IOC-Präsident Rogge ruft den Sport zur Einheit im Kampf gegen Doping auf

Zu mehr Einheit im Kampf gegen Doping hat IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge heute zum Auftakt eines Mediensymposiums der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Lausanne aufgerufen.

 

IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge (r.) und WADA-Chef Richard L. Pound bei der Eröffnung des Mediensymposiums. Copyright: IOC
IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge (r.) und WADA-Chef Richard L. Pound bei der Eröffnung des Mediensymposiums. Copyright: IOC

„Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs, den der Sport hat“, sagte Rogge vor mehreren hundert Journalisten. Ohne die Medien hätte der Sport nicht die Kraft, die er heute besitzt. Ohne sie gäbe es für ihn nicht die Möglichkeit, großartige Geschichten von Sieg und Niederlage zu transportieren.

Der Dank des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komittes Öffnet einen externen Link in einem neuen Fenster(IOC)galt Richard Pound, dem Vorsitzenden der Weltanti-Doping-Agentur (Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterWADA). Die WADA habe dabei geholfen, dass Regierungen  und Sport enger zusammenarbeiteten.

Im vergangenen Jahr hätten verschiedene prominente Fälle vor Augen geführt, wie weitreichend das Doping-Problem den Sport tangiere. Auch die Olympischen Winterspiele hätten dies unglücklicherweise gezeigt. Die Vorfälle in Spanien mit der Operation Puerto hätten gezeigt, dass die Netzwerke hinter den betreffenden Sportlerinnen und Sportler weit entwickelter seien als vermutet. Bedeutende Sieger seien positiv getestet worden und hätten sich als Verlierer erwiesen.

Wenn es irgend einen positiven Aspekt dabei gebe, dann sei es der, dass der Sport mittlerweile in der Lage sei, mehr Täter zu fassen und dass es eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Sport und Staat gebe. Das sei jedoch nicht genug, um den negativen Trend aufzuhalten.

Die Methoden und Substanzen die zum Einsatz kämen würden immer weiter verfeinert, Netzwerke könnten immer schwerer entlarvt werden. Aus diesem Grund werde das IOC auch weiterhin einen Schwerpunkt auf den Kampf gegen Doping und die Zusammenarbeit mit der WADA legen.

Seit 1999, als das IOC bei der Gründung der WADA behilflich war, wisse man, dass man sich einem Teil des Sports annehmen müsse, der dabei sei, die Prinzipien und Werte der olympischen Bewegung zu zerstören.

„Wir wussten, dass dies eine enorme Herausforderung werden würde. Sieben Jahre später ist es das immer noch“, sagte Rogge.

Der weitere Verlauf der Ansprache Rogges:

„Es ist wichtig, uns immer wieder vor Augen zu führen, dass wir in einem Bereich und an einer Situation arbeiten, für dessen erfolgreiche Bearbeitung nur schwer Maßstäbe zu finden sind. Alles was wir wissen ist, dass der Kampf gegen Doping wichtiger als jemals zuvor ist.

Die Wissenschaft hat neue, wirksamere Mittel bereit gestellt, die für die Gesundheit der Aktiven noch gefährlicher sind. Die Leistungszuwächse werden immer kleiner und andere Faktoren verschlimmern die Situation.

Doping unterläuft die Prinzipien des Fairplay und des Sports. Es entwertet die Teilnahme und den Sieg von Athleten, von denen nicht wenige ihre Existenz investieren um Gold zu erringen. Die Aktiven selbst müssen sich engagierter zu diesem Problem äußern und in die Diskussion einbringen. Wir brauchen ihre Stimme. Aber sie sollten dabei nicht allein gelassen werden.

Wenn wir die Situation untersuchen, in der wir uns jetzt befinden, dann brauchen wir vor allem mehr Einigkeit im Kampf gegen Doping. Jeder sollte sich an der Diskussion gegen Doping beteiligen und dessen zerstörerischen Effekt auf den Sport und seinen Ruf aussprechen.

