Der traditionelle Kongress „Sportmedizin im Spitzensport“ fand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Wilfried Kindermann, Saarbrücken und der bewährten Organisation des DSB/BL am 25./26.11.05 in Berlin-Dahlewitz statt.
Das Thema „Belastung und Belastbarkeit im Hochleistungssport“ stellte die Belastbarkeitsdiagnostik in den Mittelpunkt der Veranstaltung. Es handelt sich um ein zentrales Problemfeld des Spitzensports, denn von der Sportmedizin wird erwartet, dass sie die Athleten/innen bei ihrer ständigen Gratwanderung an der Belastungsgrenze mit flankierenden Maßnahmen, am besten mit harten Messdaten, begleitet. Ist Belastbarkeit messbar? So lautete die provokante Frage, die über dem Kongress schwebte. Kein Zweifel, man kann heute vieles messen. Aber oft sind es nur Mosaiksteine in einem großen Puzzel. Ob viel benutzte Parameter wie CK und Harnstoff, ob Hormonbestimmungen, die Messung von Atemgrößen oder immunologischen Parametern, das Ei des Columbus ist nicht dabei. Auch bei Markern für die Belastbarkeit des Skelettsystems steht man erst am Anfang. Die Diagnostik des gefürchteten Übertrainings ist nach wie vor nicht gelöst, weltweit wird fieberhaft nach zuverlässigen Messkriterien gesucht. Vieles, was zur Belastbarkeitsdiagnostik benutzt wird, ist noch weit weg von „evidence-based“, dem Goldstandard in der Medizin.
Dennoch, die Veranstaltung hat gezeigt, dass verschiedene Messdaten bei sinnvoller Einordnung in das Gesamtbild die Beurteilung der Belastbarkeit und die Notwendigkeit von Regeneration erleichtern. Die Vorträge haben aber auch gezeigt, dass die Belastbarkeitsdiagnostik primär eine klinische Diagnostik ist und einen erfahrenen Sportmediziner verlangt.
Von besonderem Interesse waren die abschließenden Referate von Dr. Tim Meyer, Saarbrücken und Dr. Hans-Dieter Hermann, Schwetzingen, die über die körperliche Belastbarkeit bzw. die psychische Belastungsbewältigung bei Spitzenfußballern berichteten. Beide verfügen auf Grund ihrer Tätigkeit bei der Fußballnationalmannschaft als internistischer Mannschaftsarzt bzw. Sportpsychologe über entsprechende Erfahrungen. Es wurde deutlich, dass die diesbezügliche wissenschaftliche Datenlage im Fußball dünn ist.
Der Kongress war geprägt von lebhaften und teilweise kontroversen Diskussionen, was bei der Thematik zu erwarten und vom wissenschaftlichen Leiter sogar beabsichtigt war. Der Diskurs blieb aber stets konstruktiv und hat sicherlich manche Anregung für die Forschung auf dem Gebiet der Belastbarkeitsdiagnostik gegeben. Ziel muss es sein, Belastungsgrenzen rechtzeitig zu erkennen, bevor der Motor nicht mehr zündet und die Karosserie klappert.