Klimaschutz im Sport (5): Sportvereine kombinieren

In einer zehnteiligen Reihe stellt der DOSB anhand verschiedener Praxisbeispiele aus dem Sport mögliche Ansatzpunkte für Klimaschutz vor und ruft zu mehr Engagement auf.

 

Schon allein mit einer Solaranlage auf dem Dach wird die Umwelt entlastet Foto: picture-alliance
Schon allein mit einer Solaranlage auf dem Dach wird die Umwelt entlastet Foto: picture-alliance

Klimaschutz spielt auch im Sport eine immer größere Rolle. Die Handlungsfelder sind dabei vielseitig: ob energieeffiziente Sportstätten, Ressourcenschutz im Verein, umweltfreundliche Sport(groß)veranstaltungen oder klimafreundliche Verkehrskonzepte. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten aktiv zu werden – sei es auf den Ebenen der Sportverbände, der Vereine oder der Sportaktiven. Dies bringt nicht nur Vorteile für den Klimaschutz, sondern auch für die Sportorganisationen. Hierzu zählen zum Beispiel Kostenersparnisse, Imagegewinn und neue Handlungsmöglichkeiten. Der DOSB hat im Sommer 2009 die Initiative „Klimaschutz im Sport“ gestartet, die vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Ziel ist es, auf die Handlungsmöglichkeiten des Sports in diesem Themenfeld aufmerksam zu machen und entsprechende Aktivitäten anzuregen. Hierzu wurden bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt wie beispielsweise das DOSB-Internetportal www.klimaschutz-im-sport.de, der Förderwettbewerb für Sport-verbände oder der Wettbewerb „Klimaschutz im Sportverein“. In einer zehnteiligen Artikelreihe zeigt der DOSB in den nächsten Monaten anhand verschiedener Praxisbeispiele aus dem Sport mögliche Ansatzpunkte und ruft zu Engagement für den Klimaschutz aufrufen.

Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele rücken immer stärker in die Arbeits- und Themengebiete von Sportvereinen. An energetische Sanierung, den Bau von Solaranlagen oder Installation von Wasser-, Strom- oder Gaseinspartechnik schließen sich Programme an, die sich an Kinder, Jugendliche oder auch renamtlich Aktive in den Vereinen richten.

Ganz vorn dabei ist der Hannoversche Sport-Club (HSC) von 1893 e. V. Der niedersächsische Großverein hat 2009 den Umwelt- und Klimaschutz zusammen mit der sozialen Integration von Minderheiten als eigenen Zweck in seine Satzung aufgenommen. Es folgte die ehrgeizige Sanierung des Clubhauses und mit den „e.coKids“ der Start eines bundesweit richtungweisendes Projektes für Kinder und Jugendliche, gemeinsam mit der Schützengesellschaft (SG) Anderten von 1901 e. V. und dem Umweltzentrum Hannover e. V. „Insbesondere mit Blick auf die kommenden Generationen war es unser Ziel, unseren Kindern und Jugendlichen einen intakten, funktionierenden, vitalen und umweltbewussten Sportverein als klare Orientierung zu bieten“, begründet der erste Vorsitzende, Frank Kuhlmann, das besondere Engagement des HSC.

Goldener Stern des Sports für den Hannoverschen SC

Das fast fünfzig Jahre alte Vereinsheim, mit Gaststätte, einem Saal für 150 Personen und großen Sanitäranlagen für die Sportler wurde in einem großen Umbau generalsaniert. 64 Prozent Energie- und fast 55 Tonnen CO2- Einsparung konnten realisiert werden. Wärmedämmung, Energie- und Wasserspartechnik, Solaranlagen für Duschwasser und zur Stromproduktion, sowie eine Regenwasserzisterne für die Toilettenspülung waren die Schlüsselinvestitionen zur Schonung der Vereinskasse und zur Schaffung einer attraktiven, zukunftsorientierten Infrastruktur.

