IOC vergibt Winterspiele 2022 an Peking

Peking ist Gastgeber der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022.

IOC-Präsident Thomas Bach verkündet in Kuala Lumpur die Entscheidung der IOC-Mitglieder: Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2022 wird Peking sein. Foto: picture-alliance
IOC-Präsident Thomas Bach verkündet in Kuala Lumpur die Entscheidung der IOC-Mitglieder: Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2022 wird Peking sein. Foto: picture-alliance

Das hat die Mehrheit der 85 teilnehmenden IOC-Mitglieder mit 44 zu 40 Stimmen bei einer Enthaltung bei der 128. Session des IOC am Freitag in Kuala Lumpur entschieden.

Die chinesische Hauptstadt, schon 2008 Olympiagastgeber, setzte sich gegen den einzigen Konkurrenten Almaty durch. Erstmals werden damit Winterspiele in eine Stadt vergeben, die schon einmal Sommerspiele organisiert hat.

Gastgeber der 3. Olympischen Jugend-Winterspiele 2020 wird Lausanne sein. Die Stadt am Genfer See, Sitz des IOC, erhielt damit den Vorzug vor Brasov in Rumänien. Auch das bestimmte die IOC-Vollversammlung am Freitag.

Hörmann: IOC hat Kritik aufgegriffen

Erstmals seit 1999, als es um die Winterspiele 2006 ging, standen den IOC-Mitgliedern für 2022 nur zwei Bewerber zur Auswahl. Die Gründe dafür seien vielfältig, sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), als Beobachter in Kuala Lumpur (komplettes Statement siehe unten). Die Gründe lägen „auch in der aktuell kritischen Sicht auf Großveranstaltungen und internationale Sportorganisationen in manchen Teilen der Welt“. Umso wichtiger sei es, ergänzte er auch mit Blick auf die Bewerbung Hamburg 2024, „dass das IOC dies mit der Agenda 2020 aufgegriffen hat“.

„Das IOC hat bereits in seinem Evaluierungsbericht kritische Themen wie Menschenrechte, Pressefreiheit und Arbeitsrechte pro-aktiv angesprochen und sich schriftliche Zusagen von der Regierung zur Einhaltung der Olympischen Charta geben lassen“, sagte Hörmann. „Wir begrüßen, dass der Host-City-Vertrag somit bereits erweitert wurde. Die konsequente Umsetzung wird wichtige Impulse setzen.“

Die Agenda wird erstmals im Bewerbungsverfahren für den Ausrichter der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 volle Anwendung finden. Dazu sagte Hörmann: „Wir werden gemeinsam mit der Stadt Hamburg der Weltfamilie des Sports ein Angebot machen, das die Wegmarken für eine nachhaltige und positive Stadtentwicklung setzt, aber auch die Risiken einer solchen Veranstaltung aktiv aufgreift.“

Vesper: Demnächst wieder mehr Kandidaten

Der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper, ebenfalls als Beobachter in Kuala Lumpur, äußerte sich zuversichtlich, dass sich demnächst wieder mehr Städte um die Austragung der Olympischen Spiele bewerben. In einem Interview mit rbb-inforadio sagte er am Freitag, es sei eine Sondersituation, dass es für die Austragung der Winterspiele 2022 mit Almaty und Peking nur zwei Kandidaten gegeben habe.

„Wir wären mit München ja gerne mit im Topf gewesen“, erklärte er. Auf die Kritik an derartigen Großveranstaltungen habe das IOC bereits mit seiner Agenda 2020 und Reformen reagiert. „Deswegen bin ich zuversichtlich, dass in den kommenden Vergaben auch wieder mehr Bewerber zur Verfügung stehen“, sagte Vesper.

Bach: Agenda 2020 verändert Auswahlprozess

IOC-Präsident Thomas Bach, der die Vollversammlung leitete und den Namen der Gastgeberstadt für die Olympischen Winterspiele 2022 bekanntgab, hatte zuvor in einem Gastbeitrag für verschiedene Zeitungen weltweit, darunter auch Opens external link in new windowdie FAZ, über die Vergabe und seine Reformpläne geschrieben.

Für das IOC werde die Entscheidung auch einen olympischen „Abschied“ bedeuten, sagte Bach darin. „Denn Almaty und Peking sind die letzten Kandidatenstädte, die das Bewerbungsverfahren begonnen haben, bevor das IOC die Olympische Agenda 2020 verabschiedet hat.“ Dieses Reformpaket werde den Auswahlprozess künftiger Gastgeberstädte erheblich verändern. „Dabei rücken die Aspekte Nachhaltigkeit, Vermächtnis und Transparenz in den Mittelpunkt.“

Die Änderungen ermöglichten den Gastgeberstädten, die Spiele ihren jeweiligen Interessen anzupassen, statt einheitlichen Anforderungen zu genügen. Schon Almaty und Peking hätten die von der Olympischen Agenda 2020 eingeräumte Flexibilität genutzt, „um ihre Pläne zu verbessern und die Kosten erheblich zu reduzieren“, schrieb Bach.

