Münchner richten Blick nach vorne

In München nehmen die Menschen die Olympia-Entscheidung enttäuscht, aber gefasst auf.

Enttäuscht, aber gefasst: München-2018-Fans am Mittwoch auf dem Münchner Marienplatz. Foto: picture-alliance
Enttäuscht, aber gefasst: München-2018-Fans am Mittwoch auf dem Münchner Marienplatz. Foto: picture-alliance

Es hatte sich im Laufe des Mittwochs angebahnt, und als die Entscheidung dann tatsächlich zugunsten Pyeongchangs gefallen war, gab es natürlich einige traurige Gesichter auf dem Münchner Marienplatz. Doch weil die Entscheidung bereits im ersten Wahlgang getroffen war, hatten sich die Menschen vor der Festbühne am Rathaus auf das Votum für den südkoreanischen Mitbewerber einstellen können. Tränen flossen deshalb kaum, stattdessen nahmen die Zuschauer und die Prominenz auf der Fanmeile das Votum der 95 stimmberechtigten IOC-Mitglieder zwar geknickt, aber gefasst auf.

„Ich bin genauso enttäuscht wie Sie alle“, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer in einer ersten Stellungnahme. Der CSU-Politiker hatte die Entscheidung wie viele Prominente live auf dem Marienplatz und im Rathaus verfolgt. Auch der ehemalige Handball-Bundestrainer Heiner Brand, der als Sportbotschafter an der Bewerbung mitgewirkt hatte, stufte die Niederlage als „sicherlich große Enttäuschung“ ein. Die ehemalige Skirennläuferin Martina Ertl-Renz empfahl jedoch schnell: „Wir sehen das sportlich. Aus Niederlagen muss man lernen. Ich würde mich nochmal bewerben, wenn ich das Sagen hätte.“

Oberbürgermeister Christian Ude ließ aus dem südafrikanischen Durban, wo IOC-Präsident Jacques Rogge um 17.20 Uhr das Ergebnis verkündet hatte, zumindest durchklingen, dass man darüber nachdenken werde. Denn München hat sich Olympia gewünscht. Das war den ganzen Tag über zu spüren in der Fußgängerzone der bayerischen Landeshauptstadt, die sich gemeinsam mit Garmisch-Partenkirchen und Schönau am Königssee um die Winterspiele 2018 beworben hatte.

Von morgens bis abends wurde den Olympia-Fans viel Programm geboten, vom Alphornblasen bis hin zu Pop-Acts. Ein schöner Sommertag wärmte dabei die Münchner City, und je näher die Entscheidung rückte, umso mehr stieg die Stimmung. Es hat zum Abschluss der anstrengenden Bewerbungsphase eigentlich nur noch der Lohn gefehlt, um den schönen Sommertag zu einem historischen Festtag für den deutschen Wintersport werden zu lassen.

Der Traum, nach 1972 weltweit erster Gastgeber Olympischer Sommer- und Winterspiele zu werden, hatte die Stadt und die Münchner Macher angetrieben. Doch nachdem sich die IOC-Mitglieder bereits im ersten Wahlgang für Pyeongchang entschieden hatten, nahmen die Zuschauer und vielen Prominenten auf dem Festgelände im Stadtzentrum das Votum genauso respektvoll auf wie die deutsche Delegation in Südafrika.

Auch nach der Niederlage wurden auf dem Marienplatz Deutschland-Fähnchen geschwenkt, weiße Luftballons stiegen in den stahlblauen Himmel auf. Die traurigen Gesichter hellten sich bei den Zuschauern bald wieder auf. Viele sahen es wohl so wie Felix Neureuther, der in Garmisch-Partenkirchen die Entscheidung verfolgt hatte. „Man muss wieder aufstehen, nach vorne blicken und es 2022 noch einmal versuchen“, sagte der Slalomläufer.

(Autor: Maik Rosner)


  • Enttäuscht, aber gefasst: München-2018-Fans am Mittwoch auf dem Münchner Marienplatz. Foto: picture-alliance
    Enttäuscht, aber gefasst: München-2018-Fans am Mittwoch auf dem Münchner Marienplatz. Foto: picture-alliance