Krise in Kommunen bedroht auch den Sport

Das DOSB-Präsidium befasste sich am Dienstag mit den Ergebnissen des von DOSB und den kommunalen Spitzenverbänden gemeinsam veranstalteten Kongresses „Starke Städte – Starker Sport“.

Ohne eine intakte sportliche Infrastruktur bleibt den "Kids" nur der Hinterhof. Copyright: picture-alliance
Ohne eine intakte sportliche Infrastruktur bleibt den "Kids" nur der Hinterhof. Copyright: picture-alliance

Nach dem am vergangenen Wochenende in München ausgerichteten Kongress hat das DOSB-Präsidium einen Appell an Bund und Länder gerichtet:

Sport im Verein ist ein unverzichtbares Element unserer Gesellschaft, wenn es beispielsweise um Bildung, Gesundheit und Integration geht. Ihm kommt eine zentrale Bedeutung für das Gemeinwohl in Deutschland und – angesichts eines beschleunigten sozialen Wandels – eine zentrale gesellschaftliche Integrationsfunktion zu. Er spielt in den Städten und Gemeinden mit seiner Vielfalt und seinen zahlreichen Bezügen zu anderen kommunalen Handlungsfeldern eine zentrale Rolle und ist ein gewichtiger Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge. Aufgrund dieser herausragenden gesellschafts- und kommunalpolitischen Bedeutung des Sports fördern die Kommunen den Sport. Rund 80 Prozent der Sportförderung in Deutschland ist kommunale Sportförderung – dies entspricht über drei Milliarden Euro jährlich.

Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise werden zunehmend in den Kommunen spürbar. Ein Teil der Städte und Gemeinden droht handlungsunfähig zu werden, die bereits seit Jahren bestehenden strukturellen Finanzprobleme vieler Kommunen werden noch verstärkt. Rekorddefizite in zweistelliger Milliardenhöhe, eine explodierende Verschuldung durch kurzfristige Kredite, der stärkste Steuerrückgang seit Jahrzehnten und steigende Sozialausgaben kennzeichnen die Situation, die eine angemessene Sportförderung und damit den gesellschaftspolitischen Mehrwert des Sports in hohem Maße gefährdet. Der Deutsche Olympische Sportbund blickt daher mit Sorge auf die Verschlechterung der kommunalen Einnahmesituation, auf die strukturelle Unterdeckung der örtlichen Haushalte und darauf, dass staatliche Aufgaben immer mehr auf die Kommunen übertragen werden.

Eine Krise der Kommunalfinanzen bedroht auch den Sport im Verein. Der kommunale Investitionsstau von 700 Milliarden Euro droht, sich weiter zu verschärfen. Das Konjunkturpaket II verschafft dem Sport und den Sportvereinen insgesamt zwar Spielraum, doch werden die Fragezeichen immer größer, was von 2011 an mit der kommunalen Sportförderung wird. Auf den Sanierungsbedarf im Bereich Sportstätten von mind. 42 Mrd. EUR wird ausdrücklich hingewiesen.

„Wir brauchen eine gemeinsame Vorwärtsstrategie und mehr Kreativität in der Zusammenarbeit, Kommunalpolitik, Verwaltung und Sportorganisationen“, hatte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude auf dem Kongress am vergangenen Wochenende festgestellt. DOSB-Präsident Thomas Bach sagte bei dieser Gelegenheit: „Ein starker Sport macht Städte und Gemeinden stark und zu Orten mit hoher Lebensqualität. Der Sport verkörpert vielfältige Potenziale für wichtige kommunale Themen und ist ein Politikfeld von zentraler Bedeutung.“

Der DOSB unterstützt mit seinen über 91.000 Vereinen die Forderung der kommunalen Spitzenverbände nach einer angemessenen und nachhaltigen Finanzausstattung. Der organisierte Sport braucht finanzstarke Kommunen. Die Kommunen brauchen einen starken Partner Sport. Deshalb fordert der DOSB Bund und Länder dringend auf:

1. die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen sicherzustellen,

2. eine den kommunalen Aufgaben gerechte Finanzausstattung zu gewährleisten und

3. in den Beratungen der geplanten Kommission zu den Gemeindefinanzen der herausragenden gesellschaftspolitischen Bedeutung des Vereinssports für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft Rechnung zu tragen.


  • Ohne eine intakte sportliche Infrastruktur bleibt den "Kids" nur der Hinterhof. Copyright: picture-alliance
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