Kommentiert: Quellensteuer auf dem Prüfstand

In Talkshows und vor Bundestagswahlen gibt es ständig Klagegesänge über das deutsche Steuer-Dickicht. Auch die Ehrenamtlichen des Sports müssen sich tagein, tagaus mit einer Fülle von komplizierten Regelungen auseinandersetzen.

Finanzämter kennen keinen Spaß, wenn bestimmte steuerrechtliche Vorschriften nicht beachtet werden. Die Zeit ist reif, das überbordende Fiskalsystem zu entschlacken und für eine neue Übersichtlichkeit zu sorgen. Doch im politischen Alltag scheint es jenseits aller populistischen Äußerungen keine Bereitschaft dafür zu geben.

Im Sportausschuss des Deutschen Bundestages wurde nun zum wiederholten Male über die Unsinnigkeit der so genannten Pauschalversteuerung auf Einnahmen ausländischer Athleten, die bei großen Sport-Events starten, diskutiert. Ausgangspunkt war die klare Ansage der UEFA, solange keine Europapokal-Endspiele nach Deutschland zu vergeben, wie das Einkommensteuergesetz die Erhebung der Quellensteuer verlangt. Zwar können Sportverbände vorab eine Befreiung beantragen; oberste Finanzbehörden geben aber nur Dispens, wenn es aus volkswirtschaftlichen Gründen zweckmäßig ist. Dass leitende Steuerbeamte diesen Vorteil anders bewerten als externe Gutachter und der gesunde Menschenverstand, gehört zu den bitteren Erkenntnissen, die schon viele Funktionäre gesammelt haben.

Diese Quellensteuer-Regelung des Einkommensteuergesetzes gehört endgültig auf den Prüfstand – und abgeschafft. Damit könnte der Sportstandort Deutschland wieder wettbewerbsfähig werden. Andere Länder kennen diese restriktiven Steuervorschriften nicht oder praktizieren sie nicht. Die Logik ist zwingend: Mit der 20-prozentigen Abschlagsteuer werden immer weniger Großveranstaltungen akquiriert werden können – es sei denn, der ausrichtende Verband trägt diese Zusatzkosten. Damit gehen dem Fiskus Einnahmen aus Verbrauchssteuern, - etwa aus dem Gastronomie- und Übernachtungsgewerbe - verloren, die am Rande des Events entstehen und letztlich im Vergleich viel höher sind. Wäre es deshalb nicht sinnvoll, auf diesem Feld eine Revision des Steuerrechts durchzuführen?

Vor zwei Jahren hatte die damalige Oppositionsfraktion CDU/CSU schon einmal einen vergeblichen Anlauf unternommen, die unsinnige Regelung abzuschaffen. Der organisierte Sport und auch die Sportministerkonferenz der Länder haben schon lange ihre Forderungen hierzu auf den Tisch gelegt. Bislang gab es nur taube Ohren. Jetzt ist es Zeit, dass endlich gehandelt wird.