DOSB-Statement zur Wahl des Gastgebers der Winterspiele 2022

Zur Wahl von Peking zum Gastgeber der Winterspiele 2022 und zur Bewerbung Hamburgs um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 sagt DOSB-Präsident Alfons Hörmann:

„Erstmals seit 1999, als es um die Winterspiele 2006 ging, standen bei der heutigen Entscheidung den IOC-Mitgliedern nur zwei Bewerber zur Auswahl. Die Gründe dafür sind vielfältig und liegen auch in der aktuell kritischen Sicht auf Großveranstaltungen und internationale Sportorganisationen in manchen Teilen der Welt. Umso wichtiger ist es, dass das IOC dies mit der Agenda 2020 aufgegriffen hat.

Nun wird Peking als erste Stadt in der Geschichte Olympias Gastgeber für Sommer- und Winterspiele sein. Obwohl dieses Bewerbungsverfahren vor der IOC-Agenda 2020 gestartet worden ist, konnten wichtige Punkte noch nachverhandelt werden. Das IOC hat bereits in seinem Evaluierungsbericht kritische Themen wie Menschenrechte, Pressefreiheit und Arbeitsrechte pro-aktiv angesprochen und sich schriftliche Zusagen von der Regierung zur Einhaltung der Olympischen Charta geben lassen. Wir begrüßen, dass der Host-City-Vertrag somit bereits erweitert wurde. Die konsequente Umsetzung wird wichtige Impulse setzen.

Die heute getroffene Entscheidung unterstreicht nochmals die Bedeutung der Agenda 2020. Diese wird erstmals im Bewerbungsverfahren für den Ausrichter der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 volle Anwendung finden. Dies bietet die Chance, der globalen Verantwortung von Sportorganisationen einerseits und des Ausrichters der Spiele andererseits gerecht zu werden. Wir werden gemeinsam mit der Stadt Hamburg der Weltfamilie des Sports ein Angebot machen, das die Wegmarken für eine nachhaltige und positive Stadtentwicklung setzt, aber auch die Risiken einer solchen Veranstaltung aktiv aufgreift. Es geht darum, Chancen für alle sozialen Gruppen in Hamburg, aber auch für die Umwelt- , Lebens- und Arbeitsbedingungen national und international zu ergreifen und Debatten darüber, wie wir künftig leben wollen, anzustoßen. Hamburg bietet dafür hervorragende Rahmenbedingungen, diese Ausgangssituation wollen wir im zweifelsohne schwierigen Rennen um den Zuschlag nutzen. Dafür ist die aktive Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort in Hamburg ebenso von großer Bedeutung wie der Dialog mit der Zivilgesellschaft unseres Landes. 

Hamburg als ‚Tor zur Welt‘ soll zum ‚Tor für die Welt‘ werden – nachhaltig, offen für alle und begeistert von der Idee der friedlichen Begegnung der Menschen bei Olympischen und Paralympischen Spielen.“

Stellungnahme des Behindertensportverbandes zur Wahl in Peking

Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertenportverbandes (DBS), sagt zu der Entscheidung: „Hinsichtlich der Nachteile beider Bewerberstädte wäre Deutschland mit München wohl eindeutiger Sieger gewesen, wenn die Bevölkerung uns im Rennen gelassen hätte. In den beiden zuletzt verbliebenen Ländern sind teils dramatische Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Es bleibt zu hoffen, dass durch die Entscheidung, die Olympischen und Paralympischen Spiele nach Peking zu verlegen, die positiven Wirkungen des Sports schrittweise dabei helfen, die Menschenrechte zu respektieren. Und zwar so, wie es sich für ein friedvolles Miteinander auf der Welt gehört.

In Peking ist durch die Sommer-Paralympics 2008 eine gute Entwicklung für Sportler mit Behinderung  eingetreten. Wir hoffen, dass sich dies durch die erneute Ausrichtung von Paralympischen Spielen auf alle Menschen mit Behinderung ausweitet. Das wäre ein hoffnungsvolles Zeichen. Etwas verwundert bin ich hinsichtlich der Wahl für Peking aufgrund der Tatsache, dass die räumliche Nähe der Wettkampfstätten bei weit über 100 Kilometern Entfernung nicht gegeben ist.“

Vizepräsident Leistungssport, Dr. Karl Quade, sagt: „Die Paralympics 2008 in Peking waren ein positives Erlebnis und wir haben als Mannschaft eine schöne sowie erfolgreiche Zeit in China verbracht. Die Menschen waren sehr freundlich, die Wettkampfstätten imposant – auch wenn wir im Rahmen der Spiele natürlich immer nur ein begrenztes Umfeld eines Landes kennenlernen. Ich bin mir sicher, dass Peking die Paralympics 2022 gut ausrichten wird.“

(Quelle: DOSB)


  • IOC-Präsident Thomas Bach verkündet in Kuala Lumpur die Entscheidung der IOC-Mitglieder: Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2022 wird Peking sein. Foto: picture-alliance
    IOC-Präsident Thomas Bach verkündet in Kuala Lumpur die Entscheidung der IOC-Mitglieder: Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2022 wird Peking sein. Foto: picture-alliance