Nachwuchsteam des deutschen Fußball-Projekts in Kabul erfolgreich

Mit einem 4:1-Sieg endete ein Spiel der neuen afghanischen U-19 gegen eine englische Armee-Auswahl

Neu formierte U-19 gewinnt gegen Armeeauswahl

Viel Schulterklopfen ernteten die beiden deutschen Fußballexperten Holger Obermann und Ali A. Lali nach dem 4:1-Sieg der von Ihnen erst vor 6 Wochen aufgebauten U-19 Nationalmannschaft von Afghanistan vor 12.000 Zuschauern im Olympic Stadium der Hauptstadt Kabul gegen eine englische Armee-Auswahl.

 

Dem Tempospiel der jungen Afghanen hatten die englischen Soldaten nicht viel entgegen zu setzen, waren den Gastgebern auch technisch unterlegen. Die Mehrzahl der 18-19 jährigen Afghanen sind Schüler, einige von ihnen spielen bereits in der höchsten Liga des Landes, der A-Division, die aber bis zum jetzigen Zeitpunkt noch auf den Großraum Kabul beschränkt ist. Das Team hatten die beiden deutschen Experten aus 75 Nachwuchstalenten ausgesucht.

 

Zwar hatten die Offiziellen des Fußballverbandes, aber auch des Nationalen Olympischen Komitees von Afghanistan einige Skepsis geäußert, ob die junge Mannschaft für eine solche Zerreißprobe gegen zum Teil ehemalige Profis aus England bestehen würde, doch das Ergebnis gab den deutschen Fußballtrainern recht, die von der Leistungsfähigkeit der jungen Talente von Anfang an überzeugt waren. Sie wurden nicht enttäuscht.

 

Nach Spielende mussten die jungen Afghanen gleich zwei Ehrenrunden laufen und wurden dabei frenetisch von den Zuschauern gefeiert. Siege in solch internationalen Begegnungen bedeuten in einem Land wie Afghanistan Labsal für die Seelen der Menschen, bedeuten Prestige und Anerkennung zugleich.

 

Die beiden deutschen Experten, die ihre Arbeit für die Bundesregierung Deutschland und im Auftrag des NOK für Deutschland und des DFB erst am 28. Mai aufgenommen hatten, wollten bei aller Euphorie der Öffentlichkeit das Ergebnis nicht überbewerten, obwohl sich auch bei ihnen Freude einstellte. In den nächsten Wochen soll die Arbeit mit dieser hoffnungsvollen Mannschaft fortgesetzt werden, die 2004 um den U-19 Asien-Cup spielt, der gleichzeitig die Qualifikation für die U-20 Junioren-WM darstellt. Sorgen bereitet die materielle Betreuung der Jugendspieler. Nur die wenigsten besitzen modernes Schuhwerk.

 

Defizite gibt es aber auch bei der ausreichendenVersorgung mit Vitaminen und Mineralien. Auch eine sportärztliche Versorgung kann zur Zeit noch nicht gewährleistet werden, es gibt im Großraum Kabul ganze drei Sportmediziner, die aber nur in Ausnahmefällen zur Verfügung stehen.

 

Gute Nachricht aber aus Zürich: Für den Monat November plant die FIFA ein erstes Seminar für afghanische Sportmediziner. Die guten Kontakte der beiden Experten zum Hause Adidas führten dazu, dass die U-19 immerhin in einer vielbestaunten weil attraktiven Spielkleidung auflaufen konnte, ganz in rot mit der Aufschrift AFGHANISTAN auf der Brustseite. "Diese Kontakte zur Heimat sind sehr hilfreich !" sagte Holger Obermann, der aber noch einen weiteren "Fisch an der Angel" hat: einen deutschen Sponsor aus dem Transportwesen, der bereits seine Einwilligung gab, die Jugend-Nationalmannschaft zu unterstützen.

 

"Ich bin der festen Meinung, dass die Entwicklungshilfe auf dem Gebiet des Sports in naher und ferner Zukunft ohne Sponsorship nicht mehr existieren kann, zumal Kürzungen des Bundes immer einschneidender werden!" meint Obermann Neben der U-19 wird das deutsche Trainergespann in den nächsten Monaten auch eine U-16 Mannschaft aufbauen, die dann, parallel zur U-19, ebenfalls im kommenden Jahr um den Asien-Cup spielt. Eine erste Sichtung wird schon in den nächsten zwei Wochen erfolgen.

 

Schließlich steht auch die Arbeit mit der Nationalmannschaft auf dem Programm dieser deutschen Maßnahme, die bisher in Afghanistan soviel Anklang fand und vor allem von den Radio- und Fernsehstationen immer wieder in den Blickpunkt gerückt wird.

 

Für außerordentlich wichtig halten die beiden Experten den Einbau von Spielern aus den Provinzen abseits der Hauptstadt Kabul, was bisher an Fragen der Sicherheit, aber auch an fehlenden finanziellen Mitteln scheiterte.

 

Auch hier kommt die FIFA dem deutschen Projekt zu Hilfe und stellt dem afghanischen Fußballverband schon in Kürze Mittel für den Aufbau des Fußballs im Land zur Verfügung.

 

Gefragt nach weiteren Zielvorstellungen einer aus Sicht der Experten zwar äußerst strapaziösen, aber doch gleichzeitig dankbaren Aufgabe werden u.a. Aktionen in dem Bereich von Schul- und Straßenfußball, aber auch der Trainerausbildung genannt. Erst in der vergangenen Woche ging eine Ausbildungsmaßnahme mit 32 Übungsleitern nach den Kriterien der deutschen B-Lizenz zuende und die beiden besten Absolventen bekommen die große Chance, im September an einer AA/DFB-Trainerausbildung in Hennef für die Dauer von vier Wochen teilzunehmen.