Insgesamt kamen rund 100 Interessierte zur diesjährigen Alpinismustagung nach Bad Boll, die vom 18. bis 20. November stattgefunden hat.
In den Eingangsreferaten wurde bereits deutlich, dass das Thema Gender Mainstreaming (GM)* in den meisten deutschen Vereinen diskutiert wird. Sehr positiv wurde begrüßt, dass der DAV eine renommierte, traditionelle Veranstaltung wie die Alpinismustagung unter dieses Thema stellt.
Der auf der Hauptversammlung 2005 neu gewählte Vizepräsident Andi Dick richtete seinen Appell an die Anwesenden, sich in den Arbeits-Foren aufeinander zu zu bewegen und nicht an hergebrachten Traditionen festzuhalten. Jugendleiterinnen und Jugendleiter, Gremienmitglieder aus den Sektionen und dem Hauptverein sowie fast das vollständige Präsidium des Deutschen Alpenvereins informierten sich und diskutierten über das Thema Gender Mainstreaming als Mittel, um den Deutschen Alpenverein fit zu machen für die Zukunft.
Während der Tagung arbeiteten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer an Umsetzungsoptionen zu folgenden Themen:
Raus aus der Deckung – rein in die Führung
Als Kernelemente wurden klare Stellenausschreibungen für ehrenamtliche Führungsposten gefordert, um die Arbeitsbelastung durch die Position besser abschätzen zu können. Außerdem sollten Ausbildungen angeboten werden, um potentielle Kandidaten und Kandidatinnen auf Führungspositionen im Ehrenamt vorzubereiten. Letztlich sollten Ehrenamtliche von Mentoring-Projekten begleitet werden. Dabei würden geschlechterübergreifende Netzwerke entstehen, die im Sinne einer Diversity-Strategie generationenübergreifend auch Randgruppen erfassen würden.
Mädchen klettern anders - Jungen aber auch
In den Ergebnissen der JDAV wurde die besondere Situation der Jungen und Mädchen in der Pubertät betont. Mädchen wünschen sich mehr, von Führungskräften in ihren Rollen ernster genommen zu werden. Jungen hingegen wünschen sich ein Loslösen von Wettkampfgedanken, wobei durchaus der Leistungsgedanke weiter betont wurde. Beide Geschlechter wünschen sich geschlechtsspezifische Freiraummöglichkeiten.
Neue Ideen umsetzen – Zielgruppengerechte Angebote fördern
Beim Thema der Steigerung der Angebotsattraktivität war man sich insbesondere der Sozialverantwortung des DAV bewusst und forderte bestimmt Randgruppen (Behinderte, nicht integrierte Ausländer) mit Aktionstagen und Spezialangeboten mit zu berücksichtigen.
Insgesamt wurde Wert gelegt auf eine differenziertes, zielgruppenorientiertes Angebot der Sektionen.
Typisch weiblich, typisch männlich – von Barbiepuppen und Nordwandgesichtern
Die drei großen Bereiche Sprache, Bilder und Themenauswahl wurden mit konkreten Beispielen und Arbeitsmethoden erläutert und die Teilnehmer auf geschlechts-ungerechte Realitäten und ihre Auswirkungen auf die Öffentlichkeitswirkung sensibilisiert.
Der DAV wird sich ändern - was ist uns wichtig?
Zur Frage, was dem DAV dann bei zukünftigen Änderungen wichtig ist, wurden konkrete Vorschläge gemacht:
In Zusammenarbeit von Präsidium, Verbandsrat und evtl. einer Projektgruppe sollten zunächst die Zielvorstellungen definiert werden, was genau z.B. mit GM erreicht werden will. Anschließend sollten in einzelnen interessierten Sektionen Modellprojekte durchgeführt werden und anhand einer Analyse des erreichten Schulungen und spezifische Beratungen allen Sektionen angeboten werden.
Dabei wurde besonders von Andi Dick, Vizepräsident des DAV, an die Teilnehmer appelliert, dass GM sicher nicht ausschließlich "top down" funktionieren kann und nicht nur Frauen weiter aufgefordert sind, sich für Ehrenämter zur Verfügung zu stellen, sondern auch Männer Kompetenzen und Einfluss freiwillig aufgeben müssen.
Dr. Walter Bien (Leiter Social Monitoring DJI), Silke van der Piepen (Schulungsteam JDAV), Prof. Dr. Heinz Röhle (Präsident des DAV), und Ulrike Seifert (Leiterin Frauenprojektgruppe DAV) diskutierten im Anschluß über diese Ergebnisse auf dem Zukunftspodium und kamen zu dem Konsens, speziell die angeklungenen Forderungen als dringenden Auftrag an das Präsidium des DAV verstehen zu wollen. Hierbei sollen alle Vorschläge und Bedürfnisse, die in den Foren geäußert wurden, eingehend geprüft werden.
Abschließend kommentierten Irmgard Braun und Michael Schlesinger-Thury in ihren teilweise mit humoristisch-distanziertem Unterton hinterlegten Tagungsbeobachtungen ihre Eindrücke der Veranstaltung mit den Worten, „obwohl sich noch einige archaische Verhaltensmuster gezeigt hätten, wurde in den Foren tapfer dagegen angekämpft“.
Als Fazit der Tagung mag die Aussage eines Referenten gelten, „Gender Mainstreaming ist kein Thema, sondern ein Prinzip!“
* Gender Mainstreaming (GM) basiert auf dem Gedanken, dass Frauen und Männer aufgrund ihrer sozialen Prägung alles unterschiedlich wahrnehmen. GM ist eine allgemeine Strategie, um in allen Abläufen im Verein beiden unterschiedlichen Wahrnehmungen gerecht zu werden.
Fotos: DAV
Vortrag von Tilla Haag "Zukunftssicherung von Sportvereinen durch Gender Mainstreaming" als Download