IOC-Präsident Rogge wird 70

2011 beging er sein zehnjähriges Amtsjubiläum als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Am Mittwoch, 2. Mai, feiert Jacques Rogge seinen 70. Geburtstag.

Jacques Rogge feiert am 2. Mai seinen 70. Geburtstag. Foto: picture-alliance
Jacques Rogge feiert am 2. Mai seinen 70. Geburtstag. Foto: picture-alliance

Als er drei oder vier Jahre alt war, nahmen ihn seine Eltern mit zum Segeln auf die Nordsee. Damals muss in dem kleinen Jacques Rogge die Leidenschaft für die Elemente Wind und Wasser entflammt sein. Sie führte den jungen Belgier zum WM-Titel und von 1968 bis 1976 dreimal im Finn Dinghy zu Olympia. Dann infizierte er sich vollends mit Virus, der den fünf Ringen anzuhaften scheint. Seit 2001 ist Rogge der achte Präsident in der Geschichte des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Und bevor er in sein letztes Amtsjahr startet, wird er am Mittwoch, 2. Mai, 70 Jahre alt.

"Dem Sport und meiner Aufgabe als Präsident gehört heute meine ganze Leidenschaft", sagt der belgische Graf, der seinen Beruf als orthopädischer Chirurg und die Position als Klinikchef aufgab, als er vor elf Jahren in Moskau zum Nachfolger des Spaniers Juan Antonio Samaranch gewählt wurde. Seitdem lebt Rogge, der in seiner anderen Lieblingssportart Rugby zehn Länderspiele bestritt, mit seiner Frau in Lausanne am Genfer See.

Diplomatischer Gentleman

"Es ist eine Freude, seit 25 Jahren mit Jacques Rogge auf verschiedenen Ebenen zusammenzuarbeiten", sagt Thomas Bach, einer der vier Vizepräsidenten des Belgiers. "Was ihn auszeichnet, ist sein hervorragendes Eintreten für die Integrität des Sports. Insbesondere die Olympischen Jugendspiele werden sein bleibendes Erbe sein."

Möglich, dass der deutsche Wirtschaftsanwalt im September 2013 bei der 125. IOC-Vollversammlung in Buenos Aires auch Nachfolger des Belgiers wird, der sich laut den Statuten nicht für eine dritte Amtsperiode zur Verfügung stellen kann. Rogge hat dem 58-Jährigen bereits bescheinigt: "Thomas Bach hat alle Qualitäten, die ein Präsident braucht: Er ist intelligent, kennt den Sport, liebt den Sport, kann Teams bilden, er hat das Geschick."

Bach, der 1976 in Montreal bei Rogges letzten Spielen Mannschaftsgold im Florettfechten gewann, hütet sich auch gut 18 Monate vor Rogges Auscheiden, den Hut in den Ring zu werfen: "Es ehrt den deutschen Sport und mich, wenn der Präsident so etwas sagt. Aber es ist nicht der Zeitpunkt für eine Entscheidung. Es wäre auch ihm und dem IOC gegenüber nicht fair."

Rogge, stets diplomatischer Gentleman, genießt innerhalb des IOC hohes Ansehen, auch weil sein Auftreten von Offenheit und persönlicher Bescheidenheit geprägt ist. In Konflikten sucht Rogge gern den Ausgleich, wirkt so, als hasse er jede Konfrontation. Ein Image, das ihm offenbar nicht sehr behagt. Schon vor seiner Wahl 2001 machte er deutlich: "Wer meint, dass ich nicht Nein sagen kann, kennt mich nicht. Richtig ist, dass ich zwar Chirurg bin, aber möglichst Blutvergießen vermeide."

Rogge, der sich als Präsident der europäischen NOKs einst eine wichtige Hausmacht schuf, sitzt seit 1991 im IOC und seit 1998 in der Exekutive. Seine erste große Herausforderung war die Aufsicht über die Spiele von Sydney 2000, von denen viele ein Debakel erwarteten. Das Gegenteil war am Ende der Fall - Rogge empfahl sich mit Unterstützung von Samaranch für das Präsidentenamt.

Kampf gegen Gigantismus, Doping und Korruption

Sein erstes Olympia wurde 2002 in Salt Lake City/USA vom Bestechungsskandal überschattet, nach dem zehn IOC-Mitglieder den Hut nehmen mussten. Böse Kritik erntete Rogge 2008 während Olympia in Peking. Beim Krisenmanagement vor und während der von Menschenrechtsverletzungen und Internetzensur überschatteten Sommerspiele erwies er sich als schwach, fand keine klaren Worte.

Angetreten, um gegen Gigantismus, Doping und Korruption, aber für die Jugend und eine Programmreform zu kämpfen, musste er so manchen Rückschlag hinnehmen. Sein Lieblingskind Jugend-Olympia lernt nach den Premieren 2010 im Sommer (Singapur) und 2012 im Winter (Innsbruck) gerade laufen.

Auf die Problemliste des Sports setzte Rogge zuletzt den Wettbetrug, den er neben Doping als die größte Bedrohung bezeichnet. Wenn sein Nachfolger die Mammutaufgabe anpackt, will Rogge endlich tun, was ihm elf Jahre verwehrt blieb: "Ich möchte meine vielen unausgepackten Bücher lesen, wieder mehr Zeit für meine Fitness haben und mich mit Kunst beschäftigen."

(Quelle: SID)


  • Jacques Rogge feiert am 2. Mai seinen 70. Geburtstag. Foto: picture-alliance
    Jacques Rogge feiert am 2. Mai seinen 70. Geburtstag. Foto: picture-alliance