Leipzig scheitert bei der Kandidatenkür in Lausanne

London, Madrid, Moskau, New York und Paris zur Endausscheidung zugelassen

London, Madrid, Moskau, New York und Paris zur Endausscheidung zugelassen

Die Olympia-Bewerbung Leipzigs um die Sommerspiele 2012 ist vorzeitig gescheitert. Die IOC-Exekutive lehnte in Lausanne die deutsche Kandidatur ab. Neun Städte hatten sich beworben: London, Madrid, Moskau, New York und Paris wurden einstimmig als Kandidaten akzeptiert. Nicht zugelassen wurden neben Leipzig auch Havanna, Istanbul und Rio de Janeiro.

 

Dr. Klaus Steinbach (NOK-Präsident) sagte in einer ersten Stellungnahme: "Das tut uns weh, und gefällt uns als Sportlern überhaupt nicht. Wir müssen damit leben, es ist aber sehr bedauerlich für die Menschen in Leipzig und der Region."

 

Wolfgang Tiefensee Oberbürgermeister sprach in Leipzig zu seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern: "Wir gratulieren all den Städten, die es geschafft haben. Natürlich tut es sehr weh, nicht dabei zu sein. Aber wir müssen die Entscheidung akzeptieren. Wir haben den Mut gehabt. Leipzig hat sich gestellt und die große Herausforderung angenommen. Die Stadt ist wunderbar."

 

Arno Pöker (Oberbürgermeister von Rostock): "Die Stadt Rostock ist im vergangenen Jahr jeden Tag schöner geworden. Die Olympiabewerbung hat uns dabei sehr geholfen. Es gibt viele Gründe Danke zu sagen. Wir konnte durch die Bewerbung sehr viel auf den Weg bringen."

 

Walther Tröger (IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident): "Man muss die Entscheidung hinnehmen. Es ist eine knappe Niederlage und deswegen ist es schon enttäuschend. Einige der Vorstellungen, die Leipzig für sich und das IOC entwickelt hat, sind nicht zum Tragen gekommen. Vielleicht ist das IOC noch nicht reif dafür. Die Bewerbung war absolut konkurrenzfähig. Das sieht man daran, dass Leipzig in einer ganzen Reihe von Kategorien an erster Stelle liegt oder unter den ersten drei."

 

Dieter Graf Landsberg-Velen (NOK-Vizepräsident): `Mit dem, was in Leipzig erarbeitet wurde, haben wir das Potenzial, wann auch immer eine weitere Bewerbung nach Lausanne zu schicken. Im Sport gibt es immer Sieger und Verlierer, beides liegt eng zusammen. Wir müssen auch damit leben, Verlierer zu sein und dürfen nicht den Mut verlieren. In Leipzig haben alle bewiesen, dass sie noch eine Vision haben. Ich wünsche mir, dass dies möglichst bald auf ganz Deutschland übertragen wird, dann ginge es uns wieder besser.

 

Otto Schily (Bundesminister des Innern): `Zunächst einmal gratuliere ich den Kandidatenstädten. Aber auch Leipzig und Rostock haben eine glänzende Bewerbung abgegeben. Sie können stolz auf die Bewerbung sein, obwohl es nicht zur engeren Auswahl gereicht hat. Die Bewerbung hat beiden Städten sehr gut getan und einen Schub in der Infrastruktur gebracht. Leipzig hat ein glänzendes Zeugnis bekommen und eine glänzende Zukunft vorsich. Wir sollten uns jetzt nicht in eine negative Stimmung hineinmanövrieren. Wir haben Spitzennoten in vielen Fragen bekommen, zum Beispiel bei der Finanz- und Sicherheitsfrage. Zwei Schwächen sind dabei gewesen, die Infrastruktur und die Beherbergung. Das IOC hatte offenbar nicht genug Optimismus, dass wir das in den nächsten sieben Jahren erreichen werden. Es ist ein wenig enttäuschend, dass in der Vorauswahl nur die ganz großen Städte zum Zuge kommen."

 

Jacques Rogge (IOC-Präsident): "Das Exekutiv-Komitee hat festgestellt, dass Leipzig in dieser Phase nicht in vollem Umfang in der Lage ist, hervorragende Spiele durchzuführen. Wir hoffen aber, dass sich Leipzig noch einmal bewirbt. Ich verstehe die Enttäuschung, es war eine schwere Entscheidung. Leipzig hat ein gewisses Potenzial, für 2012 war dies aber noch nicht genug."

 

Dr. Thomas Bach (IOC-Vize): `Was die zwei Punkte ausmacht, durch die Leipzig gescheitert ist, also

Infrastruktur und Unterkünfte, kann man den Experten der Prüfungskommission möglicherweise den nötigen Optimismus absprechen. Grundsätzlich ist die Bewertung aber durch Fakten stark untermauert. Der Ausgang ist schade für Leipzig, denn überall wo man gestalten konnte, leistete man hervorragende Arbeit und war überall mit vorne dabei. Ich hatte persönlich schon gehofft, dass

sich diese Probleme am Ende nicht so auswirken würden, aber das hing natürlich von der Einstufung der Konkurrenten ab. Ob das IOC mit dieser Vorauswahl den Kampf gegen den Gigantismus zu den Akten gelegt hat, das kann man nicht an dieser einen Entscheidung festmachen. Auch Jacque Rogge hat ja im Vorfeld darauf hingewiesen, dass maßvolle Spiele auch in großen Städten möglich sind."

 

Clemens Prokop (NOK-Vizepräsident und Präsident Deutscher Leichtathletik-Verband): "Man muss nun die Ursachen ermitteln und dann muss Deutschland in eine neue Bewerbung gehen. Dafür werde ich mich im NOK einsetzen. Es ist kein Grund zur Resignation."

 

Florian Schwarthoff (1996 Olympiadritter über 110 m Hürden): "Sehr schade. Es herrschte eine einmalige Stimmung in den neuen Ländern. Ein erstes Großereignis von Weltrang hätte auch dem langen Prozess der Wiedervereinigung helfen können."

 

Heike Drechsler (zweimalige Weitsprung-Olympiasiegerin): "Das Scheitern ändert nichts daran, dass die Bewerbung Leipzigs hochkarätig war. Sie wäre eine gute Alternative zu den Metropolen gewesen. Aber Deutschland wird eine neue Chance bekommen.´

 

Der Bericht des Expertengremiums zur Auswahl der Kandidatenstädte ist als pdf-Datei im Internet verfügbar.