Interview mit dem BARMER-Vorstandsvorsitzenden Dr. Eckart Fiedler

Die BARMER unterstützt seit vielen Jahren das Deutsche Sportabzeichen und ist neben ratiopharm der zweite große Förderer des Fitnessordens des deutschen Sports.

Der Vor­­stands­­­vor­­­sit­zen­de der BAR­MER, Dr. Eckart Fied­­­ler (Foto: DSB-Archiv)
Der Vor­­stands­­­vor­­­sit­zen­de der BAR­MER, Dr. Eckart Fied­­­ler (Foto: DSB-Archiv)

Derzeit tragen BARMER und der Deutsche Sportbund das Sportabzeichen mit dem neuen Firmenfitness-Konzept in die Unternehmen. Der Vorstandsvorsitzende der BARMER, Dr. Eckart Fiedler, sieht in dem Engagement für Prävention und damit auch für das Sportabzeichen den Schlüssel zur Bewältigung der anstehenden Probleme.
 
Seit Neuestem führt die BARMER in Partnerschaft mit dem Deutschen Sportbund beim Deutschen Sportabzeichen eine Werbeaktion zu dem Komplex "Firmenfitness" durch. Was können Unternehmen und Betriebe erwarten, wenn sie sich daran beteiligen?
 
Dr. Fiedler: "Hinter der Aufklärungskampagne zur Firmenfitness steht das Sportabzeichen. Und das Deutsche Sportabzeichen ist ein Fitnessmodell: Für alle Beteiligten heißt es, ich muss meine Fitness unter Beweis stellen, um sie zu erhalten. In den Prüfungen werden körperliche Eigenschaften wie Kraft, Ausdauer, Reaktion und Schnelligkeit getestet, die man sich allesamt antrainieren muss. Um diesen Trainingsprozess geht es uns vordringlich. Wir wollen den Firmen klar machen: Dieses Training ist in Gemeinschaft viel besser zu schaffen als allein. Die Unternehmen haben dann zwei Vorteile: Durch das Training für das Sportabzeichen tun die Arbeitsnehmer etwas für die eigene Gesundheit, daher hat der Betrieb gesündere Arbeitnehmer. Zum anderen ruft Bewegung mehr Lebensfreude hervor, die Arbeitnehmer sind mehr motiviert."
 

"Im Saarland ist eine "Operation Gold" gestartet worden. Dort sollen die meisten Sportabzeichen abgelegt werden."



 
Die Aktion läuft erst relativ kurz flächendeckend in Deutschland, aber es gab schon eine Modellphase. Wie fiel bisher die Resonanz aus?
 
Dr. Fiedler: "Wir freuen uns, dass schon jetzt ein sehr hohes Interesse da ist. So will sich die komplette Führungsriege der Stadtverwaltung in Ludwigshafen dem Training für das Sportabzeichen stellen. Im Saarland ist eine "Operation Gold" gestartet worden. Dort sollen die meisten Sportabzeichen abgelegt werden, im Schnitt gemessen nach der Zahl der Einwohner. In Gießen haben sich 20 Firmen zusammengeschlossen, um im Verbund das Sportabzeichen zu erwerben."
 
Was macht die BARMER, um das neue Konzept voranzubringen?
 
Dr. Fiedler: "Wir haben gerade in Partnerschaft mit dem Deutschen Sportbund alle Sportabzeichen-Treffs der Vereine angeschrieben, um sie von der neuen Möglichkeit zu informieren. Die Geschäftsstellen der BARMER beteiligen sich zunächst hauptsächlich an der Werbung, um ein entsprechendes Training anzuregen, und dann an der Koordination der einzelnen Aktionen. Das Üben findet dann nicht in der Firma statt, sondern bei einem Sportabzeichen-Treff. Aber eins ist klar: Es gibt ein ganz rege Interessenslage. Im letzten Jahr hatten wir einen Rekord beim Erwerb des Sportabzeichens. Erstmals wurde die Millionen-Grenze durchstoßen. Die Herausforderung ist groß, diese Zahl in diesem Jahr wieder zu schaffen."
 
