Mitglieder-Information DOSB-Präsidiumssitzung 09. März 2010

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 

die XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver und Whistler sind gerade vorbei, die X. Winter-Paralympics stehen vor der Tür: Da ist es nicht überraschend, dass die Auswertung des Abschneidens der deutschen Olympiamannschaft den Schwerpunkt unserer heutigen Präsidiumssitzung bildete. Einhellig waren wir sehr zufrieden sowohl mit dem sportlichen Erfolg als auch mit dem Auftreten unserer Athletinnen und Athleten. Die Spiele waren hervorragend organisiert, die Freude der Menschen wirkte ansteckend. Das Interesse in Deutschland, das sich u.a. in hervorragenden TV-Quoten ausdrückte, zeigte, dass die Sport- und Olympiabegeisterung ungebrochen ist; insgesamt sahen weltweit 3,5 Mrd. Fernsehzuschauer zu.

 

In jeder der beiden üblichen Zählweisen (also nach Anzahl oder nach Farbe der Medaillen) hat die deutsche Mannschaft Platz 2 in der Medaillenwertung erreicht: Mit insgesamt 30 Medaillen (10 Gold, 13 Silber, 7 Bronze) – einer mehr als vor vier Jahren in Turin – liegen wir zwar hinter den USA (mit 37 Medaillen), aber vor Kanada, das mit seinen 14 Gold-, 7 Silber- und 5 Bronzemedaillen den Leitspruch „Own the Podium“ in die Tat umsetzte. Aber auch die 48 Platzierungen zwischen vier und zehn machen deutlich, dass der deutsche Wintersport sehr gut aufgestellt und für die kommenden Jahre gerüstet ist. Das Präsidium verständigte sich darauf, die Ergebnisse von Vancouver/Whistler und die notwendigen Schlussfolgerungen alsbald mit den sieben Wintersportverbänden zu diskutieren und dann der Öffentlichkeit vorzustellen.

 

Während der Spiele ist es überdies gelungen, für die Olympiabewerbung München 2018 zu werben und in der olympischen Familie einen sympathischen Eindruck zu erzeugen. Wichtig war, dass in Vancouver deutlich wurde: Alle Ebenen der deutschen Politik stehen hinter der Bewerbung. Oberbürgermeister Christian Ude, Bürgermeister Thomas Schmid und Landrat Georg Grabner standen für die beteiligten Kommunen; Ministerpräsident Horst Seehofer, verstärkt durch die Minister Siegfried Schneider und Emilia Müller, vertraten den Freistaat Bayern; und die Bundesminister Thomas de Maizière und Karl-Theodor zu Guttenberg bekräftigten, dass die Bewerbung ein nationales Anliegen ist, das vom ganzen Land getragen wird. Das zeigte sich auch bei der grandiosen Willkommensfeier am 2. März 2010 in München, die auf große Resonanz stieß und an der mehr als 10.000 Menschen entlang der Strecke des Autokorsos und auf dem Marienplatz teilnahmen.

 

DOSB-Präsident Thomas Bach berichtete zudem von der konstituierenden Sitzung des Kuratoriums der Bewerbungsgesellschaft München 2018 im Anschluss an die Willkommensfeier der deutschen Olympiamannschaft am 2. März 2010 in München. Dem Kuratorium der Bewerbungsgesellschaft gehören unter Vorsitz von Katarina Witt prominente Persönlichkeiten aus Sport, Politik, Wirtschaft, Kirche und Kultur an. Darunter sind unter anderem der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, Bundesinnenminister Thomas de Maiziere, die Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, Münchens Alt-OB Hans-Jochen Vogel, und der Bayrische Landesbischof Johannes Friedrich.

 

Damit wird die breite Zustimmung für die Bewerbung über alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hinweg unterstrichen. Das Präsidium betonte in diesen Zusammenhang auch die besondere Rolle des Fußballs, der über einschlägige Erfahrungen mit einer erfolgreichen Bewerbung um ein Weltsportereignis verfügt und die Olympiabewerbung auf allen Ebenen tatkräftig unterstützt. Im Kuratorium wird er durch Theo Zwanziger und Franz Beckenbauer vertreten. Wir sind insbesondere Theo Zwanziger für die entschiedene nationale und internationale Unterstützung dankbar. Durch die in Vancouver bekannt gegebene Kooperation der Bewerbungsgesellschaft mit der Bundesliga ist diese Partnerschaft noch einmal ausgeweitet worden.

