Jeder kleine Schritt ist ein Schritt"

 

Von Michael Kühn, Sportpfarrer der Katholischen Kirche

 

 

Die ganze Welt hielt vor Entsetzen den Atem an. Es schien, als ob die

Welt vor Bestürzung über die grauenhaften Terroranschläge still stehen würde. Nur, der Fußball rollte am selben Abend weiter.

Viel zu spät kam die Reaktion der Uefa. Wieder einmal, wie bei der Katastrophe 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion, setzten die Sportfunktionäre ein falsches Signal, obwohl viele Spieler nicht antreten wollten. Der Eindruck, dass Geld, Spektakel und "business as usual" Vorrang haben, drängte sich auf.

Angesichts der Bilder des Terrors, der Zerstörung, des Todes und der eigenen Gefühle und Ängste, braucht es einfach eine Zeit der Ruhe und der Besinnung, die der Verarbeitung dient. Auch dem "öffentlichen" Sport steht es gut an, solche Zeiten der Besinnung und Ruhe zu gewähren, sollen seine hehren Worte nicht zu Phrasen degenerieren.

Doch wie angemessen reagieren? Auch in den Vereinen vor Ort? Sicherlich bringt es nichts, in einer depressiven Stimmung oder in Lähmung zu verharren, denn dann hätten die lebensfeindlichen Kräfte ihr Ziel erreicht. Einen allgemeinen Maßstab für die angemessene Reaktion gibt es nicht. Natürlich ist alles zu vermeiden, was zu sehr an Fest und Fun erinnert. Aber mehr gefragt ist Sensibilität. Miteinander reden, Absprechen und die Empfindlichkeiten und Gefühle der Beteiligten beachten und dementsprechend flexibel reagieren. Auch einmal nicht spielen, antreten müssen, ohne Sanktionen zu befürchten.

Bei der Rückkehr zur "Normalität" können dann Sport und Sporttreiben aufgrund ihrer lebensbejahenden Elemente helfen.

Aber es liegt angesichts der Ereignisse, der Gefühle und Ängste, in unserer Hand, wie diese Normalität aussieht. Auch in unseren Vereinen. Es liegt in unserer Hand, welche Geisteshaltung wir mit tragen oder fördern, ob wir uns für einen menschlichen Umgang einsetzen, der keine Ausgrenzung oder Benachteiligung, Missachtung, Rassismus oder Gewalt aufkommen lässt. Automatisch passiert nichts.

Sicherlich, wir, unsere Vereine und der Sport verändern nicht die große Welt. Aber es liegt an uns, ob wir unsere Umgebung und unsere kleine Welt verändern. Jeder kleine Schritt ist ein Schritt. Und wer weiß, was passiert, wenn alle mitmachen!