IOC-Wahlkampf: Schwarthoffs neuer Hürdenlauf

Für vier Nachrücker-Positionen bewerben sich 32 Kandidaten

Es wird gekämpft bei Olympia, auf Matten, im Boxring, um den Ball, um schnellere Zeiten, aber auch um Stimmen. Im Olympischen Dorf von Athen hängen überall Plakate mit den Konterfeis von 32 Sportlern; in der Mensa sind sogar Wahlkabinen aufgestellt.

 

Am schwarzen Brett des deutschen Quartiers hängt in dicken Lettern: «Wählt Florian Schwarthoff!» Es geht um vier freie Plätze in der Athletenkommission des einflussreichen Internationalen Olympischen Komitees (IOC). «Letztes Mal gab's 75 Prozent Beteiligung. Das hat den Charakter einer Landtagswahl», sagt der frühere Leichtathlet.

 

Schwarthoff soll Ruder-Olympiasieger Roland Baar ablösen, der nach acht Jahren turnusgemäß aus dem Gremium ausscheiden muss. Schafft es der Berliner nicht würde Deutschland nur noch mit Thomas Bach und Walther Tröger in der 123-köpfigen IOC-Riege vertreten sein. «Ich möchte Bindeglied zwischen Sportlern und Funktionären sein», betont Schwarthoff, der sich «im innersten noch als Athlet» fühlt.

 

Schwarthoff hält immer noch den deutschen Rekord über 100 m Hürden, aufgestellt 1995 in Bremen (13,05 Sekunden). Um dieses Mal ans Ziel zu kommen, kann er nicht nur den direkten Weg über alle Hindernisse wählen. «Das ist kein klassischer Wahlkampf, wie man ihn aus amerikanischen Kleinstädten kennt. Ich gehe nicht durchs Dorf und schüttle jedem die Hand», erklärt der Berliner.

 

Bis zum 25. August dürfen die 11 000 Olympia- Teilnehmer an die Urne gehen, ein Tag später wird bekannt gegeben, wer für acht Jahre als persönliches Mitglied ins IOC aufgenommen wird.

 

«Wenn ich von den deutschen Olympia-Teilnehmern den größten Teil hinter mich bekomme, ist das schon viel», sagte Schwarthoff. Seine Chancen könne er «sehr, sehr schwer einschätzen.» Viele Leichtathleten bewerben sich, weil sie auf zahlreiche Stimmen aus der olympischen Kernsportart hoffen: Jan Zelesny, Hicham El Guerrouj, Frankie Fredericks, Erik Noel oder Jan Zelezny.

 

Schwarthoff arbeitet in einem Berliner Architekturbüro, das am Umbau des Frankfurter Waldstadions beteiligt war und mittlerweile Aufträge für vier Stadienneubauten in Dubai hat.

 

Falls er gewählt wird, will sich der 36-jährige Berliner auch im Kampf gegen Doping engagieren: «Das ist eine der größten Herausforderungen, die es im Moment gibt.»

 

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