Im Anschluss an die Generalsanierung starteten HSC, Schützengesellschaft und Umweltzentrum das Projekt „e.coKids, mit Energie für Klimaschutz und die eigene Fitness“. Jeweils in den Frühjahrs- und Herbstferien wird eine Aktionswoche für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren angeboten. Ganztätig mit Mittagsbetreuung werden Sport und Klimaschutz in unterschiedlichen Angeboten miteinander kombiniert. Im Baustein Sport geht es um Bewegung, Fitness, die Wahrnehmung der eigenen Körperenergie und das Kennenlernen von unterschiedlichen Sportarten in einem Gruppenerlebnis. Die Sportarten variieren je nach dem Sportverein der das e.coKids Projekt anbietet, z.B. auch Aikido, Rugby, Tischtennis, Schwimmen, Ju Jutsu oder Sportschießen.

Im Baustein Klimaschutz geht es in Kursen und Projekten um erneuerbare Energien, um Solar-, Wind- und Wasser-Kraft. Es wird gebastelt und erkundet: Windmühlengeneratoren, Wasserkreisläufe, Solarkocher, solare Schaltkreise oder Fingerwärmer. In einem Ganztagesausflug – möglichst mit dem Rad - geht es z.B. zu einer Windkraftanlage, einer großen Photovoltaik-Anlage oder einem modernen Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung.

Maximal 20 Kinder werden in einer Gruppe zusammengefasst. Die Betreuung der Gruppen übernehmen Übungsleiter und Ehrenamtliche aus den Sportvereinen sowie Fachkräfte aus dem Klima- und Umweltschutz. Am Ende der Woche werden die Gruppenergebnisse einer interessierten Öffentlichkeit aus Eltern, Vereinsangehörigen, Stadtteilpolitikern und lokalen Medien präsentiert. Die teilnehmenden Kinder erhalten den Klimapass e.coKids als Anerkennung für das Mitmachen in einer anspruchsvollen Ferienwoche.

Die Vorteile einer Beteiligung an den ecoKids-Angeboten für die Sportvereine liegen auf der Hand: Mitgliedergewinnung, Berichterstattung in der örtlichen Presse, positive Wahrnehmung in der lokalen Politik, die Vermittlung von Umweltbewusstsein und die Übernahme von sozialer und ökologischer Verantwortung. Neben den beiden Initiatoren vom HSC und der SG Anderten waren im Frühjahr 2011 die Vereine Hannover 78, RSV Hannover und TSV Großburgwedel mit an Bord. In den Herbstferien 2011 können sich noch weitere Vereine beteiligen. Aufgaben in der Projektorganisation werden vom Umweltzentrum Hannover wahrgenommen.

In den Frühjahrsferien 2011 wurden rund 70 Kinder und fünf Gruppenangebote von zwölf Übungsleitern, Ehrenamtlichen und Referenten betreut, berichtet Belinda Schenkling vom Umweltzentrum Hannover. Das Projekt e.coKids erhielt bundesweite Anerkennung. Neben lokalen und landesweiten Preisen wurde es im Februar 2011 aus der Hand von Bundespräsident Wulff mit einem kleinen Goldenen Stern des Sports bedacht. Der HSC als Verein gewann den bundesweiten Wettbewerb von DOSB und Bundesumweltministerium zum Thema „Klimaschutz im Sportverein“. Projektpartner SG Anderten wurde im gleichen Wettbewerb mit einem zweiten Preis ausgezeichnet.

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung im Fußballverein

Ähnlich und doch anders: der VfR Elgersweier 1926 e. V. aus Offenburg. Der badische Fußballverein mit rund 500 Mitgliedern startete ebenfalls 2009 ein Energiemanagement und eine „Initiative: Bildung für eine nachhaltige Entwicklung beim VfR Elgersweier“. Einspar-Investitionen, strukturveränderungen im Verein und Umweltbildung wurden miteinander kombiniert, um drei ambitionierte Ziele zu erreichen.

„Wir wollten die Betriebskosten senken, einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und den 150 Jugendlichen im Verein zeigen, dass der Einsatz für nachhaltige Entwicklung auch im Alltag eines Fußballvereins möglich ist“, so die Initiatoren im VfR, der Vorstandssprecher und Jugendkoordinator Peter Busam und der Ehrenamtsbeauftragte, Markus Keßner.

