Kommentar von DSB-"Vize" Feldhoff: Deutsches Olympia-Team: Überragend und sympathisch

Dieses Ergebnis hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht erwartet. Schon kurz vor Ende der Olympischen Winterspiele in Turin hatte sich das deutsche Team die in Salt Lake City 2002 eingebüsste Spitzenstellung in der Nationenwertung wieder zurückgeholt.

Ein Beispiel: Gold für die deutschen Eis­schnell­läu­ferin­nen (Foto: dpa)
Ein Beispiel: Gold für die deutschen Eis­schnell­läu­ferin­nen (Foto: dpa)

Am Ende standen 11 Gold-, 12 Silber- und 6 Bronzemedaillen zu Buche. Ebenfalls sehr gut fiel der Blick auf die Nationenwertung mit 52 Platzierungen unter den besten Zehn pro Wettkampf aus. Keine andere Nation außer den USA konnte sich in dieser Breite präsentieren. Die Sportlerinnen und Sportler lieferten in Turin einen Beleg für die Leistungsstärke Deutschlands, ein Beweis, der Deutschland in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten sehr gut zu Gesicht steht.

 

Aber vor allem zeigte das deutsche Team ein Auftreten, das auch von den anderen Akteuren auf der Spitzensport-Bühne registriert wurde. Im Sieg nie überheblich gegenüber den anderen, in der Niederlage die Leistung des Konkurrenten neidlos anerkennen – eine Kunst, die die deutsche Mannschaft nicht immer beherrscht. Noch in Athen bei den letzten Sommerspielen prägten Jammerei und Ausflüchte an mancher Stelle das Bild der deutschen Mannschaft. An diesem, jetzt in Turin gezeigten Stil kann sich mancher ein Vorbild nehmen, wenn es in zwei Jahren nach Peking  geht. Grundsätzlich  darf man aber nicht den Fehler machen, Sommersport mit Wintersport zu vergleichen.

 

"An diesem, jetzt in Turin gezeigten Stil kann sich mancher ein Vorbild nehmen, wenn es in zwei Jahren nach Peking geht."

 

Ohne die Leistung der Turin-Starter schmälern zu wollen: Im Winter ist die Konkurrenz einfach viel kleiner. Zudem war Deutschland dort stark, wo es im Sommer auch vorne ist, wenn es nämlich gilt, Technik zum Einsatz zu bringen. Ganz wichtig ist jetzt, welche Rückschlüsse wir aus den Olympischen Winterspielen ziehen. Denn trotz aller Glanzlichter gab es auch Schwachpunkte in der deutschen Bilanz, im Eishockey, bei den Eiskunstläufern, im alpinen Ski. Dort muss dringend mit dem Neuaufbau begonnen werden, denn der Anschluss zur Weltspitze ist verloren gegangen.

 

Zusätzlich müssen wir manche gesellschaftliche Diskussion dringend weiter führen oder endlich in Gang bringen. Mit der gerade begonnenen Traineroffensive müssen wir in die Öffentlichkeit, denn wir brauchen gute, anerkannte Trainer. Es hat sich gezeigt: Wir sind immer dann stark, wenn eine Trainerin oder ein Trainer mit Persönlichkeit im Hin-tergrund arbeitet. Noch ein Wort zum Doping: Mich stimmt immer wie-der betrüblich, dass die Unverbesserlichen nicht weniger werden. Man muss es leider als kriminell bezeichnen, was passiert, ein anderes Wort fällt mir nicht ein. Wir müssen weiterhin mit aller Härte durchgreifen, damit der Sport sauber bleibt.

 

Von Ulrich Feldhoff, Vizepräsident des Deutschen Sportbundes


  • Ein Beispiel: Gold für die deutschen Eis­schnell­läu­ferin­nen (Foto: dpa)
    Ein Beispiel: Gold für die deutschen Eis­schnell­läu­ferin­nen (Foto: dpa)