Die 166 Großvereine möchten sich künftig auf aktuellen sportpolitischen Baustellen wieder stärker einmischen. Zuerst nach innen, um das Bewusstsein in der Arbeitsgemeinschaft größerer deutscher Sportvereine für diese Fragen zu schärfen und Orientierungshilfen zu erarbeiten. Aber auch nach außen, um gegenüber Fachverbänden, Dachorganisationen und der Öffentlichkeit selbstbewusst und kompetent Flagge zu zeigen, aufzurütteln und Missstände zu beseitigen. Die „Denkstube des deutschen Sports“ möchte als Speerspitze wahrgenommen werden.
In Erkenschwick konstituierte sich ein Arbeitskreis, der Foren für künftige Seminare inhaltlich vorbereiten möchte. FK-Vorsitzende Silvia Glander (Ratingen): „Mir schwebt ein Kernthema vor und eins, zwei Unterthemen, die von einer Expertenrunde und dem Plenum bearbeitet werden.“ Der Auftakt verlief ermutigend. Der Brennpunkt „Einbeziehung gewerblicher Anbieter in die Sportorganisation“ wurde lebhaft erörtert, angereichert mit praktischen Erfahrungen. Leitlinie: Horizontal ist die Kooperation zwischen kommerziellen Sportanbietern mit Vereinen vielerorts Praxis - ein auch für den organisierten Sport gewinnbringendes Zusammenspiel. Sie schärft das Profil und verbessert die Entwicklung der Clubs. Angebote mit Tanz-, Tennis-, Reit- oder Segelschulen, mit Basketball- und Volleyball-Camps oder Laufveranstaltern Fitnessstudios aber auch Volkshochschulen, Wohlfahrtsverbänden bescheren Nachwuchs, Mitgliederzuwachs sowie wirtschaftlichen Nutzen. Die Grenze muss jeder Verein vor Ort selbst ziehen.
Ein klares Stoppzeichen dagegen setzten die FK-Clubs auf der vertikalen Ebene. Dann, wenn Kommerzielle sich zusammentun, eingetragene Vereine gründen, diese zusammenführen und versuchen, in den Fachverbänden anzudocken. Beispielsweise Ärzte und Physiotherapeuten, die zunehmend Gesundheitssportvereine gründen, um über Mitgliedschaften in Sportkreisen, Fachverbänden und Landessportbünden an Zuschüsse zu gelangen, von kommunalen Sportanlagen (Hallen, Gemeindezentren) zu profitieren und den eigenen Profit im Blick haben. „Hier müssen wir einen Riegel vorschieben. Eine Aufnahme kommerzieller Anbieter in den organisierten Sport (Fachverbände, DOSB) darf es nicht geben“, lautete die zweite Kernbotschaft des Forums. Maike Schramm (SSF Bonn) berichtete vom Arbeitskreis der Individualsportarten, den große Fachverbände, darunter Turnen, Leichtathletik, Radsport, Reiten und Tanzen, pflegen. Dort kommt das Thema auf die Agenda. Auch im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) wird das Thema zurzeit ergebnisoffen diskutiert.
FK-Beiratsmitglied Professor Georg Anders (Freiburger Turnerschaft) dokumentierte anhand des aktuellen Sportentwicklungsberichtes, dass bereits 36 Prozent der Sportvereine mit kommerziellen Anbietern Kontakte und Zusammenarbeit pflegen. In den Landessportbünden sind Vereine in Bremen (51 Prozent), Hamburg (47) und in einigen neuen Bundesländern, allen voran Sachsen (42 Prozent), überdurchschnittlich offen für Kooperationen. Drei Prozent (3.000 Clubs) haben - so die Studie - ihr Angebot harmonisiert. Tendenz steigend. Georg Anders: „Im Vergleich zur letzten Untersuchung haben wir ein Plus von 58 Prozent.“
Berührungsängste zeigen sich immer dann, wenn der Kommerzielle nicht als Partner, sondern als Konkurrent auftritt, im Kampf um Zuschüsse und Ressourcen, Mitglieder, Sportanlagen oder Trainingszeiten. Hier gilt es, so die Großvereine, die Gemeinwohlorientierung der Vereine (auch der großen), das bürgerschaftliche Engagement und die ehrenamtlichen Strukturen in die Waagschale zu werfen - die gesellschaftliche Legitimation der Vereinsarbeit.
Angesichts der bedrohlichen Geldnot der Kommunen, die sich in den nächsten Jahren dramatisch verschärfen dürfte, des Mitgliederschwundes in Sportorganisationen und damit Finanzlöchern könnte es für die Fachverbände immer reizvoller werden, mit kommerziellen Anbietern Mitgliederfülle und Zugewinn zu erwirtschaften.
Die bunte, heterogene Vielfalt privater Sportanbieter, zu denen Apotheker mit Kursangeboten im Gesundheitssport ebenso gehören wie Agenturen, die populäre Events (Marathons, Triathlons oder Turniere) veranstalten, lässt jedoch sich weder in der Vereins- noch in der Verbandslandschaft eins zu eins einbinden, warnt der Freiburger Kreis vor zu großen Begehrlichkeiten.