„Kinder stark machen“ - Die Kampagne sollte verstärkt gefahren werden

Die dsj wird auch weiterhin einen zweckorientierten Beitrag zur Kampagne „Kinder stark machen“ leisten, die von der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung vor zehn Jahren gestartet wurde und ein Erfolgsprojekt ist.

"Der Sportverein kann viel für ein Miteinander von jungen Leuten leisten". Copyright: picture-alliance
"Der Sportverein kann viel für ein Miteinander von jungen Leuten leisten". Copyright: picture-alliance

Das erklärte der dsj-Vorsitzende und das DOSB-Präsidiumsmitglied Ingo Weiss im Vorfeld der Themenschwerpunktsitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages am Mittwoch (13. Februar). „Die aktuellen Entwicklungen der letzten Wochen und die starke öffentliche Diskussion über die Vermeidung von Jugendgewalt zeigen, dass diese Kampagne verstärkt gefahren werden muss. Der Sportverein vor Ort mit seinen vielen ehrenamtlich arbeitenden jungen Betreuern kann weitaus mehr leisten als die kostenintensiven sozialpädagogischen Projekte in der Aufbereitung des Problems. Nach wie vor gilt: Der Sportverein ist die beste, effektivste Sozialstation, die aus der Mitte der Gesellschaft kommt.“ 

Ingo Weiss akzentuiert, dass die Säulen Sport – Bewegung – Kontakt – gemeinsames Erleben – faires Miteinander viele Fehlsteuerungen bei Kindern und Jugendlichen beseitigen können, die sich wegen ihrer so von ihnen definierten Unterlegenheitsgefühle in Randgruppen des gesellschaftlichen Spektrums begeben haben. Ingo Weiss: „Ganz wichtig ist auch, dass wir die Ergebnisse der Brettschneider-Studie umsetzen, die vor Jahren für so viel Wirbel gesorgt hat. Das Thema Alkohol und Verantwortung muss vor Ort in den Vordergrund gerückt werden. Der Sportverein mit seinen Betreuern muss den Kids deutlich machen, dass beim Alkoholkonsum Grenzen gesetzt werden müssen. Das soll natürlich nicht mit dem großen belehrenden Zeigefinger geschehen, sondern: Wenn wir das Selbstvertrauen eines jeden Einzelnen stärken, dann braucht der Pubertierende nicht den Alkohol als Frustbetäuber oder Glücksgefühlbringer.“ 

„Kinder stark machen: Das bedeutet auch, den Sportverein stark zu machen“, meint der gelernte Betriebswirt, der Hochschulsport-Verantwortliche an der Universität Münster, der Präsident des Deutschen Basketball-Bundes und der ehrenamtliche Basketball- und Skilehrer. „Wir alle im Sport müssen als Botschafter für die jungen Leute auftreten, die sich in einer Randgruppe befinden oder sich selbst dorthin bugsiert haben. Gerade der Sport kann viel für ein Miteinander von jungen Leuten leisten, die sich gegenseitig Orientierung geben. So kommen in den Basketballmannschaften der Hauptschüler und der Sohn vom Professor zusammen, die sich ansonsten wegen der unterschiedlichen Schularten, die sie besuchen, nicht mehr treffen. Der eine lernt vom anderen etwas.“ 

Für Aktionen wie „Kinder stark machen“ benötige die Sportjugend aktuell nicht mehr Mittel – „das wäre zwar schön, steht aber nicht als ultimative Hauptforderung auf unserer Agenda“, unterstreicht Ingo Weiss. „Wir müssen unsere Strukturen festigen und stärken. Das Wesentliche kommt sowieso aus dem bürgerschaftlichen Engagement, gerade von den Gleichaltrigen, die sich als Betreuer oder Übungsleiter freiwillig in den Dienst des Sports und damit auch der Gemeinschaft stellen.“   

Martin Schönwandt, Geschäftsführer der dsj und Direktor für den Geschäftsbereich Jugendsport im DOSB, ergänzt: „Kampagnen wie die Initiative ‚Kinder stark machen’ sind wirkungsvoll. Der Sport ist ein sehr erfolgreiches Medium für Suchtprävention, Gewaltvorsorge und für die Gesundheitsprävention. Wir brauchen dafür natürlich Mittel, damit alle diese Projekte weitergehen können. Geklärt werden muss: Wo beginnt die öffentliche Aufgabe der Daseinsvorsorge, und welchen Anteilszuwachs wollen Bund und Länder aufbringen, um zur Vermeidung von Süchten, Kriminalität und Krankheiten entscheidend beizutragen?“ 

Die Kampagne „Kinder stark machen“ der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung ist eine Aktion zur Primärprävention; sie ziele auf die „Ich-Stärkung von Kindern“, heißt es. Das Projekt gliedert sich in einen „Eventbaustein“ mit Aktionspaketen für Vereine und Schulen und in ein Fortbildungsangebot für Übungsleiter und Trainer, das der frühere erfolgreiche Hürdenläufer Harald Schmid organisiert. Die von der dsj realisierten Kooperationen sind dabei vielschichtig: Die Kampagne ist Veranstaltungsbaustein des „Festivals des Sports“; Rahmenrichtlinien und Arbeitsmaterialien für die Qualifizierung der Betreuer werden erstellt; und schließlich gibt es eine engagierte Mitwirkung der Spitzenverbände, vor allem mit der Deutschen Turnerjugend, der DJK-Sportjugend, dem Deutschen Leichtathletik-Verband und dem Deutschen Fußball-Bund. 

Neben der Kampagne gegen Tabakkonsum („Rauch-frei“) ist die im Sommer letzten Jahres in Berlin vorgestellte Anti-Alkohol-Kampagne, durch die wöchentlichen Berichte über das Komatrinken und den Freitagnacht-Exzessen von Kindern und Jugendlichen vor allem in den Ballungsgebieten hochaktuell, ein Aktivposten der dsj-Projektaktivitäten. Der DOSB habe durch seinen Präsidenten Thomas Bach die weitere Unterstützung der Kampagne für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zugesagt, nunmehr in ausgewählten Bundesländern, unterstreicht Schönwandt. „Gut drauf“, eine Kampagne zur Förderung eines gesunden Lebensstils, Aktivitäten der Aids-Prävention und der Dopingverhinderung sind weitere Programmfelder.


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