Die Leitlinien im Sportstätttenbau heißen bedarfsgerecht, menschen- und mitgliederfreundlich, energieeffizient, wirtschaftlich und kreativ. Die Wirklichkeit schaut jedoch katastrophal aus. 50 Prozent der etwa 210.000 Sportanlagen sind veraltet. Der Sanierungsstau bewegt sich inzwischen bei 42 Milliarden Euro. Professor Christian Wopp (Uni Osnabrück) erwartet: „Der Sanierungsstau wird vermutlich nicht abgebaut.“ Trotz aktueller Konjunkturspritzen. 170.000 Anlagen sind Energieverschwender. In der Umweltbilanz fallen damit 1,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid an. 1,3 Milliarden Euro wären allein auf dem Energiesektor nötig, 1.000 Arbeitsplätze ließen sich schaffen. Der Sportwissenschaftler hat auch herausgefunden: „Hallen und Sportstätten in öffentlicher Hand sind in bedrohlichem Zustand. Schlechte Hallen sind ein Wettbewerbsnachteil für Sportanbieter.“ Dagegen sind die Anlagen der Großvereine überwiegend gut in Schuss. Noch immer dominiert in Deutschland die zweck-orientierte normierte Betonburg. Vielfach nutzbare, offene, einladende und humane Sporträume sind selten. Lediglich ein Viertel der Sportaktivitäten jedoch findet in traditionellen Sportstätten statt. Wopp: „Ein Viertel der Fläche wird durch traditionelle Turngeräte blockiert.“ Auch die Auslastung sei ungenügend.
Die demografische Entwicklung zwingt zur veränderten Sportraumgestaltung. Im Vergleich zu 1964 gibt es ein Viertel weniger Kinder und Jugendliche. Wopp: „Es gibt fast keine eigene Kinderkultur mehr.“ Latenter Geburtenrückgang trifft die Spiel- und Mannschaftssportarten. Wopp experimentiert mit Teamstärken im Fußball, (neun gegen neun) oder im Volleyball: „ Drei gegen drei wäre die ideale Größe.“ Seine Untersuchung zu den Auswirkungen der WM 2007 in der Handball-Landschaft bescherte das Ergebnis „kaum vorhanden“. Der Zug in die Ballungsräume (Metropol-Regionen) entvölkert künftig ganze Landstriche, was neue Strukturen und Strategien, vor allem wohnortnahe die Sport- und Bewegungsräume verlangt. Das erhöht die Bereitschaft Sport zu treiben und hat ökologischen Mehrwert: Die Leute kommen zu Fuß oder mit dem Rad.
Die Sportanlage der Zukunft
„Die Zukunft des Sports ist weiblich“, betont Wopp, angesichts der Frauen-Mehrheit (54 Prozent). Tanz, Expressivität, Gesundheit, Ausdauer, damit ästhetische und gepflegte Sporträume, sind hier gefragt. Studien dokumentieren, in allen untersuchten Kommunen dominieren Radfahren („Diese Bewegung geht am Radsportverband vorbei“), Schwimmen, Laufen, Fitness. Fußball, die erste Spielsportart, folgt überall auf Rang fünf. Zwei Drittel aller Aktivitäten entfallen auf Ausdauer/Outdoor und Gesundheit/Fitness. Natur, Straße, offene Sporträume sind begehrt: „Es hat sich das Sportverständnis verändert. Die Vereine haben längst das Monopol verloren, geraten stärker in Rechtfertigungsdruck.“ Wopp malte die Sportanlage der Zukunft aus: Vielfältig nutzbar, gut erreichbar, leicht zugänglich, verbrauchernah, vielgestaltig, bedarfsgerecht gemanagt, energieeffizient: „Schauen Sie sich ganz genau das Umfeld an und beobachten Sie, wie sich die Themenfelder verändern.“ Sportgelegenheiten ersetzen künftig normierte Wettkampfstätten. Freilufthallen - offene überdachte Anlagen mit variabler Ausstattung (Rampen, Kletterwände)und ganzjährig nutzbar, sind 50 Prozent preiswerter im Bau und verschlingen lediglich 30 Prozent an Unterhalts/Betriebskosten. An kleineren Anlagen für Gymnastik und Fitness herrscht Bedarf. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) ist mit dem „Zukunftsmodell Turn-Mehrzweckhallen“ so der Titel einer Broschüre, auf dem Markt, das auf 15 x 15 Metern Gymnastik-, Kinderturn- und Gesundheits/Fitness-Halle kombiniert. DTB-Ehrenpräsident und Co-Autor Professor Jürgen Dieckert (Oldenburg) warb für diese Nutzungs- und Erlebnisqualität. Sie paart Wirtschaftlichkeit mit Wohlbefinden, berücksichtigt humanökologische Grundwerte und beschert zugleich energetischen Nutzen (Tageslicht, natürliche Be- und Entlüftung).
15 dieser Holzbauten sind mit Beratungsunterstützung des DTB bisher errichtet, eine bisher ernüchternde Quote. Diese sind abgewandelt auf die jeweiligen Bedürfnisse und Strukturen vor Ort. Beim Kernthema Energie - Kostensparen; und Gebäudemanagement - klangen die Empfehlungen der Experten gleich: Ehrliche Bedarfs- und Bestandsanalyse vor der Sanierung und Neubau. Kontrolle der Verbrauchsdaten. Fachliche Beratung im Dschungel der Anbieter. Contracting mit seriösen Unternehmen. Steuerung des Energiebedarfs und Abbau der Versorgungsspitzen. Erneuerbare Energien intelligent integrieren. Jens Prüller, Energieberater im Referat Sportinfrastruktur des LSB Hessen, warnte vor den vielen Geschäftemachern und Heilsbringern auf dem Photovoltaik/Solarstrom-Markt: „Ich habe noch keine Anlage gesehen, die sich amortisiert.“ Prüller, seit 1998 bei vielen der 1.500 Öko-Checks mit vor Ort, sagte auch: „Die Energiesparpotentiale sind groß, nur man muss sie finden und jemanden haben, der sich darum kümmert.“ Ralf Kamp, Vorstandsmitglied des FK und Geschäftsführer des TV Jahn Reine, hat beim Check im Heimatverein die Erkenntnis gewonnen: „Es ist wirklich immer wieder interessant und erstaunlich, an welchen Stellen man was machen kann.“
Die 125 Delegierten aus 63 Vereinen wählten die FK-Vorsitzende Silvia Glander (Ratingen) bei der Mitgliederversammlung für weitere zwei Jahre. Sie ist seit sechs Jahren im Amt. Schatz-meister Horst Lienig: „Wir haben eine Vorsitzende, die auch auf der politischen Ebene weiß, wie dort aufzutreten ist.“ Auch zwei der vier Stellvertreter, Ralf Kamp und Frank Kunert (Geschäfts-führer des Oldenburger Turnerbundes), erhielten erneut das Vertrauen. Die Mitglieder-Zahl der AG Großsportvereine (165) bleibt stabil. Geschäftsführerin Doris Büttner: „Vier Ein- und Austritte, das hält sich die Waage.“ Neu sind SC Neukölln, Frankonia Nürnberg, Osnabrücker Turnverein und SC Schenefeld.