Mitgliederboom gesichert: Deutscher Verein mit Außenstelle in China

Eine Top-Marke in Sachen Mitgliederzahl hat sich die Hamburger Turnerschaft von 1816 (HT 16) zum Ziel gesetzt.

 

 

Einzige Einschränkung ist, dass der Rekord nicht auf Hamburger Boden, sondern im bevölkerungsreichsten Land der Erde angestrebt wird, in China. Der Verein vom Sievekingdamm will als erster deutscher Club im Herbst 2004 eine Außenstelle im Land des Lächelns eröffnen. Ein gemeinnütziges Vereinswesen, um das Deutschland anderswo in der Welt beneidet wird, besteht auch in China nicht. Gründe für den Expansionskurs des in Hamburg 7.500 Mitglieder starken Clubs gibt es gleich mehrfach.

 

Da wären die 20.000 Chinesen, die in der Hansestadt leben (von 150.000 in Deutschland), die rund 300 chinesischen Firmen mit Sitz in Hamburg (Verhundertfachung binnen 20 Jahren), der Stellenwert der Stadt als wichtigster deutscher Standort für China und last not least die große China-Offensive Hamburgs im Rahmen des Konzepts „Wachsende Stadt“. HT16-Vorsitzender Sven Dahlgaard: „Wir haben das Angebot der Stadt und von Pekinger Seite gern angenommen, dort eine Dependance zu eröffnen. Es passt in unsere Ausrichtung als multikultureller Verein“, erklärte er im Beisein des chinesischen Generalskonsuls Ma Jinsheng und des Beauftragten Pekings für den Sport, Hong Yu.

 

Geht es nach den Verantwortlichen, könnte die HT16 die Wurzeln für eine wachsende Vereinslandschaft in China legen – Hamburgs Sportamtsdirektor Dr. Hans-Jürgen Schulke spricht von „Wissenstransfer“. Zunächst wird im Frühjahr 2004 eine Delegation nach Peking reisen, um alle wichtigen Vorbereitungen zu treffen. „Es wird ein hauptamtliches Management mit einem Aufsichtsrat installiert“, erklärt HT16-Geschäfts-führer Armin Pilsener. Die Angebote der „HT16-Peking“ sollen sich auf den Breiten- und Freizeitsport erstrecken. Danach gelten die Bemühungen dem Aufbau einer ehrenamtlichen Struktur. Somit schreibt der Club vom Sievekingdamm erneut ein Stück Sportgeschichte: Als einer der ersten Sportvereine der Welt 1816 gegründet, liefert er jetzt quasi die Blaupause für ein Erfolgsmodell.

 

Doch die Kooperation ist mehr als ein Exportgeschäft. Die HT16 hat in ihr Sportprogramm die Kampfkunst Wushu, eine in China massenattraktive Sportart, die bei Olympia 2004 demonstriert wird und auf die Aufnahme ins offizielle Programm 2008 in Peking hofft, aufgenommen.

 

Rund 4.000 Jahre alt ist die Disziplin und erfährt in Fernost einen Zuspruch, der mit 70 Millionen Aktiven selbst deutsche Fußball- und Turnverbände erblassen lässt. Die Bedeutung von Wushu: kämpfen, um nicht zu kämpfen. Es umfasst hunderte Stilrichtungen, darunter auch bekanntere wie Kung-Fu und Tai Chi und ist eine Mischung aus Selbstverteidigung, Gesundheitsübungen, Kampf und Kunst. Kürzlich lud die HT16 zum großen Wushu-Kennenlernprogramm in ihre Räume. Für die vielen potenziellen Neumitglieder aus China hat Vorsitzender Sven Dahlgaard auch schon ein Schmankerl parat: „Unsere Gastronomie könnte sicher auch etwas Chinesisches auf den Tisch bringen.“