London ist Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2012

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London ist Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2012. Bei der Wahl am Mittwoch in Singapur gewann die britische Hauptstadt das `Finale´ gegen den großen Favoriten Paris. Im ersten Durchgang war Moskau ausgeschieden, es folgten New York und Madrid. London war bereits 1908 und 1948 Olympia-Gastgeber. Wie der sportinformationsdienst meldet setzte sich die britische Hauptstadt im vierten und letzten Wahlgang in Singapur mit 54:50 Stimmen gegen Paris durch. Die Spiele 2012 sollen vom 27. Juli bis 12. August stattfinden, die Paralympics einige Wochen später. Auf London wartet neben dem enormen Prestigegewinn auch ein Zuschuss von rund einer Milliarde Dollar des IOC als Anteil aus Fernseh- und Sponsorenverträgen. In einer spannenden Entscheidung auf der 117. IOC-Session waren zuvor erst Moskau, dann New York und Madrid ausgeschieden. Mit fünf Weltmetropolen war das hochkarätigste Teilnehmerfeld aller Zeiten am Start gewesen. Der deutsche Bewerber Leipzig war in der Vorauswahl vor gut einem Jahr knapp hinter Moskau ausgeschieden.

London beeindruckte nicht nur IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach durch "eine glänzende Mischung aus Fakten und Emotion", die Bewerbungschef Sebastian Coe moderierte. Das heruntergekommene Londoner Eastend soll sich laut Coe in "ein Sportparadies für die Jugend vieler kommender Generationen" verwandeln.

 

Insgesamt sollen bis 2012 rund 30 Milliarden Dollar in Infrastruktur und Sportstätten investiert werden, mehr als in jeder anderen Stadt. Premierminister Tony Blair, der nach drei Tagen intensiver Kampagne vorzeitig zum G8-Gipfel abreisen musste, hatte auch auf Französisch noch einmal versichert: "Das ganze Land steht geschlossen hinter dieser Bewerbung."

 

Die Nachrichtenagentur dpa hat im Internet folgendes Kurzporträt des Gastgebers der XXX. Olympiade 2012 veröffentlicht:

 

LONDON:

Einwohner: 7,3 Millionen (Prognose 2012: 7,5 Millionen) Austragung: 27. Juli bis 12. August (Durchschnittstemperatur um 15.00 Uhr von 23 Grad) Bisherige Spiele/Bewerbungen: 1908, 1948, Zuschlag für 1944 (Spiele fielen wegen des Weltkriegs aus) / -

 

Konzept: Zentrum in einem neu zu schaffenden Olympia-Park im Osten Londons mit zwei weiteren Zentren an der Themse und zentral. Olympia- Park mit Athleten-Dorf, Olympiastadion (80 000, Rückbau nach Spielen auf 25 000) und Wettkampfstätten für 12 andere Sportarten. An der Themse 14 Sportarten (10 bis 15 km vom Dorf entfernt), im Zentrum 6 (13 bis 16 km). Wimbledon (Tennis) als prominentester Austragungsort. 6 Sportstätten temporär, Segeln in Weymouth (238 km).

 

Olympisches Dorf: Neubauten in Nachbarschaft des Olympiastadions mit 17 320 Betten (7860 Doppelzimmer).

 

Unterbringung: 40 330 zentrale Hotelbetten (dazu 103 000 im Radius von 50 km).

 

Zustimmung: 68 Prozent in London (70 in Großbritannien).

 

 

Der sportinformationsdienst hat folgende Stimmen zur Wahl Londons zusammengetragen:

 

Stimmen zur Wahl Londons als Olympiastadt 2012 (zusammengestellt vom sid)

 

Königin Elizabeth II: `Ich schicke meine herzlichsten Glückwünsche an Sie (d.Red. Sebastian Coe) und an jedes Mitglied der Bewerbung von London 2012. Es ist eine wirklich herausragende Leistung, eine so hochkarätige Konkurrenz zu schlagen.´

 

Großbritanniens Premierminister Tony Blair: `Dies ist ein bedeutsamer Tag für die Stadt London. Sebastian Coe, Keith Mills und ihr gesamtes Bewerbungsteam haben Unglaubliches geleistet. Sie waren brillant, ich war noch nie an einer so gelungenen Mission beteiligt. In meinem Job passiert es nicht allzu oft, dass man die Faust ballt, einen Luftsprung macht und der nächstbesten Person um den Hals fällt.´

 

IOC-Mitglied Prinzessin Anne: `Mein Ziel war es, heute nicht einmal wählen zu müssen (d.Red: Mitglieder aus den noch im Rennen vertretenen Ländern der Bewerberstädte sind von der Wahl ausgeschlossen). Ich war aber bis zuletzt nicht sicher, jedem war klar, dass es ein sehr knappes Ergebnis sein wird.´

 

Londons Bürgermeister Ken Livingston: `Wir versprechen Olympische Spiele, die die Welt nicht vergessen wird.´

 

