan Inklusion durch Sport und in der Folge auch ein konkreter Maßnahmenkatalog.

Welcher Schritte müssen unternommen werden, damit sich immer mehr Vereine dem Thema Inklusion annehmen?

Für mich ist hier das Stichwort „Bewusstseinsbildung“ ganz wichtig. Inklusion erfordert zunächst einmal Überzeugungsarbeit. Für gelungene Inklusion gibt es kein einfaches Rezept. Inklusion ist aus meiner Sicht eine Generationenaufgabe für die man einen langen Atem brauchen wird. Kleine Niederlagen nicht persönlich zu nehmen gehört in diesem Thema dazu.

Welche konkreten Maßnahmen sind in Niedersachen durchgeführt worden?

Bereits seit acht Jahren findet in Niedersachsen der „Sportivationstag“ statt. Im Jahr 2013 waren insgesamt gut 4.800 Athletinnen und Athleten mit einer geistigen Behinderung und auch nicht behinderte Kinder aus Grundschulen und Kooperationsklassen dabei und haben das Deutsche Sportabzeichen abgelegt.

Auch in diesem Jahr werden 8 Standorte den „Sportivationstag“ durchführen. Darauf sind wir stolz.

Ein Projekt, das als Good Practice Beispiel genannt werden muss ist LinaS (LinaS-Lingen integriert natürlich alle Sportler). Das Projekt Linas hat das Ziel Menschen mit Behinderung in die örtliche Vereine, Verbände und sozialen Netzwerke in den Bereichen Sport und Freizeitgestaltung zu integrieren.