Judoka Julia Matijass steht in Deutschland fest auf der Matte

Sie ist prominent, wird bejubelt und hat ihren Weg in Deutschland gefunden. Zugegeben, was die gebürtige Russin Julia Matijass in ihrer neuen Heimat erreicht hat, schaffen die wenigsten Menschen, die aus anderen Ländern nach Deutschland ziehen.

Julia Matijass zusammen mit der Bronze-Judoka Annett Boehm (rechts, alle Fotos: Bongarts).
Julia Matijass zusammen mit der Bronze-Judoka Annett Boehm (rechts, alle Fotos: Bongarts).

Die Judoka, die bei Olympia in Athen für das deutsche Team Bronze holte – und damit die erste Medaille der Wettkämpfe für Deutschland überhaupt – könnte aber für viele ein Vorbild sein. Denn die Probleme, die sich auftun, wenn jemand in ein anderes Land geht, um dort zu leben, musste Julia Matijass genauso bewältigen, wie alle anderen Zuwanderer. Der Sport half ihr dabei.

 

Integration durch Judo

 

Ihre Judokarriere begann mit 13. In ihrer Heimat Russland erkämpfte sich Julia Mattijass einen Platz in der Jugendnationalmannschaft. Als ihr Mann, ein Russlanddeutscher, vor rund zehn Jahren nach Deutschland ging, folgte sie ihm in die unbekannte neue Heimat Osnabrück. „Ich hatte zwar in der Schule Deutsch gelernt, aber konnte mich trotzdem kaum unterhalten. Die erste Zeit war ziemlich schlimm", erzählt Julia Mattijass heute in fließendem Deutsch. Der Fakt, dass die Familie und all ihre Freunde in Russland waren, machte den Start in Deutschland nicht einfacher. Nachdem der Geburt ihres Kindes ging Julia Mattijass in die Offensive. Sie besuchte einen Sprachkurs und besann sich auf das, was sie wirklich konnte: Judo.

 

Julia Matijass und ihr Trainer Littkopf nach dem Gewinn der Bronzemedaille in Athen 2004.

 

„Ich habe immer wieder diese Zeitungsannoncen vom Judoclub ‚Crocodiles Osnabrück’ gelesen und bin dann eines Tages hingegangen." Die gute Judo-Schule aus Russland hat ihr geholfen, schnell im Verein Fuß zu fassen. Ihr Trainer Jürgen Fürchtmeyer sagt heute: „Als Julia bei mir auf der Matte stand, wusste ich gleich: Das ist ein Riesentalent." Trotz der Sprachbarriere schaffte Julia Mattijass über den Vereinssport schnell die Integration in die neue Gesellschaft: „Man hat mich hier nach meinen Leistungen beurteilt. Das hat viel geholfen." Der Sport, so sagt die Olympiamedaillengewinnerin und deutsche Staatsbürgerin heute, „hat mir geholfen, mich zu integrieren. Ich habe viele Freunde gefunden."

 

Anderen Zuwanderern würde Matijass immer empfehlen, einen solchen Weg zu gehen. Wer in einem Verein trainiert, der „hängt man nicht die ganze Zeit nur mit anderen Aussiedlern rum, der kommt automatisch in Kontakt mit Deutschen."

 

Auf keinen Fall abkapseln, auch wenn es mit der deutschen Sprache noch nicht so richtig klappt, Sprachkurse belegen, sich auf eine Sache konzentrieren, die man wirklich kann – das sind die Empfehlungen die Julia Mattijass allen gibt, die wie sie, neu in Deutschland sind und waren. Nicht jeder wird gleich Olympiamedaillengewinner, aber der Weg von Julia Mattijass ist beispielhaft dafür, wie Integration in die Gesellschaft durch Sport funktionieren kann. Seit kurzem macht die 31-Jährige eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung Osnabrück mit sicherer Aussicht auf eine spätere Arbeit als Verwaltungsangestellte.

 

Das beste Fazit zieht Julia Matijass selbst: „Durch die Unterstützung von meinem Trainer und durch den Sport, bin ich das, was ich heute bin".


  • Julia Matijass zusammen mit der Bronze-Judoka Annett Boehm (rechts, alle Fotos: Bongarts).
    Julia Matijass zusammen mit der Bronze-Judoka Annett Boehm (rechts, alle Fotos: Bongarts).