Londons Bewerbungschef Sebastian Coe: `Wir sind einen langen Weg gegangen und haben den größten Preis im Sport gewonnen. Wir werden unsere Reise mit der gleichen Leidenschaft fortsetzen und dabei nie unsere Verpflichtungen gegenüber der olympischen Familie vergessen.´

 

Bundesinnenminister Otto Schily: `Glückwunsch an London. Das war ein spannendes Rennen um die Austragung der Olympischen Spiele 2012. Die Stadt hat eine hervorragende Bewerbung vorgelegt und sich überzeugend präsentiert. Glückwunsch aber auch an die unterlegenen Städte, die ebenfalls sehr gute Konzepte vorgelegt haben. Wir werden unseren Partner und europäischen Nachbarn Großbritannien bei all seinen Vorbereitungen intensiv unterstützen. Ich bin davon überzeugt, dass die internationale Sportfamilie stimmungsvolle und hervorragend organisierte Olympische Sommerspiele 2012 erleben wird."

 

IOC-Präsident Jacques Rogge: `Die olympische Bewegung ist hocherfreut, eines ihrer Gründungsmitglieder als Gastgeber zu haben. Nirmand hat vergessen, was London für das IOC getan hat. Aber ich wiederhole: Alle Kandidaten hätten exzellente Gastgeber sein können.´

 

IOC-Mitglied Thomas Bach: `Die starke Präsentation von Sebastian Coe hatte am Ende vielleicht noch entscheidenden Einfluss, obwohl das natürlich Spekulation bleibt. Paris sollte den zweiten Platz als Ermutigung sehen, 50 Stimmen kriegt man nicht aus dem Nichts. Deutschland sollte eine erneute Bewerbung jetzt zunächst in Ruhe überlegen.´

 

NOK-Präsident Klaus Steinbach: `Ich begrüße die Wahl von London als Austragungsort der Spiele der 30. Olympiade im Sommer 2012. Das Konzept der Londoner Bewerbung ist lebendig, jugendlich und an den Interessen der Athletinnen und Athleten sowie der Zuschauer orientiert. Die Wahl eines europäischen Kandidaten für 2012 ist kein Ausschlusskriterium für Bewerbungen europäischer Kandidaten für 2016 oder folgende Olympiaden. Eine mögliche erneute deutsche Bewerbung muss so langfristig angelegt sein, dass mehrere Anläufe unternommen werden könnten.´

 

DSB-Präsident Manfred von Richthofen: `Das ist eine wirkliche Überraschung. Ich bedauere sehr, dass Paris nach mehreren Anläufen und hervorragenden Präsentationen nicht den Zuschlag bekommen hat. Die Entscheidung zeigt den britischen Einfluss in der Weltpolitik und auch im Sport. Den sollte man nicht unterschätzen.´

 

Großbritanniens Sportministerin Tessa Jowell: `Wir kamen aus dem Nirgendwo und haben Olympia gewonnen, das ist schon etwas. Wir wollen die Fackel an die nächste Generation übergeben.´

 

Londons Olympia-Botschafter David Beckham: `Olympische Spiele in London zu haben, ist eine unglaubliche Ehre.´

 

Ruder-Olympiasieger Matthew Pinsent: `Vier Stimmen entscheiden über Sieg oder Niederlage, das ist schon unglaublich. Die Emotionen sind unvorstellbar.´

 

Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe: `London wird brillante Spiele ausrichten. Mein Dank und mein Glückwunsch gehen an Sebastian Coe für seine exzellente Arbeit. Ich bin sehr, sehr glücklich.´

 

Theodor Zühlsdorf (Präsident des Deutschen Behinderten-Sportverbandes): `Mir wäre die Endausscheidung zwischen Paris und London auch schwer gefallen, aber ich freue mich für unseren Weltverbands-Präsidenten Phil Craven, dass die Paralympics 2012 in seinem Heimatland stattfinden. Ich bin sicher, London wird auch die Paralympics 2012 sehr erfolgreich durchführen.´

 

Philippe Baudillon (Bewerbungschef von Paris): `Wir sind sehr, sehr enttäuscht, aber es war ein guter Wettbewerb. Wir dachten, dass wir gewinnen können, aber das haben wir nicht. So ist das Leben.´

 

IOC-Mitglied Jean-Claude Killy: `Jetzt müssen wir einen Moment lang durchatmen und dann Leute finden, die bereit sind, sich noch einem auf ein solches Abenteuer einzulassen. Das wird nicht leicht, es ist ein schwieriger Parcours, es sind vier Jahre harte Arbeit.´

 

Guy Forget (Teamchef des französischen Tennis-Verbandes): `Ich bin furchtbar enttäuscht, ich war 200-prozentig sicher, dass Paris es schafft. Unsere Kandidatur war sensationell, niemand hat einen Fehler gemacht. Aber wir sind Sportler: Glückwunsch an London.´

 

Jean-Marie Leblanc (Direktor der Tour de France): `Wir müssen die Entscheidung akzeptieren und wünschen London viel Glück. Wir gratulieren allen, die mit ihrer Arbeit und ihrem Enthusiasmus die Kandidatur von Paris unterstützt haben. Wir sind traurig für Frankreich.´


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