Magdalena Neuner beendet ihre erfolgreiche Karriere

Magdalena Neuner geht auf Abschiedstournee. Die deutsche Biathlon-Königin hat aus privaten Gründen ihr Karriereende zum Ende des Winters angekündigt.

Magdalena Neuner beendet mit 25 ihre Leistungssportkarriere. Foto: picture-alliance
Magdalena Neuner beendet mit 25 ihre Leistungssportkarriere. Foto: picture-alliance

Sie hat damit alle Spekulationen darüber beendet, wie viele Kapital das Märchen von der "Gold-Lena" wohl noch haben wird. Nachdem die Gerüchte in den letzten Tagen stündlich lauter geworden waren, wartete Neuner nicht mehr die für Mittwoch angesetzte Pressekonferenz in Hochfilzen ab, sondern teilte ihren Entschluss auf ihrer Homepage mit.

"Ich verstehe, dass diese Entscheidung nicht leicht nachvollziehbar ist und jeder von Euch anders darüber denkt", schreibt die Doppel-Olympiasiegerin von 2010: "Doch mittlerweile habe ich eine Entscheidung getroffen und habe einfach das Gefühl, dass die Zeit reif ist für eine Veränderung und mich nach dem Sport etwas Neues, ganz Tolles erwartet!" Die Rekordweltmeisterin wird bei der Heim-WM in Ruhpolding (29. Februar bis 11. März) noch an den Start gehen und anschließend mit dann gerade mal 25 Jahren zurücktreten.

Unterstützung erhielt Neuner bei ihrer Entscheidung unter anderem von DOSB-Präsident Thomas Bach.  „Magdalena Neuner hat in ihrer Karriere mit den zwei Olympiasiegen von Vancouver und zehn Weltmeistertiteln Überragendes geleistet. Ich ziehe den Hut davor, wie sie es immer wieder schaffte, bei Großereignissen auf den Punkt fit zu sein. Sie ist eine Sympathieträgerin und ein großes Vorbild im deutschen Sport. Vor ihrer heute getroffenen persönlichen Entscheidung haben wir großen Respekt. Magdalena Neuner ist nicht nur erfolgreich, sondern kommt mit ihrer freundlichen Art, ihrer Offenheit, ihrem Lächeln toll rüber. Sie ist authentisch, und das spüren die Menschen. Ich wünsche ihr, dass sie die gerade begonnene Saison nun besonders positiv erleben und erfolgreich gestalten kann. Ich hoffe, ihr gelingt bei der WM in Ruhpolding ein goldenes Finale. Wir würden uns freuen, wenn Magdalena Neuner nach ihrer Karriere im Deutschen Ski-Verband (DSV) aber auch im deutschen Sport insgesamt noch eine Rolle spielt. Hier sind die Türen im DOSB ebenso weit offen wie im DSV.“Auch Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hält ihr wie vor langer Zeit versprochen das Törchen offen: "Ich wünsche ihr alles Gute. Alles, was wir zu besprechen haben, werden wir mit ihr zusammen machen."

Für Gerald Hönig, den Bundestrainer der deutschen Biathletinnen, kommt die Entscheidung "natürlich nicht überraschend". Darüber hinaus wollen sich die Trainer erst am Mittwoch äußern. "Wir hatten bereits vor einigen Tagen ein ausführliches Gespräch mit Lena, in dem sie uns alles erklärt hat. Aber ja, natürlich bedauern wir ihre Entscheidung", sagte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), bezeichnete Magdalena Neuner als "eine der erfolgreichsten, sympathischsten und beliebtesten Athletinnen Deutschlands. Wir bedauern es sehr, dass sie nur noch dieses eine Jahr aktiv sein wird."

Franziska Hildebrand war beim Saisonauftakt im schwedischen Östersund ganz nah dran an Magdalena Neuner, sie teilte sich dort mit ihr ein Zimmer. "Hut ab, das ist eine sehr mutige Entscheidung. Ich finde es sehr schade, da mit ihr eine tolle Athletin und eine echte Bereicherung des deutschen Teams aufhört", sagte Hildebrand dem SID: "Aber sie hat alles erreicht und kann sich jetzt neuen Aufgaben stellen."

Genau das ist der Plan von Neuner. Sie sehnt sich "nach Normalität, nach ein wenig mehr Ruhe und danach, einfach mal die Dinge machen zu können, die ich in meinem Sportlerleben nie machen konnte". Zusammen mit ihrem Freund Sepp Holzer will sie im heimischen Wallgau einen neuen Lebensabschnitt beginnen, zu dem natürlich auch Kinder gehören sollen: "Irgendwann spielt auch das Thema Familienplanung für mich eine Rolle, das können bestimmt gerade die Frauen unter Euch gut nachvollziehen."

Die dreimalige Olympiasiegerin Kati Wilhelm, Ende November im Alter von 35 Jahren zum ersten Mal Mutter geworden, zeigte Verständnis für Neuners Entscheidung: "Eine Heim-WM ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Magdalena ist keine, die auf Superlative aus ist. Sie weiß, dass sie das, was sie wollte, geschafft hat", sagte Wilhelm dem Nachrichtenportal news.de. Biathlet Alexander Wolf sagte dem Nachrichtensender Sky Sport News, Neuner werde der Mannschaft "sicher fehlen. Sie hat Biathlon in Deutschland verkörpert, so eine Ausnahme-Athletin gibt es nicht alle Tage." Olympiasieger Tarjei Bö nahm es mit Humor. "Ich habe gehört, dass sie die Staatsbürgerschaft wechselt und demnächst für Norwegen läuft", sagte er bei Sky Sport News mit einem Augenzwinkern.

Doch vor dem Rücktritt ist erst noch Heim-WM. Magdalena Neuner will eine erfolgreiche letzte Saison bestreiten, den Gesamtweltcup zum dritten Mal gewinnen und in Ruhpolding noch einmal ganz oben auf dem Treppchen stehen: "Jetzt freue ich mich erst einmal sehr auf den bevorstehenden Winter, vor allem natürlich auf die WM in Ruhpolding. Auf Euch Fans, die tolle Stimmung in den Stadien und die schönen Dinge, die ich im Sport noch erleben darf. Es wird für uns alle bestimmt eine ganz schöne Saison und ich würde sagen - lasst sie uns einfach so richtig genießen und zusammen feiern!"

Ihre Fans reagierten mit Bedauern auf Neuners Entscheidung. Im Forum auf biathlon-online.de gab es kurz nach der Meldung bereits zahlreiche Kommentare. "Schade Lena" hieß es dort, "Bin überrascht und traurig" schrieb eine andere Userin. Insgesamt überwiegt aber der Respekt vor der mutigen Entscheidung, so früh eine erfolgreiche Karriere zu beenden: "Es gibt ein Leben nach dem Sport." User Werner Mannsdorfer brachte es auf den Punkt: "Bleiben wird eine sehr charmante Sportlerin und eine der größten Biathletinnen aller Zeiten." Die am Freitag in Hochfilzen ihre Abschiedstournee startet.

(Quelle: SID)


  • Magdalena Neuner beendet mit 25 ihre Leistungssportkarriere. Foto: picture-alliance
    Magdalena Neuner beendet mit 25 ihre Leistungssportkarriere. Foto: picture-alliance