Klimaanpassung als Herausforderung für den Sport

Beim Symposium in Bodenheim werden Strategien und Maßnahmen für einen klimaangepassten Sport diskutiert.

Direkte Risiken für Sportler*innen durch den Klimawandel sind beispielsweise Hitzeerkrankungen sowie UV-bedingte Hautschädigungen. Foto: picture-alliance
Direkte Risiken für Sportler*innen durch den Klimawandel sind beispielsweise Hitzeerkrankungen sowie UV-bedingte Hautschädigungen. Foto: picture-alliance

Der Klimawandel stellt den Sport in zweifacher Hinsicht vor große Herausforderungen. Zum einen geht es darum, die sportbedingten Treibhausgasemissionen deutlich zu verringern; zum anderen müssen die mit dem Klimawandel einhergehenden Risiken für die Sportausübung und die Sportinfrastruktur minimiert werden.

Der zweite Aspekt wurde beim Symposium „Klimaanpassung im Sport“ in Bodenheim näher in den Blick genommen. Die Symposiumsreihe zur nachhaltigen Sportentwicklung wird vom Deutschen Olympischen Sportbund und Deutschen Fußball-Bund getragenen und fand mittlerweile in der 28. Auflage statt. Die zweitägige Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit Thomas Wilken konzipiert und umgesetzt.

Die Impulsvorträge und Diskussionen konzentrierten sich auf die gesundheitlichen Risiken des Klimawandels, die Auswirkungen auf die Sportinfrastruktur, die Thematisierung in Sportverbänden und -vereinen und entsprechender Entwicklung von Strategien und Maßnahmen für einen klimaangepassten Sport.

Einleitend skizzierte Michael Kracht, für den Sport zuständiger Referatsleiter im Bundesumweltministerium, die generellen und bereits seit Jahren zu beobachtenden Folgen des Klimawandels: Zunahme von Hitzetagen, Trockenheit und Niedrigwasser, Starkregen und Überschwemmungen sowie die Veränderung natürlicher Systeme durch den graduellen Temperaturanstieg.

Hieran anknüpfend beschrieb Prof. Dr. Sven Schneider (Universität Heidelberg) die mit dem Klimawandel einhergehenden sportspezifischen Gesundheitsrisiken. Neben direkten (Hitzeerkrankungen, Unfällen und Verletzungen, UV-bedingte Hautschädigungen) seien auch indirekte Risiken (Atemwegserkrankungen, Zunahme von Infektionen, psychische Belastungen) von Bedeutung. Zur Risikominimierung empfahl er ein breites Spektrum technisch-baulicher (z.B. Wasserspender, Blitzschutzhütten), organisatorischer (z.B. Änderung von Trainings- und Wettkampfzeiten) und personenbezogener Maßnahmen (z.B. z.B. Abkühlen, Pulskontrollen).

Schon heute bringt der Klimawandel nicht nur für die Gesundheit der Sporttreibenden, sondern auch für die Sportinfrastruktur erhebliche Risiken mit sich. Beispiele hierfür sind von Starkregenfällen überflutete und zerstörte Sportplätze, bei hohen Temperaturen verschmolzene Fasern auf Kunstrasenflächen, fehlender Naturschnee in Wintersportgebieten oder auch aufgrund niedriger Pegelstände nicht mehr per Kanu befahrbare Fließgewässer.

Für Sportfreianlagen empfahl Dr. Jutta Katthage (Bundesinstitut für Sportwissenschaft) die Berücksichtigung stadtklimatischer Wirkungen in den Planungsprozessen, die Durchführung klimatischer Ausgleichsmaßnahmen (z.B. Rückbau versiegelter Flächen, Anlage zusätzlicher Vegetationsflächen) und Förderanreize für Maßnahmen zur Klimaanpassung. Benjamin Müller illustrierte anschließend die Berücksichtigung des Themas Klimaanpassung in der Arbeit des Sportamtes der Stadt Köln. Er hob insbesondere die flächensparende Anlage von Sportstätten und die Planung zur weitgehenden Versickerung von Oberflächenwasser auf einer Sportanlage hervor.

Am Beispiel des Golfsports zeigte Dr. Sabine Köhler, Vorsitzende des Arbeitskreises „Klimafreundlicher Golfbetrieb“ im Deutschen Golf Verband, die sportartspezifischen Herausforderungen des Klimawandels auf. Zum einen verlange der hohen Bewässerungsbedarf von Golfplätzen zukünftig ein möglichst autarkes Wassermanagement, zum anderen bedürfe es erheblicher Anstrengungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Das Thema Klimaanpassung ist bislang im Sport kaum präsent. Die Erfahrungen mit einem Projekt zur Sensibilisierung und Qualifizierung von Sportvereinsmitgliedern und -verantwortlichen deuten darauf hin, so die Projektverantwortliche Dr. Alexandra von Winning (Lust auf besser Leben gGmbH), dass vor allem niedrigschwellige Angebote, die die gesundheitlichen Risiken des Klimawandels in den Mittelpunkt rücken, Aussicht auf Erfolg haben. Außerdem sei in der Kommunikation die Verknüpfung von Klimaschutz und Klimaanpassung als zwei Seiten einer Medaille empfehlenswert.

Nach einem Impuls von Christian Siegel (Leiter des Ressorts „Sportstätten, Umwelt und Nachhaltigkeit“ im Deutschen Olympischen Sportbund) verständigten sich die 20 persönlich eingeladenen Expert*innen in der abschließenden Diskussion des Symposiums auf drei strategische Handlungsansätze zur stärkeren Berücksichtigung des Themas Klimaanpassung in

Sportorganisationen:

  • Wissen erweitern und verbreiten (Wissenslücken schließen, positive Praxisbeispiele ermitteln, Wissensmanagement aufbauen)
  • Sportartspezifische Anpassungskonzepte entwickeln (Handlungsempfehlungen zu Gesundheit, Organisation und Infrastruktur erarbeiten)
  • Fördermöglichkeiten vereinfachen (Förderprogramme auch für Sportorganisationen öffnen, Förderberatung anbieten)

Die nächsten konkreten Schritte sollen unter anderem der Launch und die fortlaufende Weiterentwicklung der DOSB-Website „Klimawandel und Gesundheit“, die Thematisierung der Klimaanpassung bei Tagungen von Sportverbänden und ihren Partnerorganisationen aus dem kommunalen Sektor, der Start des vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft initiierten Projektes „Klimaangepasste Sportanlagen“ sowie die Initiierung eines vom DOSB getragenen Projektes zur modellhaften Erprobung von Klimaanpassungsmaßnahmen in Kooperation mit den DOSB Mitgliedsorganisationen sein.

Weitere Informationen

(Quelle: DOSB)


  • Direkte Risiken für Sportler*innen durch den Klimawandel sind beispielsweise Hitzeerkrankungen sowie UV-bedingte Hautschädigungen. Foto: picture-alliance
    Rückenansicht eine Sportlerin mit Eisbeutel auf dem Kopf Foto: picture-alliance