 

Generaldirektor Michael Vesper berichtete über die Sitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages am 3. März 2010 in Berlin. Dort ging es u.a. um die Anti-Doping-Berichte 2008. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium des Innern (BMI), Dr. Christoph Bergner MdB, informierte über den Bericht des Bundesverwaltungsamtes (BVA) an das BMI vom Januar 2010, in dem einerseits festgestellt wurde, dass die überwiegende Mehrzahl der Verbände, nämlich mehr als 70 Prozent, beanstandungsfrei waren, dass aber von 19 Verbänden aufgrund formaler Verstöße gegen Zuwendungsbestimmungen Rückforderungen verlangt werden sollten. Der DOSB hat in mehreren Stellungnahmen schriftlich und mündlich darauf hingewiesen, dass die formalen Verstöße entweder längst – meist sogar noch im Berichtsjahr – geheilt sind oder zu den notwendigen, mit der NADA abgestimmten Konsequenzen (wie z.B. Wettkampfkontrollvereinbarungen) geführt haben. Das Präsidium unterstrich, dass es den betroffenen Verbänden gern mit Rat zur Seite steht. Es wies daraufhin, dass der Anti-Doping-Kampf in den letzten Jahren weitere Fortschritte gemacht hat, insbesondere auch durch den zum 1. Januar 2009 in Kraft getretenen neuen NADA-Code.

 

Vizepräsident Walter Schneeloch berichtete vom Kongress „Starker Sport, starke Kommunen“ am vergangenen Wochenende in München. Mit 450 Teilnehmern erlebte dieser eine überwältigende Resonanz. 150 Interessenten mussten zurückgewiesen werden, weil der Kongress ausgebucht war. Der Teilnehmerkreis setzte sich nicht nur aus Vertretern/innen von Sportorganisationen zusammen, sondern umfasste zahlreiche Experten aus Stadt- und Gemeindeverwaltungen und aus der Sportwissenschaft. In zwölf von der Führungsakademie moderierten Arbeitskreisen wurden die Themen des Kongresses diskutiert. Eine Dokumentation der Veranstaltung soll im Sommer veröffentlicht werden.

 

In diesem Zusammenhang sprach Walter Schneeloch auch die im Rahmen des Kongresses erörterten Probleme der kommunalen Finanzen an, die fatale Auswirkungen auf die Arbeit der Sportvereine Vorort zu haben drohen. Das DOSB-Präsidium appellierte daher an Bund und Länder, die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen sicherzustellen, eine den kommunalen Aufgaben gerechte Finanzausstattung zu gewährleisten und in den Beratungen der geplanten Kommission zu den Gemeindefinanzen der herausragenden gesellschaftspolitischen Bedeutung des Vereinssports für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft Rechnung zu tragen. Den Wortlaut der Erklärung finden Sie in der Anlage.

 

Ein weiteres Thema, das das Präsidium intensiv diskutierte, betraf die veränderten Rahmenbedingungen für das Freiwillige Soziale Jahr im Sport (FSJ). Hier droht dem DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen eine Mittelkürzung von 5,8 Mio. Euro, das sind 83 Prozent. Sollten die Zuwendungen in der geplanten Weise reduziert werden, könnten sich viele Vereine keine FSJ-Stellen mehr leisten. Daher wird der DOSB sehr kurzfristig ein Gespräch mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend führen.

 

Die nächste Europasprechstunde findet am 25. März 2010 hier im Haus des Sports in Frankfurt/Main statt. Die Kollegen des Brüsseler EU-Büros beraten die Mitgliedsorganisationen an diesem Tag über Förderprogramme und die Auswirkungen der Europapolitik auf den Sport.

 

Auf Empfehlung des Präsidialausschusses Breitensport und Sportentwicklung beschloss das Präsidium die Fortführung des Preises „Pro Ehrenamt“. Wie im vergangenen Jahr wird die Vergabe des Preises im Rahmen der Mitgliederversammlung stattfinden.

 

Dies waren die wichtigsten Themen der heutigen Sitzung, über die wir Sie wie immer zeitnah informieren.

