Meilenstein erreicht, aber noch nicht am Ziel

Nach Veröffentlichung des Konsenspapiers stehen der DOSB samt seiner Partnerorganisationen bereit, das nationale Gesundheitsziel „Bewegungsförderung“ umzusetzen.

Seit 2017 fordert der  DOSB ein nationales Gesundheitsziel „Bewegungsförderung“. Foto: LSB NRW
Seit 2017 fordert der DOSB ein nationales Gesundheitsziel „Bewegungsförderung“. Foto: LSB NRW

Wer denkt, an großen runden Tischen wird nichts Konstruktives entschieden, der irrt sich – zumindest in unserem Fall. Nachdem nun das Konsenspapier zum Runden Tisch „Bewegung und Gesundheit“ durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beim Bewegungsgipfels 2.0 am 14. März 2024 veröffentlicht wurde, kann ich sagen, die langen und bisweilen auch mühsamen Gespräche haben sich gelohnt: das Konsenspapier stellt die Ergebnisse der intensiven Austauschrunden dar, die zwischen Politik, Verbänden, Kommunen und weiteren Akteur*innen stattfanden.

Mit diesem BMG-Papier wurde ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu mehr Bewegungsförderung erreicht. Wie von DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen im Eckpunktepapier zum Entwicklungsplan Sport bereits eingefordert, soll nun ein neues nationales Kompetenzzentrum für Bewegungsförderung geschaffen werden, bei dem wir als DOSB eine feste Verankerung erwarten – etwa als stimmberechtigtes Mitglied im Rahmen des Steuerungs- oder Lenkungskreises. Dies ist unabdingbar, um den organisierten Sport weiterhin bestmöglich innerhalb der Gesundheitsförderung/Prävention bzw. Bewegungsförderung zu vertreten.

Wer sich jetzt fragt, warum der DOSB nun auch hier mitsprechen möchte, dem sei gesagt, dass der Sport immer noch nicht angemessen in die Landschaft der Bewegungsförderung eingebunden ist. So bleibt das beachtliche Potenzial des Sports für die gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Menschen in Bewegung zu bringen, in weiten Teilen ungenutzt. Und das, obwohl es eine hohe Evidenz dafür gibt, dass Bewegung und Sport die beste Medizin ist. Durch IN FORM (Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung) wird die Bewegungsförderung aus unserer Sicht nicht ausreichend mitgetragen. Was in diesem Rahmen alles an Strukturen (bspw. das Bundeszentrum für Ernährung mit beachtlicher personeller und finanzieller Ausstattung) für gesunde Ernährung vorhanden ist, fordern wir auch zur systematischen Sicherstellung von ausreichend Bewegung. Zwar wird Bewegungsförderung auf dem Papier vom BMG durch IN FORM grundsätzlich bearbeitet, schlussendlich kommt die Bewegungsförderung hier aber deutlich zu kurz. 

Neben der BMG-Ankündigung des Aufbaus eines nationalen Kompetenzzentrums für Bewegungsförderung sollen auch die Nationalen Empfehlungen für Bewegungsförderung (NEBB) aktualisiert und um die speziellen Bedarfe weiterer Bevölkerungsgruppen wie bspw. die von Menschen mit Behinderung ergänzt werden. Der DOSB steht auch bei der geplanten umfassend zu überarbeitenden Neuauflage wieder bereit, um den organisierten Sport als größten bundesweiten Bewegungsanbieter angemessen einzubringen.

Das seit 2017 vom DOSB geforderte nationale Gesundheitsziel „Bewegungsförderung“ wurde nun durch den Runden Tisch weitergehend diskutiert und die Vorarbeiten sind inzwischen abgeschlossen; so liegt der notwendige Kriterienkatalog (Evidenzgrundlage und Bedarfsanalyse) dem Evaluationsbeirat des Kooperationsverbunds gesundheitsziel.de vor. Nun braucht es seitens des Kooperationsverbundes eine hohe Entschlossenheit, das gewünschte Ziel auch in die Umsetzung zu bringen. Der DOSB samt seiner Partnerorganisationen stehen bereit. 

Wir, aus dem Ressort Breiten- und Gesundheitssport, setzen uns seit jeher für bessere Strukturen für Bewegungsförderung auf der Bundeseben ein. Durch die beiden Bewegungsgipfel, den Runden Tisch des BMG und hoffentlich zeitnah durch ein Kompetenzzentrum auch den notwendigen politischen Rückhalt zu haben und eine hoffentlich bald konkrete und für alle Akteure verbindliche Perspektive in Form eines Gesundheitsziels vor Augen zu haben, begrüßen wir sehr. Ein Blick zu unseren österreichischen Nachbarn, die bereits ein Gesundheitsziel Bewegungsförderung haben oder zu unseren niederländischen Nachbarn, bei denen bis 2040 insg. 75 % der Bevölkerung die Bewegungsempfehlungen erfüllt haben sollen, kann und muss uns Ansporn geben. Leider erreichen bei uns in Deutschland aktuell nicht mal 25 % der Erwachsenen und Älteren das Minimum an empfohlener Bewegung und bei den Kindern und Jugendlichen sieht es noch fataler aus. Es ist also bereits Fünf nach Zwölf und es besteht absoluter Handlungsbedarf!

(Autor: Dr. Mischa Kläber, Ressortleiter Breiten- und Gesundheitssport)


  • Seit 2017 fordert der  DOSB ein nationales Gesundheitsziel „Bewegungsförderung“. Foto: LSB NRW
    Menschen in einer Halle halten sich an einer Stange fest und machen Übungen Foto: LSB NRW