Mehr Frauen in Führungspositionen des IOC gefordert

Ingeborg Sieling berichtet von der IOC-Weltkonferenz Frauen im Sport in Marrakech

Ingeborg Sieling berichtet von der Weltkonferenz Frauen im Sport in Marrakech

„You get, what you ask for“, mit diesen Worten begrüßte der IOC-Präsident Dr. Jaques Rogge die mehr als 650 Teilnehmer/Innen aus 134 Ländern am Morgen des Internationalen Frauentages/08. März 2004 im Congress-Zentrum des Kempinski-Hotels in Marrakech.

 

Vertreten waren die Kontinente Afrika mit 38%, Europa 25%, Amerika 16%, Asien 13% und Oceanien 8%. – Seiner Aufforderung, die Hand zu erheben, um seiner spontanen Frage „Who is interested to work in the exekutive boards and legislative bodies of the IOC“ kamen seiner Schätzung ca. 25% der Delegierten nach. 10% gaben ebenfalls auf diesem Weg zu erkennen, dass sie sich eine Mitarbeit in diesen Gremien nicht zutrauen würden – die sog. Masse enthielt sich. Fazit: Präsident J. Rogge forderte die Frauen auf, mehr Mut zu haben und für Führungsämter zu kandidieren.

 

Auftakt der Konferenz war am Abend zuvor der Empfang des marrokanischen NOC, der offiziell von der Gattin des marrokanischen Königs, Prinzessin Lalla Amina, eröffnet wurde, die die Entwicklung der Rechte der Marrokanerinnen in den Mittelpunkt ihrer Rede stellte.

 

Im Anschluss daran erfolgte die Übergabe der 6 Trophäen, die für die 5 Kontinente und für die weltweite Jahresbestleistung vergeben werden, und die das besondere Engagement von Personen zur Entwicklung bzw. den Einsatz für den Frauensport im entsprechenden Kontinent würdigen. Die Trophäe für die weltweite Jahresbestleistung erhielt die deutsche Trainerin im Frauenfußball, Frau Tine Theune-Meyer, für den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft der Frauen im Jahr 2003. Als besonderes highlight sandte der Präsident der World Bank, James Wolfensohn, eine Video-Botschaft unter dem Titel „Breaking Barriers“ mit dem klaren Bekenntnis seiner Institution, Frauen für Führungspositionen zu unterstützen.

 

Cornelia Hanisch als persönliches Mitglied des NOK, Ingeborg Sieling als Vertreterin des Deutschen Sportbundes und Ilse Bechthold, Vorsitzende des Frauen Kommittees der IAAF und Mitglied der IOC Kommission „Frauen im Sport“, vertraten den Sport in Deutschland. Anwesend war ebenso Ines Nikolaus, Vize-Präsidentin des Deutschen Pierre de Coubertin-Kommittees, die als Sprecherin im workshop „Historial, Cultural und Religious Contrains auftrat, wobei I. Bechthold als Chairwoman für den workshop „Partnerships for women’s advancement“ zuständig war. Hervorzuheben ist der workshop Marketing and Business, in dem der Generalsekretär der World Federation of the Sporting Goods Industry (Zusammenschluss aller Sportartikelhersteller) A. Gorgemans/Schweiz, über die Anstrengungen hinsichtlich der Entwicklung von Sportbekleidung für Frauen und Mädchen aus islamistischen Staaten berichtete. Seit mehr als 2 Jahren steht man in Verhandlungen mit den Vertretern (männlich) der islamischen Glaubensgemeinschaften und versucht gemeinsam Sportbekleidung für islamische Mädchen und Frauen zu entwerfen. Auch diese Frauen möchten und wollen, unter dem Aspekt der Berücksichtigung ihrer Religion, teilhaben an sportlichen Aktivitäten bis hin zur Teilnahme an internationalen Wettkämpfen.

 

Die am Ende der Konferenz verabschiedete Resolution beinhaltete als ersten und somit auch wichtigsten Punkt die Wiederholung der Forderung von 1996, dass im Jahr 2005 mindestens 20% Frauen in allen Gremien des IOC, der Internationalen und Nationalen Sportverbände, deren Kommissionen etc. mitarbeiten.

 

Außerdem wurde gefordert, den Gedanken, Zielen und Prinzipien des „Gender Mainstreaming“ in allen Verantwortungsbereichen die notwendige Bedeutung und Geltung zu verschaffen.

 

 

 

 

 

 

 

Bis zum heutigen Zeitpunkt sind 8% der Mitglieder in sämtlichen Gremien weiblich, damit sind die Anforderungen der letzten 8 Jahre nicht erfüllt worden.

 

Im Gegensatz dazu hat der DSB hat diese Forderungen im Bereich der Landessportbünde, den Verbänden mit besonderer Aufgabenstellung und in den Ausschüssen weitestgehend erreicht oder übertroffen. Dagegen ist man in den Präsidien der Spitzenverbände, Förderverbände und in den Verbänden für Wissenschaft u. Bildung weit von dieser Zielsetzung entfernt.

 

Im Präsidium des NOK beträgt der weibliche Anteil 12,5% (3 v. 21) und genau wie bei den Fachverbänden im DSB gibt es in den Olympischen Fachverbänden mit einem Frauenanteil von 6,15% noch viel zu tun.

 

Die Frauen im Deutschen Sport sollten daher dem Aufruf des IOC-Präsidenten folgen und sich verstärkt um Spitzenpositionen national und international bewerben.