Sichtbarstes Zeichen nach außen ist die Nutzung von 100 Quadratmetern Dachfläche auf dem Vereinsheim für die Sonnenenergie. Erzeugt wird Solarstrom und Heißwasser für die Sportler-Duschen und die Gaststätte. Finanziert wurde die Anlage durch einen ausgeklügelten Mix. An der Photovoltaik-Anlage haben sich Bürgerinnen und Bürger mit verzinsten Krediten engagiert. Zusammen mit einem Bankdarlehen und Eigenleistung der Vereinsmitglieder konnten die notwendigen 43.000 Euro gestemmt werden. Im Laufe der nächsten 20 Jahre sollen aus der Stromerzeugung Überschüsse in Höhe von 50.000 Euro für die Vereinskasse erwirtschaftet werden. Rund 7,7 Tonnen CO2 werden jährlich mit der Photovoltaik-Anlage eingespart. Weitere 3,5 Tonnen CO2 sollen jährlich durch die thermische Solaranlage zur Wassererwärmung eingespart werden. Dafür konnten Zuschüsse von der Stadt Offenburg, vom Badischen Sportbund Freiburg und von der Offenburger Bürgerstiftung St. Andreas eingeworben werden.

Der Verein hofft hier auf die Halbierung der Energiekosten, die sich vor den Einspar-Investitionen auf rund 12.000 Euro im Jahr summierten. Auch an dem Wasserverbrauch von jährlich rund einer Million Liter soll beim VfR Elgersweier gespart werden. Neue Duschköpfe reduzieren den Wasserdurchfluss von 25-30 Litern je Minute auf neun Liter.

Ergänzt wurden die Großinvestitionen durch ein Energieverbrauchs-Controlling-System mit dem sich der Verein einen Überblick über den Ressourcenverbrauch als Grundlage für gezielte Einsparungen verschafft. Darüber hinaus informieren und mahnen Hinweisschilder und Plakate zum respektvollen Umgang mit Wasser, Strom und Heizung. Jugendspieler können einen Umweltführerschein machen und Energieeinsparideen werden gezielt gesammelt und umgesetzt.

In die VfR-Struktur verankert wurde ein Beauftragter für Umwelt und Soziales, der sich in Person von Markus Keßner gezielt um Energieeinsparung, Klimaschutz und die Integration von Migranten kümmert. Nachhaltigkeit bleibt beim VfR Elgersweier aber nicht nur auf den Klima- und Ressourcenbereich beschränkt. Der Verein nahm das UN-Dekadeprojekt "Bildung für nachhaltige Entwicklung" in seine praktische Arbeit auf. „Fußball soll im Verein auch als Bildungsansatz verstanden und gespielt werden, der globale Lern- und Erfahrungszusammenhänge schafft, in denen Kinder und Jugendliche eine Handlungsorientierung in einer globalisierten Welt entwickeln können“, so Markus Keßner. Dazu holte er sich kompetente Partner mit an Bord: den Weltladen Regentropfen aus Offenburg und das Kinderhilfswerk terres des hommes. Mittlerweile spielen die G- und F Junioren mit fair gehandelten Fußbällen. Bei Veranstaltungen wird Fairtrade-Kaffee getrunken.

Aktiv beteiligte sich der VfR Elgersweier Ende 2010 an den terres des hommes-Projekt „Sichtwechsel-Straßenkind für einen Tag“. Für ein paar Stunden schlüpften F- und E-Junioren in die Rolle von Straßenkindern. An einem Samstag putzten sie an zentralen Orten ein Elgersweier öffentlich Schuhe, reinigten Autoscheiben, verkauften Zeitungen und packten Einkaufstüten. Gleichzeitig machten sie auf die Situation von Straßenkindern aufmerksam und sammelten Spenden, die über terres des hommes an Projekte für Straßenkinder in Indien und Kolumbien flossen.

Der DOSB würdigte die gelungene Kombination von Klimaschutz und sozialem Engagement im Februar 2011 mit einem zweiten Preis im Wettbewerb „Klimaschutz im Sport“.

(Autor: Bernd-Olaf Hagedorn)


  • Schon allein mit einer Solaranlage auf dem Dach wird die Umwelt entlastet Foto: picture-alliance
    Schon allein mit einer Solaranlage auf dem Dach wird die Umwelt entlastet Foto: picture-alliance