Welche Zielgruppe wird denn mit dem neuen Konzept angesprochen?
 
Dr. Fiedler: "Wir wollen die Menschen im Alter von 30 bis 50 Jahren erreichen, denn sie waren bisher beim Sportabzeichen unterrepräsentiert. Das Schüler- und Jugend-Sportabzeichen hat herausragende Zahlen. Auch bei den Senioren gibt es eine sehr gute Resonanz, vielfach mit einem traditionellen Hintergrund. Den Kontakt zu der genannten Altersklasse schaffen wir am besten über die Arbeitsstelle."
 

 

"Wir wollen die Menschen im Alter von 30 bis 50 Jahren erreichen, denn sie waren bisher beim Sportabzeichen unterrepräsentiert."



 
Seit einem halben Jahr gibt es ein Bonusprogramm bei der BARMER, mit den Menschen zu mehr Sport animiert werden sollen. Haben sich schon viel Menschen eingeschrieben?
 
Dr. Fiedler: "Wir haben unser Bonusprogramm bereits im November 2003 angekündigt, also schon vor der Gesundheitsreform zum Jahreswechsel. Im Januar haben wir dann unser Programm "aktiv pluspunkten" eingeführt. Darin sind nicht nur Belohnungen für sportliche Bewegung enthalten, sondern jeder kann sich einen Strauß von Maßnahmen zusammen stellen. Schon jetzt haben sich eine Viertelmillionen Mitglieder der BARMER eingeschrieben. Nun sind die ersten Abrufe von Prämien erfolgt. Daran können wir erkennen, dass sportliche Maßnahmen wie die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder der Erwerb des Sportabzeichens neben den Vorsorgeuntersuchungen am meisten gemeldet werden. Aber wir geben uns mit dem Erreichten nicht zufrieden, sondern wir wollen die Zahl bis zum Jahresende noch verdoppeln, also eine halbe Millionen Teilnehmer am Bonusprogramm haben."
 
Diese Bonusprogramme sind ein Schritt in Richtung Prävention. Wie wichtig ist diese für die BARMER?
 
Dr. Fiedler: "Allein durch den Geburtenrückgang und den davon ausgelösten demographischen Faktor kommen gewaltige Kosten in der Zukunft auf uns zu. Zudem nimmt der Anteil von chronischen Krankheiten, ausgelöst durch Bewegungsmangel und falsche Ernährung, immer mehr zu. Wenn man sich überlegt: Jahr für Jahr erkranken heute 6.000 Kinder an der sogenannten Alter-Diabetes - unvorstellbar. Wir bekommen ein solches Kostenproblem, das durch eine Reform unseres Systems allein nicht mehr zu lösen sein wird. Daher muss das allgemeine Interesse sein, noch einen anderen Weg zu gehen.
 

 

"Jahr für Jahr erkranken heute 6.000 Kinder an der sogenannten Alter-Diabetes - unvorstellbar."

 Die Menschen müssen veranlasst werden, mehr für ihre Gesundheit zu tun. Und diese Forderung gilt für alle Menschen, auch für die sozial Benachteiligten, die schwerer zu erreichen sind. Umso wichtiger ist dabei das Schüler-Sportabzeichen. In der Schule wird jeder angesprochen, dort können wir auch gezielt an die sozial Schwächeren herangehen. Zudem brauchen wir eine bundesweite Aufklärungskampagne, die auf gesunde Ernährung und sportliche Bewegung abzielt, wie wir es in der Aktion "Sport tut Deutschland gut" gemeinsam mit dem DSB tun."

 


  • Der Vor­­stands­­­vor­­­sit­zen­de der BAR­MER, Dr. Eckart Fied­­­ler (Foto: DSB-Archiv)
    Der Vor­­stands­­­vor­­­sit­zen­de der BAR­MER, Dr. Eckart Fied­­­ler (Foto: DSB-Archiv)