Lichtblicke im Sport nutzen

Autor Christian Sachs sieht trotz des sportlichen Flickenteppichs in den einzelnen Bundesländern erste Lichtblicke für Sportdeutschland.

Während in Hessen bereits im Fitness-Studio trainiert werden darf, müssen sich Sportler*innen in anderen Bundesländern weiter gedulden. Foto: LSB NRW
Während in Hessen bereits im Fitness-Studio trainiert werden darf, müssen sich Sportler*innen in anderen Bundesländern weiter gedulden. Foto: LSB NRW

Nun haben wir ihn (endlich) wieder - den vielfältigen Flickenteppich SPORTDEUTSCHLAND. Wie befürchtet und zugleich aber auch sehnlichst erwartet, haben die Bundesländer in den vergangenen Tagen den Bund-Länder-Beschluss vom 3. März in ihren jeweiligen Corona-Landesverordnungen auch für den Lebensbereich des Sports interpretiert und umgesetzt. Es wirkt in dieser nun seit einem Jahr anhaltenden Pandemie nicht zum ersten Mal so, als ob die deutsche Kleinstaaterei genau 150 Jahre nach der erfolgten Gründung des deutschen Einheitsstaates wiederauflebt.

In Hessen darf seit gestern schon mit Termin im Fitness-Studio trainiert, in den meisten Ländern muss mit Freiluftaktivitäten begonnen werden und in Thüringen müssen sich die Mitglieder und die Verantwortlichen in den Sportvereinen mindestens noch eine Woche weiter in Geduld üben. Von einem Normalzustand sind wir und der organisierte Sport in Deutschland weiter meilenweit entfernt!

Wir haben uns aller Herausforderungen zum Trotz dazu entschieden, die ersten und teilweise nur regional möglichen Schritte zurück, dennoch als erste Lichtblicke zu bewerten. Stellen sie doch nach unserer Überzeugung eine Paradigmenwechsel dar, der vor Wochen von der Politik noch pauschal abgelehnt wurde: Gerade der organisierte Sport im Verein kann auf Grund eines im Jahr 2020 entwickelter Prozesse verantwortungsvoll betrieben werden, ohne die Infektionszahlen in die Höhe zu treiben. Der Sport ist also ein Teil der Lösung des Problems und in vielen Regionen haben wir nun endlich wieder die Chance, unsere Argumentation auch mit Fakten zu untermauern.

Neben der anlaufenden Impfkampagne und den ausgeweiteten Möglichkeiten durch regelmäßige Schnelltests sind wir im besten Fall in der Lage, eigene Argumente für weitere Öffnungsschritte auch in Regionen mit hohen Inzidenzzahlen zu liefern. Dabei ist völlig klar, dass z.B. für den Wettkampfbetrieb, der sich nun ausbildende Flickenteppich ein großes Problem darstellt. Wie soll man eine Saison planen und dann umsetzen, wenn die Unterschiede bei den Möglichkeiten der Vereine so groß sind? Wie definiert man eine Kontaktsportart? An der Sportbasis wird das für viel Extraarbeit und viel Frust und Unverständnis sorgen.

Alternativen hätte es gegeben: Erstens hätte man sich komplett von Inzidenzen lösen und anerkennen können, dass die gesellschaftlichen Vorteile von Sport und Bewegung im Verein die Risiken deutlich überwiegen. Dazu fehlte der Politik - gefangen zwischen Verantwortung für die Gesundheit und den Szenarien der wissenschaftlichen Berater*innen – der nötige Mut. Zweitens hätte man sich auf eine bundesweite Öffnung beschränken können, deren Tempo bzw. Langsamkeit durch die höchste Inzidenzrate im Lande bestimmt worden wäre. Dann wären die Vereine wohl weitere Monate mehr oder weniger zugesperrt geblieben.

Nutzen wir also den sich nun herausbildenden Flickenteppich im Sinne des Sports und der Mitglieder in unseren rund 90.000 Sportvereinen. Orientiert an den DOSB-Leitplanken, mit den über 60 Übergangsregeln der Spitzenverbände und den DOSB-Hygienestandards sowie der Hygienekonzepten vor Ort haben wir eine gute Basis, um Sport im Verein auch in der Pandemie verantwortungsvoll anzubieten. Zeigen wir, dass gemeinsames Sporttreiben nicht nur Lichtblicke in unser persönliches Leben, sondern Licht in unsere gesamte Gesellschaft bringen kann.

(Autor: Christian Sachs)

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Während in Hessen bereits im Fitness-Studio trainiert werden darf, müssen sich Sportler*innen in anderen Bundesländern weiter gedulden. Foto: LSB NRW
    Sportler*innen trainieren in einem Fitness-Studio; im Vordergrund eine Tafel mit Corona-Regeln Foto: LSN NRW