IOC stellt Programm zielgerichteter Dopingkontrollen vor

Beim 6. Olympic Summit hat das IOC insbesondere über das Anti-Doping-Programm vor den Olympischen Winterspielen 2018 in PyeongChang Kommissionen informiert.

Das Olympische Feuer ist schon unterwegs: Am 9. Februar beginnen die Spiele in PyeongChang. Foto: picture-alliance
Das Olympische Feuer ist schon unterwegs: Am 9. Februar beginnen die Spiele in PyeongChang. Foto: picture-alliance

Für das Programm für die zielgerichteten Dopingkontrollen vor PyeongChang 2018 ist, wie schon vor Rio 2016, eine Task Force gebildet worden, in der die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), das IOC, die Doping-Free Sports Unit (DFSU) der Global Association of International Sports Federations (GAISF), die internationalen Wintersport-Verbände und die Nationalen Anti-Doping-Organisationen (NADO) aus Dänemark, Kanada, Japan, Großbritannien und den USA mitarbeiten.

Das Programm sieht folgende Maßnahmen vor: Von April 2017 bis Januar 2018 nehmen die internationalen Wintersport-Verbände und die NADOs der Welt mehr als 4000 zielgerichtete Kontrollen bei über 1800 Athleten/innen vor. Dabei liegt ein spezieller Fokus auf russischen Sportlern/innen, auf Athleten, die in den Top-20 ihrer jeweiligen Sportart sind, auf Athleten, die herausragende Leistungssteigerungen haben sowie auf Sportlern, die in der Vergangenheit auffällige Tests hatten. Von November an werden die internationalen Wintersport-Verbände monatlich berichten, wie viele Athleten aus welchen Ländern unter diesen Bedingungen getestet worden sind.

Russische Doping-Frage

Zudem gab es Informationen der Oswald-Kommission und der Schmid-Kommission über deren Arbeit in der russischen Doping-Frage. IOC-Mitglied Denis Oswald als Vorsitzender der Kommission, die sich die individuellen Athleten sowie deren Entourage anschaut, berichtete, dass es extrem aufwendig gewesen sei, eine rechtssichere forensische Methode zu entwickeln, mit der die Flaschen der russischen Dopingproben von den Olympischen Winterspiele Sotschi 2014 un-tersucht werden können. Diese steht nun.

Damit kann rechtssicher nachgewiesen werden, ob und an welchen Flaschen manipuliert worden ist. In den Entwicklungsprozess an der Universität in Lausanne waren zahlreiche forensische Experten, Mitarbeiter des Flaschenherstellers und die Experten eingebunden, die auch Prof. Richard McLaren bei seiner Ermittlungsarbeit im Auftrag der WADA unterstützt haben.

Aufgrund der fehlenden Methode habe das IOC bislang die gestarteten Verfahren nicht weiter fortführen, sondern nur Disziplinarverfahren gegen 28 russische Athleten eröffnen (Dezember 2016) können, hieß es. Nun liegen die ersten Ergebnisse der Tests vor. Dabei untersucht das IOC alle Flaschen der eingelagerten Dopingproben russischer Athleten von Sotschi 2014 forensisch und ihren Inhalt analytisch.

Außerdem wurden alle Dopingproben russischer Athleten der Spiele von London 2012 und Vancouver 2010 analytisch nachkontrolliert. Die Ergebnisse dieser Nachtests sind bereits veröffentlicht.

Der zusätzliche Aufwand für die Dopingproben von Sotschi sei notwendig, da das IOC hier deutlich über die Tests von Prof. McLaren hinaus gehe, erklärte Oswald. Diese Arbeit sei nicht Teil seines Mandats gewesen.

