Kunstrasen oder Naturrasen?

Am kommenden Samstag findet im Moskauer Olympiastadion das viel titulierte „Spiel des Jahres“ zwischen Deutschland und Russland statt – auf Kunstrasen. Ist der Kunstrasen wirklich so schlecht, wie sein Ruf?

Sieht täuschend echt aus - ein Kunstrasenplatz. Copyright: picutre-alliance
Sieht täuschend echt aus - ein Kunstrasenplatz. Copyright: picutre-alliance

Nur schlechte Kunstrasenplätze wirken sich nachteilig auf Spieler und Spiel aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Kunstrasenstudie der Deutschen Sporthochschule Köln.

Die wissenschaftliche Studie der Sporthochschule Köln unter Leitung von Dr. Wolfgang Potthast kommt zu dem Ergebnis: Gute und gut gepflegte Kunstrasenplätze beeinflussen das Spiel nicht messbar.

Die Bewegungsmuster von Fußballspielern bei Torschüssen und Flankenbällen unterscheiden sich nur auf schlechten Kunstrasenplätzen deutlich von den Bewegungsabläufen auf guten Naturrasenplätzen. Bei Torschüssen ist vor allem das Standbein und bei Flanken eher das Schussbein betroffen. Diese Veränderungen führen zu schlechterer Schusspräzision und -härte. Einige Spieler berichten, dass sie auf Kunstrasenplätzen „schlechter mit dem Fuß unter den Ball kämen“. Als Folge würde das Spiel über die Flügel mit Flankenbällen reduziert. Die Ergebnisse der Deutschen Sporthochschule Köln werden durch andere befragungs-basierte Studien und Spielbeobachtungen im Auftrag der FIFA unterstützt.

Im Moskauer Luschniki-Stadion ist die neueste Generation der künstlichen Rasenplätze verlegt. Das Länderspiel Russland gegen Deutschland wird also nicht vom Belag entschieden werden, sondern von der Spielstärke der beiden Teams. Das ist zumindest das Ergebnis der Forschergruppe der Deutschen Sporthochschule Köln.

Naturrasen mit besserer Umweltbilanz

Doch es gibt auch andere Studien zum Thema Kunstrasen, so kommt eine Untersuchung des Öko-Instituts im Auftrag des Fördererkreises Landschafts- und Sportplatzbauliche Forschung zu dem Schluss, dass Spielfelder aus Naturrasen viele Umweltvorteile aufweisen.

Obwohl Kunstrasenflächen weder gedüngt oder gemäht werden müssen und über deutlich mehr Stunden pro Jahr genutzt werden können, weist der Naturrasen bei den meisten untersuchten Umweltkategorien mehr Vorteile auf.

In fünf von sechs untersuchten Kategorien schneidet der Naturrasen besser oder zumindest gleichwertig ab. Den größten Unterschied zwischen den beiden Rasenarten ermittelt die Studie für den Treibhauseffekt: Hier verursacht der Naturrasen nur ein Drittel der schädlichen Auswirkungen im Vergleich zum Kunstrasen.

Deutliche Vorteile für den Naturrasen zeigen sich auch beim geringeren Verbrauch von fossilen Rohstoffen. Denn obwohl der Naturrasen in der Pflege, vor allem durch regelmäßiges Düngen und Mähen, einen höheren Energiebedarf aufweist, ist das Anlegen eines Sportfeldes aus Naturrasen mit nur geringem Energieaufwand verbunden. Kunstrasen dagegen besteht zu großen Teilen aus Kunststoffen, Gummi und synthetischem Latex. Dementsprechend ist die Herstellung mit einem deutlich höheren Energieaufwand verbunden.

Im Gegensatz zum Kunstrasen muss Naturrasen jedoch gedüngt werden, hierdurch kommt es zu höheren Stickstoffauswaschungen in das Grundwasser und einem ungünstigeren Ergebnis für die Eutrophierung (Überdüngung).

Auch unter dem Gesichtspunkt „Flächenknappheit“, wie er meist in Ballungsräumen zum tragen kommt, weist der Kunstrasen deutliche Vorteile gegenüber dem Naturrasen auf. Da das künstliche Grün viel robuster als der Naturrasen ist, hält es deutlich mehr Spielstunden stand, bevor es saniert werden muss.

In der Praxis gibt es darum Kunstrasenfelder, die dreimal so intensiv genutzt werden wie vergleichbare Naturrasenfelder. Um die Umweltbelastung auch in Regionen mit Flächenknappheit so gering wie möglich zu halten, empfehlen die WissenschaftlerInnen des Öko-Instituts in diesem Fall eine standortbezogene Einzelfallbewertung.


  • Sieht täuschend echt aus - ein Kunstrasenplatz. Copyright: picutre-alliance
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