 

Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen

 

Thomas Bach, Präsident

Michael Vesper, Generaldirektor

 

Erklärung:

 

Sport im Verein ist ein unverzichtbares Element unserer Gesellschaft, wenn es beispielsweise um Bildung, Gesundheit und Integration geht. Ihm kommt eine zentrale Bedeutung für das Gemeinwohl in Deutschland und – angesichts eines beschleunigten sozialen Wandels – eine zentrale gesellschaftliche Integrationsfunktion zu. Er spielt in den Städten und Gemeinden mit seiner Vielfalt und seinen zahlreichen Bezügen zu anderen kommunalen Handlungsfeldern eine zentrale Rolle und ist ein gewichtiger Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge. Aufgrund dieser herausragenden gesellschafts- und kommunalpolitischen Bedeutung des Sports fördern die Kommunen den Sport. Rund 80 Prozent der Sportförderung in Deutschland ist kommunale Sportförderung – dies entspricht über drei Milliarden Euro jährlich.

 

Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise werden zunehmend in den Kommunen spürbar. Ein Teil der Städte und Gemeinden droht handlungsunfähig zu werden, die bereits seit Jahren bestehenden strukturellen Finanzprobleme vieler Kommunen werden noch verstärkt. Rekorddefizite in zweistelliger Milliardenhöhe, eine explodierende Verschuldung durch kurzfristige Kredite, der stärkste Steuerrückgang seit Jahrzehnten und steigende Sozialausgaben kennzeichnen die Situation, die eine angemessene Sportförderung und damit den gesellschaftspolitischen Mehrwert des Sports in hohem Maße gefährdet. Der Deutsche Olympische Sportbund blickt daher mit Sorge auf die Verschlechterung der kommunalen Einnahmesituation, auf die strukturelle Unterdeckung der örtlichen Haushalte und darauf, dass staatliche Aufgaben immer mehr auf die Kommunen übertragen werden.

 

Eine Krise der Kommunalfinanzen bedroht auch den Sport im Verein. Der kommunale Investitionsstau von 700 Milliarden Euro droht, sich weiter zu verschärfen. Das Konjunkturpaket II verschafft dem Sport und den Sportvereinen insgesamt zwar Spielraum, doch werden die Fragezeichen immer größer, was von 2011 an mit der kommunalen Sportförderung wird. Auf den Sanierungsbedarf im Bereich Sportstätten von mind. 42 Mrd. EUR wird ausdrücklich hingewiesen.

 

„Wir brauchen eine gemeinsame Vorwärtsstrategie und mehr Kreativität in der Zusammenarbeit, Kommunalpolitik, Verwaltung und Sportorganisationen“, hatte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude auf dem Kongress am vergangenen Wochenende festgestellt. DOSB-Präsident Thomas Bach sagte bei dieser Gelegenheit: „Ein starker Sport macht Städte und Gemeinden stark und zu Orten mit hoher Lebensqualität. Der Sport verkörpert vielfältige Potenziale für wichtige kommunale Themen und ist ein Politikfeld von zentraler Bedeutung.“

 

Der DOSB unterstützt mit seinen über 91.000 Vereinen die Forderung der kommunalen Spitzenverbände nach einer angemessenen und nachhaltigen Finanzausstattung. Der organisierte Sport braucht finanzstarke Kommunen. Die Kommunen brauchen einen starken Partner Sport. Deshalb fordert der DOSB Bund und Länder dringend auf:

 

  1. die finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen sicherzustellen,
  2. eine den kommunalen Aufgaben gerechte Finanzausstattung zu gewährleisten,
  3. und in den Beratungen der geplanten Kommission zu den Gemeindefinanzen der herausragenden gesellschaftspolitischen Bedeutung des Vereinssports für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft Rechnung zu tragen.

 

Das Präsidium diskutierte darüber hinaus über die veränderten Rahmenbedingungen für das Freiwillige Soziale Jahr im Sport. Hier droht dem DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen eine Mittelkürzung um 5,8 Millionen Euro. Dies entspricht einer Kürzung um 83 Prozent. Wenn die jetzigen Zuwendungen nicht mehr zur Verfügung stehen, können sich viele Vereine die Stellen nicht mehr leisten. Der DOSB wird diesbezüglich das Gespräch mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend suchen.