Forensisches Testverfahren

Die Oswald-Kommission gab bekannt, dass ihre Anhörungen von Athleten, die sich für die Winterspiele PyeongChang 2018 qualifizieren wollen, bis Ende November abgeschlossen sein sollen. Die Ergebnisse würden zeitnah nach jeder einzelnen Anhörung bekannt gegeben, so dass die internationalen Wintersportverbände mit ihren Disziplinarverfahren unmittelbar folgen und die betroffenen Athleten schnellstmöglich aus dem laufenden Qualifikationssystem für die Spiele in PyeongChang nehmen könnten. Denis Oswald hatte das forensische Testverfahren bereits ausführlich in zwei Briefen an die IOC-Athleten-Kommission erläutert, in einem Schreiben vom 16. Oktober und in einem weiteren Brief vom 23 Oktober 2017.

In vollem Gange seien zudem, so erklärte das IOC, die Anhörungen der Schmid-Kommission, vom früheren Schweizer Bundespräsidenten Samuel Schmid geführt. Deren Bericht werde in den nächsten Wochen vorliegen. Die IOC- Exekutiv-Kommission beabsichtige, im Dezember 2017 über die Teilnahme russischer Athleten an den Spielen in PyeongChang zu entscheiden.

Zudem missbilligte der Olympic Summit, dass schon vor Abschluss der Kommissionsarbeit und damit vor Abschluss eines fairen Verfahrens, auf das jedermann ein Recht habe, von einigen öffentliche Forderungen zum Strafmaß erhoben würden.

Independent Testing Authority

Vorgestellt wurde auch die in Gründung befindliche Independent Testing Authority (ITA). Präsidentin des Aufsichtsrates ist die ehemalige französische Sportministerin Valérie Fourneyron. Die Zusammensetzung des Aufsichtsrates ist jüngst von der WADA ratifiziert worden; das erste Tref-fen des Gremiums findet Anfang Dezember statt. Noch vor Jahresende soll der Generaldirektor gefunden sein, so dass die ITA ihre Arbeit Anfang 2018 aufnehmen könne, heißt es. Die ITA soll internationalen Verbänden und Veranstaltern von Sportgroßereignissen Services für das Management von Dopingtests anbieten, so dass die weltweiten Dopingkontrollen zukünftig unabhängig von Verbandsinteressen oder nationalen Interessen vorgenommen und weltweit harmonisiert werden können.

Eine Reihe internationaler Verbände habe schon zugesagt, die Dienstleistungen der ITA zu nutzen, hieß es in Lausanne; andere hätten Interesse bekundet.

Bei den Olympischen Winterspielen PyeongChang 2018 wird die ITA in Zusammenarbeit mit der DFSU das Management der Dopingkontrollen vom IOC übernehmen. Damit werden erstmals bei den Spielen Dopingkontroll-Management und Sanktionierung unabhängig vom IOC sein. Statt einer IOC-Disziplinarkommission entscheidet in PyeongChang, wie schon in Rio 2016, der Court of Arbitration for Sport (CAS) im Falle eines Dopingvergehens über die Sanktion.

Auch die Entwicklung des sogenannten „eSport“ diskutierten die Teilnehmer des Summit. Sie nahmen die rasante Entwicklung in diesem Bereich zur Kenntnis. Sie erklärten, „eSports“-Wettbewerbe könnten möglicherweise als Sportaktivität bewertet werden. Die beteiligten Spieler trainierten mit einer Intensität, die möglicherweise vergleichbar zu Athleten in traditionellen Sportarten sei.

Eine Voraussetzung für die Anerkennung von „eSports“ als Sport sei allerdings, dass die Olympischen Werte nicht missachtet würden. Außerdem müsse eine Organisation existieren, die die Compliance mit den Regeln der Olympischen Bewegung in Bereichen wie Anti-Doping, Wetten und andere Formen der Manipulation garantiere. Der Olympic Summit bat das IOC, zusammen mit GAISF einen Dialog mit der Spieleindustrie und Spielern aufzunehmen.

(Quelle: IOC)


  • Das Olympische Feuer ist schon unterwegs: Am 9. Februar beginnen die Spiele in PyeongChang. Foto: picture-alliance
    Das Olympische Feuer ist schon unterwegs: Am 9. Februar beginnen die Spiele in PyeongChang. Foto: picture-alliance