Ich meine damit Betreuer, Trainer, Mediziner, Sponsoren, Fans und Heranwachsende. Sie alle müssen eine stärkere Botschaft überbringen. Sie alle müssen sagen, dass sie die Unfairness, die Doping auf den Sportplätzen erzeugt, nicht länger tolerieren.

Aber dies auszusprechen ist nur ein Teil der Lösung.

Sie alle haben gehört, wie ich während der Olympischen Spiele über unsere Null-Toleranz-Strategie gesprochen habe. Dort haben wir Maßstäbe gesetzt, aber wir müssen unsere Anstrengungen bei Zufallskontrollen in Training und Wettkampf auf lokalem, regionalem und nationalen Niveau genauso erhöhen, wie bei Zielkontrollen bestimmter Aktiven.

Wir müssen überführte Betreuer ausschließen und dort wo notwendig müssen wir auch Führungskräfte des Sports sanktionieren, die Dopingvergehen in ihrem Verantwortungsbereich nicht engagiert unterbinden.  Ernste Sanktionen sollten insbesodnere dort ergriffen werden, wo Dopingverstöße in größere Strukturen eingebettet sind, wie im Fall Balco.

Effektive Strafen sind notwendig, aber auch das ist nicht genug. Erziehung, Prävention, wissenschaftliche Forschung bleiben essenziell. Auf diesen Gebieten unterstützt das IOC die Anstrengungen der WADA aus ganzer Kraft.

Die Medien können dabei helfen, die Unterstützung der Öffentlichkeit beim Kampf gegen Doping zu bekommen. Wenn wir uns einig sind, können wir die Lücke zwischen Betrügern und Dopingkontrollen verkleinern.

Ich wende mich auch an die Sponsoren, weil der kommerzielle Einfluss auf den Sport immer noch wächst. Leisten Wirtschaftspartner genug, um ein Umfeld zu erzeugen, das Doping den Schneid abkauft? Ich habe keine Antwort darauf, aber ich denke es lohnt eine nähere Betrachtung. Es könnte sein, das Rücktrittsklauseln in Verträgen nicht genug sind.

Heute morgen werden sie mehr über die wichtigsten Programme der WADA erfahren. Sie werden erfahren, wie schwierig es ist, Netzwerke und neue Technologien zu entlarven. Das ist mehr als ein Vollzeit-Job.

Als Präsident des IOC, als früherer Athlet und als Sportfan rufe ich zu dazu auf, die Anstrengungen für den Kampf gegen Doping zu erhöhen.

Wenn wir die Situation nicht verbessern, fürchte ich, dass Eltern ihren Kindern erklären werden, die Teilnahme am Wettkampfsport sei Gesundheit gefährdend und unehrlich. Wenn das passiert, wird der Nachwuchs für den Hochleistungssport ausbleiben.

Die Entwicklung der WADA nimmt Manches von dem voraus, was ich künftig für notwendig erachte. Im Jahr 2008 wird der nächste Vorsitzende der WADA aus dem Bereich der Regierungen kommen. Das IOC wird die Anstrengungen der Regierungen umfassend unterstützen, ein Teil der Lösung des Problems zu werden, das im übrigen über den Spitzensport hinausgeht und die Zukunft der Heranwachsenden auf der ganzen Welt betrifft.

Viele Aktive erzählen mir, dass sie zynische Darstellungen, denen zu Folge jeder Sieger des Dopings verdächtigt wird, als kränkend empfinden. Athletinnen und Athleten sollten Chance erhalten in einem fairen Umfeld zu starten. Der Sieger sollte auf der Ziellinie, nicht in der Laboranalyse nach dem Wettkampf ermittelt werden.

Wir haben eine moralische Pflicht, das Vertrauen in den Sport zu stärken. Doping riskiert, dass der Sport das Vertrauen aller verliert. Wenn wir das erlauben, ist jeder betrogen und jeder verliert."

Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterWeitere Informationen zum Mediensymosium auf der offiziellen Seite des IOC.


  • IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge (r.) und WADA-Chef Richard L. Pound bei der Eröffnung des Mediensymposiums. Copyright: IOC
    IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge (r.) und WADA-Chef Richard L. Pound bei der Eröffnung des Mediensymposiums. Copyright: IOC