IOC will zweiten Fall Semenya verhindern

Zwölf Jahre nach Abschaffung des Geschlechtstests soll es im Sport bei Verdachtsfällen wieder Kontrollen für Frauen geben.

Caster Semenya gewinnt den 800m-Lauf der Frauen beim ISTAF in Berlin am 22. August 2010; Foto: picture-alliance
Caster Semenya gewinnt den 800m-Lauf der Frauen beim ISTAF in Berlin am 22. August 2010; Foto: picture-alliance

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Leitlinien entwickelt, nach der verdächtige Athletinnen ähnlich wie im Jahr 2008 Südafrikas 800-m-Weltmeisterin Caster Semenya auf eine Überproduktion an männlichen Hormonen (Hyperandrogenismus) untersucht werden sollen.

"Wir haben dieses Thema nach einigen Symposien und Konferenzen nun in London mit der IOC-Exekutive erörtert und wollen die neue Regel Anfang Juli bei der IOC-Vollversammlung verabschieden. Dieser Lösung sollen sich dann alle internationalen Fachverbände anschließen", sagte Arne Ljungqvist, Chef der Medizinischen Kommission des IOC, mit Blick auf Durban. Dort wird in drei Monaten auch der Gastgeber der Winterspiele 2018 gewählt. Neben München sind Pyeongchang/Südkorea und Annecy/Frankreich die Kandidaten.

Eine Frau soll laut Ljungqvist künftig bei Olympia nur starten dürfen, wenn ihr Level an Androgenen unter dem der Männer oder in einem Bereich liegt, aus dem sie keinen Wettkampf-Vorteil ziehen kann. Die Entscheidung über den Geschlechtsstatus soll von einem internationalen Expertenteam aus dem Bereich Hyperandrogenismus getroffen werden. In jedem Fall soll die Athletin anonym bleiben und nicht wie bei Semenya geschehen öffentlich weltweit diskutiert werden.

"Es wird wohl nicht sehr viele Fälle geben", sagt Ljungqvist und erklärt: "Weist eine Frau einen zu hohen Level an männlichen Hormonen auf, wird ihr vorgeschlagen, dass sie sich Maßnahmen unterzieht, die diesen Wert senken und somit einen Start in der Frauenklasse möglich machen. Ist sie nicht einverstanden, verliert sie ihre Startberechtigung."

Nach einer elfmonatigen Zwangspause von Caster Semenya hatte der Leichtathletik-Weltverband IAAF im Juli 2010 entschieden, dass die Südafrikanerin nach einer Hormonbehandlung weiter als Frau starten darf. Bei ihr gab es laut Experten sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale.

Die Athletenkommission des IOC hatte sich 1999 dafür starkgemacht, dass der Sextest ab 2000 nicht mehr angewandt wurde. Sie argumentierte, dass es durch die Aufsicht bei den Dopingkontrollen quasi unmöglich sei, dass ein als Frau verkleideter Mann einer Entdeckung entgehe. Darüber hinaus sei die Prozedur der Geschlechtsüberprüfung komplex, teuer und kontraproduktiv. Das IOC und die Fachverbände behielten sich jedoch in Einzelfällen vor, Athletinnen zu überprüfen - wie 2009 im Fall Semenya geschehen.

Normalerweise weisen Frauen zwei X-Chromosomen (XX) in ihren Zellen auf, Männer ein X- und ein Y-Chromosom (XY). Manche mit einem Y-Chromosom geborenen Menschen entwickeln alle körperlich charakteristischen Merkmale einer Frau - ausgenommen der inneren Sexualorgane. Sie leiden unter dem sogenannten Androgen Insuffizienz Syndrom (AIS).

Diese Frauen sind XY, allerdings kein Mann, weil ihr Körper nicht auf das produzierte Testosteron reagiert. Deshalb durften sie auch bei den Frauen starten. Wie sieben der acht Athletinnen, die 1996 bei Olympia in Atlanta positiv auf Y-Chromosomen getestet worden waren.

(Quelle: SID)


  • Caster Semenya gewinnt den 800m-Lauf der Frauen beim ISTAF in Berlin am 22. August 2010; Foto: picture-alliance
    Caster Semenya gewinnt den 800m-Lauf der Frauen beim ISTAF in Berlin am 22. August 2010; Foto: picture-alliance