Kinderleichtathletik nachhaltig gestalten

Das Sammeln von Plastikflaschen, Kaffeebechern und Pinienzapfen schont nicht nur die Umwelt, sondern stärkt auch den sozialen Zusammenhalt.

DOSB-Experte Ralph Mouchbahani (Mitte) zeigte sich begeistert über das Engagement der Teilnehmer/innen beider Workshops. Foto: DOSB/Alassaf
DOSB-Experte Ralph Mouchbahani (Mitte) zeigte sich begeistert über das Engagement der Teilnehmer/innen beider Workshops. Foto: DOSB/Alassaf

Vom 25.09. bis zum 30.09.2017 fand unter dem Titel „Kids‘ Athletics“ ein Leichtathletik-Workshop in Gaziantep und Şanlıurfa statt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) organisierte in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) den Workshop mit dem Auslandsexperten Ralph Mouchbahani. Ziel des Workshops war es, türkische und syrische Multiplikatoren/innen auszubilden, die Sport und Bewegungsangebote in Vereinen, Schulen und Gemeindezentren initiieren und etablieren sollen. Dadurch soll der interkulturelle Austausch, die gegenseitige Achtung und Wertschätzung von Verschiedenheit zwischen syrischen Flüchtlingen und der aufnehmenden Bevölkerung im Südosten der Türkei gefördert werden.  Im Laufe des Jahres werden sieben solcher Workshops in verschiedenen Sportarten angeboten, die den Multiplikatoren/innen Mitgestaltungsmöglichkeiten eröffnen und zur Übernahme von Verantwortung führen. Die Maßnahmen in der Türkei stehen im Kontext einer weiter gefassten Zusammenarbeit zwischen BMZ und DOSB. Unter dem Dach von „Sport für Entwicklung“ werden mit gemeinsamen Projekten Kinder und Jugendliche in Entwicklungsländern in ihrer Entwicklung gefördert. Dabei geht es nicht nur um die positiven gesundheitlichen Auswirkungen von Bewegung: Sport wird hier gezielt genutzt, um Werte wie Respekt, Fair Play und Teamgeist zu fördern und um Bildungsanreize zu setzen. Auch Wissen über Themen wie Friedensförderung, Umweltschutz oder Geschlechtergerechtigkeit lässt sich gut im Kontext des Trainings vermitteln. Im Fluchtkontext stehen die Verständigung und Wertschätzung zwischen lokalen Gemeinden und geflüchteten Menschen im Fokus, so auch beim Leichtathletik-Workshop in Gaziantep.

Am ersten Tag des Workshops wurden die ca. 50 Multiplikatoren/innen dazu aufgerufen, Materialien aus den zur Verfügung stehenden lokalen Ressourcen herzustellen – so wurden leere Plastikflaschen, Pinienzapfen und leicht beschädigte Gegenstände und Materialien für unterschiedliche Parcours wiederverwendet. Das hat abgesehen vom Umweltgedanken für die syrischen und türkischen Multiplikatoren/innen einen praktischen und finanziellen Nutzen: Dieser Ansatz bietet sich besonders im Flüchtlingskontext an, da Kinder und Jugendliche für Leichtathletik anfangs keine besondere Sportausrüstung benötigen. Sportmaterialien können mit einfachen Gegenständen aus Abfallprodukten, wie gebrauchten Reifen, leeren Plastikflaschen und Kaffeebechern gebaut werden. Die Workshops sind aber auch ein Türöffner zu einer offenen Gesellschaft, denn hier werden türkisch-syrische Freundschaften über kulturelle und soziale Unterschiede hinweg aufgebaut. Sprachbarrieren spielen dabei aufgrund von universeller Regeln im Sport eine geringe Rolle. Der Abschluss des Workshops wurde mit einem Kids‘ Athletics Festival in Şanlıurfa eingeleitet: In einem selbstgebauten Parcours wurden die motorischen Fähigkeiten von Kindern – auch mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen – in Kraft, Schnelligkeit und Gleichgewichtsinn geschult. Aber auch die kognitiven Fähigkeiten und die Vorstellung von der eigenen körperlichen Fähigkeit und unterschiedliche Bewegungsmöglichkeiten wurden in verschiedenen Disziplinen erforscht. “Spiel, Spaß und Bewegung stehen beim Kids‘ Athletics Ansatz im Vordergrund und in spielerischer Form werden Kinder und Jugendliche nicht nur an die Leichtathletik herangeführt, sondern erweitern auch ihre sozialen Fähigkeiten. Kinder lernen, sich an Regeln zu halten und Rücksicht auf andere zu nehmen“, resümierte der DOSB-Experte Ralph Mouchbahani.

Kids‘ Athletics ist eine weltweit anerkannte und erfolgreich umgesetzte Methode, die die Grundbewegungsformen Laufen, Springen, Werfen in den Mittelpunkt stellt und im Kontext von Sport für Entwicklung inhaltlich mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der internationalen Gemeinschaft verbunden werden kann.  Leichtathletik schult nicht nur Motorik, Kraft und Ausdauer, sondern muss auch auf die physiologischen, motorischen und sozialen Entwicklungen des Kindes angepasst werden. Der Workshop wurde im Rahmen des Vorhabens „Sport für Entwicklung im Bildungsprogramm für syrische Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden, Türkei“,  das der DOSB in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Gaziantep umsetzt, organisiert und gefördert.


  • DOSB-Experte Ralph Mouchbahani (Mitte) zeigte sich begeistert über das Engagement der Teilnehmer/innen beider Workshops. Foto: DOSB/Alassaf
    DOSB-Experte Ralph Mouchbahani (Mitte) zeigte sich begeistert über das Engagement der Teilnehmer/innen beider Workshops. Foto: DOSB/Alassaf