Menschen mit und ohne Handicap treiben gemeinsam Sport

Mit zehn Mannschaften hat der Sportverein Einheit Greifswald das 3. Unihockey-Turnier als „Bindeglied zwischen behinderten und nichtbehinderten Sportlern“ veranstaltet.

Viele Sportvereine haben Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung zum gemeinamen Sporttreiben. Copyright: picture-alliance
Viele Sportvereine haben Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung zum gemeinamen Sporttreiben. Copyright: picture-alliance

Der 1. Tag des Rollstuhlsports, ausgerichtet vom Mainzer Turnverein Laubenheim 1883 (TVL), erfüllte die Erwartungen mit reichlich Sport sowie der persönlichen Selbsteinschätzung für Möglichkeiten und Grenzen beim Spiel durch Kooperation und Kommunikation. Sehr zufrieden war Thomas Reinelt, der Abteilungsleiter Rollstuhlsport beim TVL, denn er hat sich „vor allem eine integrative Funktion“ gewünscht. 

Am besten gemeinsam ist die Zielsetzung in den gesellschaftspolitisch und sozial eingestellten Sportvereinen. Das ist auch die Philosophie des Clubs Handicap Albstadt, der vor 30 Jahren mit Hilfe der Kirche und des Deutschen Roten Kreuzes als „Freizeitclub für Behinderte und ihre Freunde“ gegründet wurde. Dauerhaft geschaffene Sportgelegenheiten, nachhaltig wirkende Angebote und besonders organisierte Veranstaltungen schaffen das menschenfreundliche Klima für Zusammengehörigkeit. 

Der Deutsche Behindertensportverband mit 17 Landesverbänden betreut ca. 400.000 Mitglieder in 4.117 Vereinen oder Abteilungen mit steigender Tendenz. Der Deutsche Rollstuhlsportverband und der Deutsche Schwerhörigen-Sportverband sind ihm angegliederte Fachverbände. Die Versehrtensportgemeinschaft Duisburg und die Versehrten-Sportgemeinschaft Rüsselsheim, zum Beispiel, bringen behinderte und nichtbehinderte Menschen durch Übungsformen und familienorientierte Aktivitäten zusammen.  

Die Mitgliedsorganisationen des Deutschen Olympischen Sportbundes und ihre Vereine vor Ort stellen sich kompetent auf die sehr unterschiedlichen Fähigkeiten ihrer Klientel ein. Sie schaffen die stetig breiter werdende Basis für Sport, Spiel und Geselligkeit im Verbund. „Der integrative Sportverein“ wird die besondere Marke für den Landessportbund Nordrhein-Westfalen. Der dafür ausgeschriebene diesjährige Wettbewerb hat den dreifachen Ansatz der sozialen und kulturellen Integration sowie der Integration von Menschen mit Behinderungen im Sportverein. 

Während der Aktionstage „gemeinsam Sport – gemeinsam Spaß“ in München stellen Sportvereine und andere Organisationen mit gleicher Interessenslage Angebote für das gemeinsame Sporttreiben von Menschen mit und ohne Handicap vor. Der Deutsche Alpenverein, die Sportfreunde Harteck und der Turn- und Sportverein Milbertshofen präsentieren sich als gute Adressen. 

Der rheinland-pfälzische Fußballsportverein 1920 Offenbach unterstützt die meistens geistig Behinderten der Südpfalzwerkstatt nach besten Kräften. Sie nehmen am geselligen Vereinsleben und an sportlichen Aktionen teil, trainieren und spielen auf dem vereinseigenen Rasenplatz und werden von Vereinsübungsleitern betreut. Der badische Ruderclub Grenzach integriert in seine Freizeitsportgruppe auch Jugendliche mit Behinderungen aus der benachbarten Helen-Keller-Schule. Sensible Vereins- und Schulmitarbeiter stehen als Personen für diese wertvolle Partnerschaft ein. 

Blau-Weiß Buchholz hat sein behindertengerechtes Sportzentrum um einen integrativen Spielplatz für Kinder mit und ohne Handicap erweitert. Er ist unter engagierter Mitwirkung von Behinderten und Lehrern für Behinderte entwickelt worden, einmalig in seiner Art. Der Vorstand plant allerdings schon weiter. Arno Reglitzky, der 1. Vorsitzende, schreibt in Heft Nr. 144 der Vereinszeitschrift: „Mit einem Pilotprojekt in Ausbaustufe zwei als umfassende Sport- und Spielanlage soll der ganz große Wurf gelingen.“

DOSB-Präsident unterstreicht Gemeinsamkeiten mit DBS

Bei einem außerordentlichen Verbandstag des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) am vergangenen Wochenende (20./21.06.2008) in Hamburg hat DOSB-Präsident Thomas Bach Gemeinsamkeiten zwischen behinderten und nichtbehinderten Sportlerinnen und Sportlern unterstrichen und gleichzeitig neue und intensivere Formen der Zusammenarbeit an Spitze und Basis gefordert. Beispielhaft erwähnte er die gemeinsame Präsentation der Olympiabekleidung und die gemeinsame Verabschiedung von Olympiamannschaft und Paralympics-Team durch Bundespräsident Horst Köhler Ende Juli in Berlin. Die Beweggründe, Sport auszuüben, seien für Menschen mit und ohne Behinderung dieselben. Die Entwicklung zu integrativen Maßnahme im Sport dürften deshalb mit Genugtuung zur Kenntnis genommen werden: „Die gemeinsame sportliche Betätigung von Behinderten und Nichtbehinderten bedarf größerer Aufmerksamkeit in Vereinen und Verbänden“, forderte Bach aber auch zur Überwindung noch bestehender Gräben und Berührungsängste auf.  

Die gesellschaftliche Entwicklung erfordere heute von Dachorganisation, Landessportbünden und Fachverbänden schnellere Reaktionen auf den Wandel als je zuvor. „Behinderte sind von den Konsequenzen demografischer Trends ebenso betroffen wie Nichtbehinderte. Die Werte und Anforderungen sind dieselben: Fairness und Gemeinschaftssinn, Einsatzwille und Leistungs-bereitschaft, Ausdauer und Disziplin, Toleranz und Großmütigkeit gelten für den gesamten Sport“, erklärte Bach.  

Folgerichtig erfuhren die Delegierten und Gäste des DBS-Verbandstages Ermutigung bezogen auf die per Satzungsänderungs-Beschluss eingeleiteten Reformen, die ab dem Jahr 2009 greifen sollen. „Der Deutsche Behindertensport-Verband ist ein wichtiger Impulsgeber und vorbildlicher Akteur. Er ist reich an Erfahrungen, Kämpfen und Erfolgen. In seiner Grundhaltung verfolgt er seit fast 60 Jahren das Leitmotiv, dass Sport für Menschen mit Behinderung den gleichen Stellenwert hat wie für Nichtbehinderte“, lobte Bach. Mit der strategischen Neu-Ausrichtung, der geplanten Struktur-Veränderung,  der Neuausrichtung der Führungsebene, der Verschlankung der Gremien und der damit einhergehenden Effektivitätssteigerung werde er, auf einer Linie mit zentralen Führungsprinzipien des DOSB liegend, weitere Akzente setzen. 


  • Viele Sportvereine haben Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung zum gemeinamen Sporttreiben. Copyright: picture-alliance
    Viele Sportvereine haben Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung zum gemeinamen Sporttreiben. Copyright: picture-alliance