Investititionen in Sportstätten bringen Impulse für Konjunktur

In Deutschland besteht im Bereich der kommunalen Infrastruktur ein erheblicher Investitionsrückstand. Der entsprechende kommunale Investitionsbedarf wird für die Jahre 2006 bis 2020 auf 704 Mrd. Euro geschätzt.

Der Sanierungsbedarf von Sportstätten in Deutschland geht in die Milliarden.
Der Sanierungsbedarf von Sportstätten in Deutschland geht in die Milliarden.

Ende 2008 haben die Sportminister der Länder beschlossen, die so genannte Sportstättenstatistik nicht weiterzuführen. Damit wird nicht nur von vormaligen Beschlusslagen abgerückt, sondern auch eine grundsätzliche sportpolitische Bewertung der Sportstätten-Situation in Deutschland zukünftig erschwert.

Unstrittig ist, dass in Deutschland im Bereich der kommunalen Infrastruktur ein erheblicher Investitionsrückstand besteht. Der entsprechende kommunale Investitionsbedarf wird für die Jahre 2006 bis 2020 auf 704 Mrd. Euro geschätzt und erstreckt sich auf alle Bereiche wie z.B. Straßenbau, Schulen und kommunale Abwasseranlagen. Der DOSB geht unverändert von einem sportstättenbezogenen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf von mindestens 42 Mrd. Euro aus, der überwiegend auf öffentliche und vor allem
kommunale Träger abstellt. Diese Zahl, von Dr. Hans Jägemann auf Grund der letzten Sportstättenstatistik der Länder (2002) im Jahr 2005 berechnet, ist gelegentlich bezweifelt worden, wurde jedoch kürzlich durch eine Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik aus dem Jahr 2008 im Grundsatz bestätigt: Die DIFU Studie,die auch weitere Schätzungen in ihre Analyse einbezieht, geht allein für kommunale Sportanlagen von einem Investitionsbedarf von über 35 Mrd. Euro aus (der Sanierungsbedarf für Sportanlagen anderer Träger wie z.B. Vereine, kommerzielle Einrichtungen etc. versteht sich zusätzlich).

Milliardenschwerer Sanierungs- und Modernisierungsbedarf

Es ist unbestritten, dass in Deutschland auch im Bereich der Sportstätten ein milliardenschwerer Sanierungs- und Modernisierungsbedarf besteht. Die DIFU-Studie weist neun einzelne Investitionsbereiche aus; der Bereich Sportstätten ist hier an sechster Stelle ausgewiesen, knapp hinter dem ÖPNV-Bereich und mit größerem Bedarf als z.B. für Krankenhäuser oder für den Trinkwasserbereich! Unverändert ragt der Sanierungsbedarf im Bereich der Bäder und der Sporthallen sowie der Modernisierungsbedarf in den neuen Ländern heraus. Die Zahl vereinseigener Sportstätten nimmt aufgrund von Eigentumserwerb und der zunehmenden Eigentumsübertragung von Kommunen auf Vereine zu - hier entsteht ein zusätzliches quantitativ bedeutsames Handlungsfeld.

Staatliche Ausgaben bei Sportstätten rentieren sich 

Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, dass der Sanierungsbedarf im Bereich der Sportstätten zum einen Bestandteil eines weitergehenden kommunalpolitischen Problemfeldes ist. Dieses wird wohl weiter zunehmen, da die kommunale Investitionstätigkeit seit 1992 nahezu kontinuierlich zurückgeht. Zum anderen ist der Sanierungsstau ein Engpassfaktor der Sportentwicklung. Neben diesen ernüchternden Befunden ist jedoch auch auf die Chancen der Gesamtsituation und hierbei insbesondere auf die volkswirtschaftlichen Konsequenzen hinzuweisen. Bereits im Jahr 2000 haben Bernd Meyer und Gerd Ahlert in einer Studie nachgewiesen, dass staatliche Ausgaben für Sportstätten positive Effekte auf die Entwicklung von Einkommen und Beschäftigung in Deutschland haben, somit hohe finanzielle Rückflüsse in den staatlichen Sektor erfolgen und Nettobelastungen der öffentlichen Haushalte bemerkenswert gering ausfallen. In diesem Zusammenhang sei auch auf den aktuellen Sportentwicklungsbericht 2008/2009 verwiesen, der feststellt, dass die steuerlichen Rückflüsse der Vereine die direkten öffentlichen Zuwendungen um über 300 Millionen Euro übersteigen - der Sport ist ein Politikfeld, welches volkswirtschaftliche Multiplikationseffekte in bemerkenswerter Weise mobilisiert!

Aktuelle Studien belegen positive Effekte 

Gerd Ahlert hat erneut im Oktober 2006 und gemeinsam mit Britta Stöber im Dezember 2008 weitere Studien vorgelegt, die die Annahmen bestätigen. Diese stellen u.a. fest:

  • Vergleicht man die Entwicklung der sportbezogenen Nettoausgaben der öffentlichen Haushalte mit ihren gesamten Nettoausgaben für 2001 bis 2005, zeichnet sich ein Bedeutungsverlust des Sports ab, der sich in
    Einsparungen bei den Sportausgaben bei gleichzeitig relativ unveränderten Gesamtausgaben manifestiert. Diese Entwicklung ist bei den Kommunen am deutlichsten erkennbar; auf Seiten des Sports wird seit 2002 deutlich gekürzt.
  • Im Bereich der Ausgaben des Staates für Baumaßnahmen im Bereich des Sports hat sich lediglich aufgrund rückläufiger Baupreise das tatsächliche Fördervolumen nicht vermindert.
  • Investitionsprogramme zur Sanierung von Sportstätten geben der Bauwirtschaft zusätzliche Impulse. Expansive Effekte des Wirtschaftskreislaufs werden zusätzliche Einnahmen des Staates in Form höherer Steuern nach sich ziehen.
  • Entsprechende Investitionen haben regionalökonomische Dimensionen: Baumaßnahmen für Sportzwecke leisten aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften hinsichtlich der regionalen Verortung der Auftragnehmer von kleinen und mittleren Unternehmen an der Aufgabenerfüllung einen besonderen Beitrag.
  • Positive Effekte entstehen auch dann, wenn die Investitionen durch Verschuldung entstehen oder aufgrund staatlicher Darlehen an Vereine für vereinseigene Sportstätten finanziert werden.

Ein bundesweit koordiniertes mehrjähriges Investitionsprogramm zur Sanierung und Modernisierung von Sportstätten würde nicht nur einen Engpassfaktor der Sportentwicklung reduzieren, sondern wäre mit deutlichen volkswirtschaftlichen Impulsen verbunden. Darüber hinaus könnte das Politikfeld Sport gestärkt und
sein vielfältiger gesellschaftspolitischer Mehrwert sowie seine Integrations- und Gesundheitsfunktionen gestärkt werden. Die Berücksichtigung kommunaler wie vereinseigener Sportstätten in den aktuellen Bestrebungen um Investitions- bzw. Konjunkturpakete des Bundes und der Länder sowie eine stärkere Berücksichtigung des Sports in den städtebaulichen Förderlinien könnten dazu beitragen, den Sanierungs- und Modernisierungsstau im Sportstättenbereich aufzulösen.


  • Der Sanierungsbedarf von Sportstätten in Deutschland geht in die Milliarden.
    Der Sanierungsbedarf von Sportstätten in Deutschland geht in die Milliarden.