Interview mit der Integrationsbeauftragten Prof. Dr. Maria Böhmer

Prof. Dr. Maria Böhmer, Beauftragte für Migration, Integration und Flüchtlinge der Bundesregierung über die Kampagne "Integration - wir machen mit".

 

Prof. Dr. Maria Böhmer und DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei einer Anhörung zum Thema Integration.
Prof. Dr. Maria Böhmer und DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei einer Anhörung zum Thema Integration.

Die Kampagne der Bundesregierung „Integration – wir machen mit“ wendet sich an die Spitzenverbänden des Deutschen Sports, sich aktiv zu engagieren. Welche Ziele verfolgen Sie mit der Kampagne?

Böhmer: Ziel der Kampagne ist es, den Sport als Integrationsmotor noch mehr auf Touren zu bringen. Wir wollen die 90.000 Sportvereine in Deutschland ermutigen, mehr Migrantinnen und Migranten als Mitglieder für sich zu gewinnen. Viele Vereine betreiben bereits erfolgreiche Integrationsprojekte. Sie können die Plakate der Kampagne nutzen, um mehr Aufmerksamkeit für ihre Aktivitäten zu erhalten. Andere Vereine werden dadurch hoffentlich animiert, neue Projekte ins Leben zu rufen. 

Welche Projekte wünschen Sie sich in den nächsten Wochen und Monaten im Rahmen der Kampagne?

Böhmer:Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Vereine an der Kampagne beteiligen und die Plakate nutzen. Der DFB plant bereits flächendeckende Integrationsmaßnahmen und wird die Plakate dafür gut einsetzen können. Wir sind auf die Zusammenarbeit mit den Sportverbänden angewiesen. Ganz besonders freue ich mich daher über die Kooperation mit dem DOSB. Herr Dr. Bach unterstützt die Kampagne und hat mir zugesichert, die Plakate über die Strukturen des DOSB zu verteilen. 

Inwieweit kann mit der Kampagne eine nachhaltige Wirkung im Bereich Integration durch Sport für die Menschen in unserem Land erzielt werden?

Böhmer: Die Kampagne soll dazu beitragen, die integrative Kraft des Sports und das Bewusstsein für das Thema Integration zu stärken. Das Potenzial der Vereine ist hier noch lange nicht ausgeschöpft. Eine nachhaltige Wirkung muss durch flankierende Informations- und Schulungsmaßnahmen erreicht werden. Besonders setze ich dabei auf das Programm „Integration durch Sport“ des DOSB und seine Fortentwicklung. 

Welche Potentiale sehen Sie im Sport als wichtigen Bestandteil des Integrationsprozesses?

Böhmer: Nahezu jeder Dritte in Deutschland – mehr als 27 Millionen Menschen – ist in einem Sportverein organisiert. Wenn wir diese Menschen noch mehr für das Thema Integration sensibilisieren können, ist sehr viel erreicht. Das gute am Sport ist, dass für alle die gleichen Regeln gelten. Sprache, Herkunft und Religion spielen im Training oder im Wettkampf kaum eine Rolle. Der Sport bietet sich also geradezu dafür an, Vorurteile abzubauen und den Migrantinnen und Migranten die Integration in unsere Gesellschaft zu erleichtern. Der Sport übernimmt damit eine große gesellschaftliche Verantwortung. 

Das Programm „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes leistet seit vielen Jahren aktive Integrationsarbeit. Wo sehen Sie Kooperationsmöglichkeiten für die Kampagne „Integration – wir machen mit“?

Böhmer: „Integration durch Sport“ ist ja bereits seit 1989 ein festes Programm des DOSB. Alle Vereine, die in diesem Programm aktiv waren und sind, leben das Motto der Kampagne bereits: „Integration. Wir machen mit!“. Ich hoffe, dass das Programm „Integration durch Sport“ in Zukunft noch mehr Menschen erreicht. Die Kampagne der Bundesregierung will dabei unterstützend wirken. Unser gemeinsames Ziel ist  die Kombination der beiden Botschaften: „Integration durch Sport. Wir machen mit!“ 

Der DOSB setzt, neben vielen anderen Überlegungen, vor allem auch auf die Weiterbildung von Migrantinnen und Migranten, um diese für Vereinsaufgaben zu qualifizieren. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Böhmer: Die Anzahl der Migrantinnen und Migranten in den Sportvereinen steigt stetig. Diese Tendenz sollte sich auch in den Gremien der Vereine und bei der Ausbildung von Trainern und Übungsleitern widerspiegeln. Ein Schwerpunkt sollte insbesondere auf die Ausbildung von Migrantinnen gelegt werden. Kindern aus Zuwandererfamilien fällt der Einstieg in den Sport leichter, wenn die Kurse von Frauen geleitet werden, die selbst einen Migrationshintergrund haben. Sie verstehen die Bedenken mancher Eltern und können helfen, Vorurteile abzubauen. 

Was erwartet sich die Bundesregierung vom organisierten Sport für den Bereich Integration?

Böhmer: Der organisierte Sport ist bereits sehr aktiv im Bereich Integration. Der DOSB, der DFB und andere Sportfachverbände bringen sich intensiv in die Erstellung des Nationalen Integrationsplans der Bundesregierung ein. Daneben gibt es zahlreiche bereits existierende Projekte und erfolgreiche Initiativen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass der organisierte Sport das bestehende Wissen noch stärker bündelt und die Verbände dadurch voneinander profitieren können. Die Kampagne „Integration. Wir machen mit!“ soll dafür einen Anstoß bieten. 

Frau Böhmer, wir danken Ihnen für das Gespräch.


  • Prof. Dr. Maria Böhmer und DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei einer Anhörung zum Thema Integration.
    Prof. Dr. Maria Böhmer und DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach bei einer Anhörung zum Thema Integration.