(29. 12. 2004) In Südamerika genießt das Deutsche Sportabzeichen eine hohe Wertschätzung. So auch in Chile. Der dortige Botschafter, Joachim Schmillen, will jetzt selbst als Vorbild das Sportabzeichen ablegen und freute sich über den Besuch der beiden Sportabzeichen-Experten Frank Wittchen (Landessportverband für das Saarland) und Edith Bena-Dietrich (Deutscher Sportbund)
Frage: Das Deutsche Sportabzeichen hat traditionell einen sehr hohen Stellenwert in Südamerika. So wurden seit 1998 bisher 3958 Sportabzeichenverleihungen über die Aktionsstelle in Santiago vorgenommen. Wie erklären Sie diese außerordentliche Wertschätzung"
Joachim Schmillen: Es ist richtig, dass Chile zu den Ländern zählt, in denen das Deutsche Sportabzeichen eine besonders hohe Wertschätzung genießt. Im Jahre 2003 wurde in Chile die dritthöchste Zahl der im Ausland abgelegten Deutschen Sportabzeichen erzielt. Dass das Sportabzeichen hier in Chile eine derart gute Aufnahme gefunden hat, liegt nicht zuletzt daran, dass mit Deutschen Sportvereinen und gerade auch den Deutschen Schulen hier Partner vorhanden sind. Vereine oder Schulen blicken teilweise auf ein über 100jähriges Bestehend zurück. Ihre Gründerväter sind die deutschen Einwanderer und deren Nachfahren, die Deutschland, seiner Sprache und Kultur verbunden geblieben sind und wesentlich zu dem heutigen guten Verhältnis zwischen unseren beiden Ländern beigetragen haben.
Frage: Welche persönlichen Erfahrungen konnten Sie bisher mit dem Deutschen Sportabzeichen sammeln?
Schmillen: Ich muss gestehen, dass ich mein letztes Sportabzeichen vor vielen Jahren abgelegt habe. Ich weiß eigentlich gar nicht mehr genau warum. Ich treibe regelmäßig Sport und bin ganz zuversichtlich, dass ich in meiner Altersklasse die notwendigen Leistungen erbringen kann. Etwas skeptisch bin ich hinsichtlich der Schwimmdisziplinen. Obwohl ich gerne Wellenreiten praktiziere und entsprechend oft schwimmen muss, bin ich nicht so unbedingt ein Schwimmer auf Zeit und Distanz. Ich verlange aber nichts von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, was ich nicht selbst zu leisten bereit bin. Also werde ich demnächst einen Versuch starten, das Sportabzeichen zu erwerben.
Frage: Können Sie sich vorstellen, dass Sie Ihre Botschaftsangehörigen zu mehr Engagement für die eigene Gesundheit anregen, in dem Sie gemeinschaftlich für das Sportabzeichen trainieren und dann zusammen die Prüfungen ablegen?
Schmillen: Vorstellen kann ich mir das schon. Nicht nur bei der Bundeswehr, bei der ja bekanntlich die Erhaltung der körperlichen Fitness ja sogar ausdrücklich angeordnet und Teil des Dienstes ist, wird großer Wert auf sportliche Betätigung gelegt. Traditionell kommt dem Sport im Auswärtigen Amt große Bedeutung zu. So haben sich viele Kolleginnen und Kollegen in der Zentrale in Berlin zu Gruppen in den unterschiedlichsten Sportarten zusammengeschlossen. Auch viele Kolleginnen und Kollegen treiben regelmäßig Sport an ihren Auslandsdienstorten und größere Auslandsvertretungen verfügen manchmal sogar über eine eigene Fußballmannschaft, wie übrigens auch bei uns hier, die gegen andere Botschaftsmannschaften oder bei Turnieren im Gastland antritt.
Sicher ließe sich eine höhere und dauerhafte Beteiligung an den Sportabzeichenprüfungen unter den Bediensteten des Auswärtigen Amtes erreichen, wenn weitere Krankenkassen bzw. bei den Beamtinnen und Beamten die Privatkassen eine bestandene Prüfung in ihr Bonussystem für die Beitragsgestaltung übernehmen würden.
Frage: In Deutschland wird das Sportabzeichen vor allem an den Schulen gefördert, um möglichst früh die Grundlage für ein gesundes Leben zu legen. Wie beurteilen Sie die Akzeptanz an Chiles Schulen?
Schmillen: Die Akzeptanz an den Schulen in Chile - und hier sprechen wir natürlich von den Deutschen Schulen in Chile - ist sehr erfreulich. Die Beteiligung ist jedoch noch stark ausbaufähig, da in Zukunft noch viele der Deutschen Schulen im Süden des Landes in die Aktion mit einzubeziehen sind. Es bietet sich die Möglichkeit, in enger Zusammenarbeit mit der Direktorenkonferenz der Deutschen Schulen in Chile, für eine Verankerung des Deutschen Sportabzeichens an den Schulen zu werben. Es wäre ein schöner Erfolg, wenn in der Zukunft Sportabzeichenfeste an den Schulen stattfinden würden und sich hieraus eine Tradition entwickeln könnte.
Frage: Neben den Schulen zählen die Sportvereine zur Basis für das Sportabzeichen. Ohne sie wäre die Verbreitung solcher Breitensport-Orden in Deutschland gar nicht möglich. Gibt es eine vergleichbare Struktur in Chile?
Schmillen: Der größte deutsche Sportverein in Chile, der Club Manquehue, ist schon jetzt der chilenische Partner des Deutschen Sportbundes im Bereich des Deutschen Sportabzeichens. Zwei Experten des Deutschen Sportbundes, Frau Edith Bena-Dietrich und Herr Frank Wittchen, haben erst kürzlich vom 9. bis 19.12.2004 ein vom Auswärtigen Amt finanziertes Breitensport-Kurzzeitprojekt durchgeführt, in dessen Mittelpunkt das Deutsche Sportabzeichen in Chile stand. Es gibt auch weitere, kleinere Deutsche Sportvereine bzw. "Gruppen. Bei der Etablierung des Deutschen Sportabzeichens müssen wir meines Erachtens aber eindeutig auf die Beteiligung der Deutschen Schulen mit fast 25.000 Schülern setzen. Hier sehe ich die besten Möglichkeiten für eine erfolgreiche Zukunft des Deutschen Sportabzeichens in Chile.