Mehr Sportwissenschaft für alle … online!

In der Pandemie hat sich die virtuelle Tagungskultur durchgesetzt. Prof. Detlef Kuhlmann hofft jedoch, dass Kongresse vor Ort wieder mehr und mehr zurückkommen.

Veranstaltungen mit vielen Teilnehmenden vor Ort sind eine Seltenheit geworden. Foto: LSB NRW
Veranstaltungen mit vielen Teilnehmenden vor Ort sind eine Seltenheit geworden. Foto: LSB NRW

Die COVID19-Pandemie hat die Tagungskultur weltweit umgekrempelt - nicht nur, aber auch im Sport. Das betrifft parlamentarische Zusammenkünfte, Festakte aus unterschiedlichen Anlässen genauso wie Ehrungen und Preisverleihungen bis hin zu (sport-)wissenschaftlichen Kongressen. Seit genau zwei Jahren sind solche Veranstaltungen entweder ganz ausgefallen, wurden hybrid abgehalten (wie z.B. die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes) oder sind langfristig verschoben worden (wie z.B. die Feier zum 75. Jubiläum des Landessportbundes Niedersachsen von Juli 2021 auf Juli 2022).

Längst haben wir uns an die diversen Online-Formate gewöhnt, wo das sachgerechte Navigieren der linken Maustaste ausreicht, um uns in die virtuelle Tagungswelt einzuklinken oder - noch präziser ausgedrückt - einzuklicken: Wir sparen Zeit und Kosten für kilometerlange Anreisen und mehrtägige Hotelübernachtungen. Wir können lehrreiche Sequenzen am PC von daheim und ohne Maske und Makeup verfolgen. Wir müssen kein Programmheft wälzen, um den richtigen Tagungsraum zu finden. Wir brauchen beim Betreten eines Tagungssaals keine Ausschau nach freien Plätzen halten … und können den virtuellen Raum sogar zwischendurch mal (oder ganz) verlassen, ohne dass das groß auffällt … alles prima oder was?

Die Vor- und Nachteile der virtuellen Tagungskultur stehen hier nicht abschließend zur Debatte. Doch so viel steht fest: Es scheint einiges dafür zu sprechen, dass nach Abklingen der Pandemie wieder mehr „reale“ Tagungen vor Ort stattfinden werden. Ob dann jedoch wirklich alles wieder so wird wie früher, sei einmal dahingestellt. Apropos früher:

Der 25. sportwissenschaftliche Hochschultag der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) war frühzeitig im September 2019 (erstmals) an das Kollegium des Instituts für Sportwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vergeben worden. Die Planungen zum Kongressthema „Sport, Meer & Mehr - Sportwissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung“ liefen (da noch pandemiefrei) auf einen schönen Campus-Kongress hinaus, bis COVID kam. Frühzeitig wurde der Zeitpunkt von Ende September 2021 auf Ende März 2022 verlegt. Alle wollten an dem Campus-Konzept unbedingt festhalten. Doch da machte jetzt kurzfristig doch noch die Kieler Universitäts-Leitung trotz sinkender Inzidenzen einen Strich durch die Rechnung. Jetzt findet der 25. dvs-Hochschultag vom 29. bis 31. März (nur) virtuell bzw. hybrid statt.

Die einen sind darüber enttäuscht, aber viele andere können nun hocherfreut sein - denn: Alle, die ohnehin niemals zu einem Kongress bis nach Kiel gefahren wären, können jetzt ganz entspannt von zuhause aus teilnehmen. Das zeitgemäße Motto lautet dann nämlich: „Mehr Sportwissenschaft für alle … online!“ Es mag sogar sein, dass es der letzte dvs-Kongress dieser Art ist, wenn die Pandemie geht und die Kongresse vor Ort wieder mehr und mehr zurückkommen!

(Autor: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann) 

In jeder Ausgabe der DOSB-Presse, die wöchentlich erscheint, gibt es einen Kommentar zu aktuellen Themen des Sports, den wir hier veröffentlichen. Diese mit Namen gezeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die offizielle DOSB-Meinung wieder.


  • Veranstaltungen mit vielen Teilnehmenden vor Ort sind eine Seltenheit geworden. Foto: LSB NRW
    Menschen sitzen auf Stühlen vor einer Bühne auf der jemand eine Vortrag hält Foto: LSB NRW