Ausgangslage und Zielsetzung
Die Anlage des Fluss- und Sonnenbades im Westen von Rostock besitzt eine lange Tradition. Zwischen 1921 und 1922 gebaut und in den darauf folgenden Jahren stetig vergrößert, umfasst das Gelände des Flussbades ca. 12.000 m², die dazugehörige Wasserfläche beträgt ca. 3.500 m². Nach dem Bau des ersten Hallenschwimmbades in den 1950er Jahren verlor es jedoch an Bedeutung.
Im Jahr 2003 wurde das Bad schließlich zum Verkauf ausgeschrieben und im April 2005 schloss der gemeinnützige Sportverein Lederhexen mit der Stadt Rostock einen Erbbaurechtsvertrag für 50 Jahre ab.
Das Ziel des Projektes bestand darin, künftig aktive Erholungs- und Sporterlebnisse in einer möglichst naturnahen Umgebung zu ermöglichen und für eine nachhaltige Nutzung der Sportanlage zu sorgen.
Zu diesem Zweck wurde eine umfassende Sanierung sowie Renaturierung des Geländes geplant. Neben dem öffentlichen Badebetrieb sollte darüber hinaus das Angebot durch weitere Sportarten wie Kanupolo, Wasserball oder Beach-Volleyball ausgeweitet werden.
Maßnahmen und Ergebnisse
Mit Hilfe eines vereinsinternen Ideenwettbewerbs konnten zahlreiche Vorschläge zur Umgestaltung des Bades gesammelt und überwiegend im Zeitraum zwischen 2006 und 2008 umgesetzt werden.
Die Umgestaltung des Geländes erfolgte in zwei Schritten. Zunächst wurden die nicht mehr standsicheren Uferbefestigungen abgerissen und das Ufer renaturiert. Dadurch konnten Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen und die Wasserqualität durch die reinigende Wirkung der Pflanzen verbessert werden. Danach wurde eine naturnahe Umgestaltung des gesamten Geländes vorgenommen.
Die Anpflanzung von Sträuchern, Pflanzen und Obstbäumen sowie die Sanierung der Liegewiesen sorgten für eine gelungene Einbindung der Erholungsstätte in die natürliche Umgebung. Ruhezonen, naturnahe Spielmöglichkeiten zum Klettern, Hangeln, Schwingen, Balancieren, Spielhecken als Erlebnisraum, Spielhügel zahlreiche Sitzgelegenheiten aus Holz sowie ein Wasser-Matsch-Bereich ergänzen die umgesetzten Maßnahmen zur Aufwertung des Geländes.
Neben der naturnahen Gestaltung der Außenanlagen wurden aber auch die auf der Anlage befindlichen Gebäude, unter Berücksichtigung des Klima- und Ressourcenschutzes, saniert und zum Teil neu aufgebaut.
Zum Beispiel wird das Warmwasser für die Duschen über eine neue Solaranlage auf dem Dach des Dusch- und WC- Hauses geliefert.
Die naturnahe Umgestaltung soll künftig durch Umweltbildungsarbeit begleitet werden. An geeigneten Teilprojekten können Kinder und Jugendliche direkt mitwirken. Die Hauptzielgruppe der Umweltbildungsarbeit sind Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Ziel ist es, Stadt-Kinder behutsam und spielerisch an die Natur heranzuführen. Außerdem kann dem typischen Bewegungsmangel junger Stadt-Menschen entgegen gewirkt und die lebenswichtige Bedeutung des Mediums Wasser vermittelt werden.
Schon 2005 hatte der Verein Kontakt zu Kindergärten und Grundschulen in der Umgebung aufgenommen. Für die kommenden Jahre wurde eine intensive Zusammenarbeit vereinbart. So soll z.B. bei Ausflügen, Wandertagen und anderen Aktivitäten der Lebensraum Warnow von Kindergartenkindern und Schülern untersucht werden. Ein mobiles Labor soll die Möglichkeit bieten, Wasser-, Boden- und Luftproben zu untersuchen. Auch der Einsatz von modernen wasser- und energiesparenden Installationen bei den Sanitäranlagen soll demonstriert werden.
Fazit
Die Sanierung der traditionsreichen Badeanstalt am Mühlendamm konnte – auch dank vieler ehrenamtlicher Helfer - 2008 weitgehend abgeschlossen werden. Das Fluss- und Sonnenbad ist nun wieder beliebtes Ziel für die Rostocker und deren Gäste.
Aus dem ehemals verwahrlosten Gelände ist wieder eine Badeanstalt geworden, die nicht nur zu Sport und Spaß einlädt, sondern auch als Festgelände Potenzial hat. Ob öffentliche Veranstaltungen wie das Kürbisfest im Herbst oder private oder betriebliche Feiern. Das Konzept des Vereins - eine Verbindung von Sport, Umweltbildungsarbeit und ehrenamtlichem Einsatz – wird künftig weitergeführt.
Den Erfolg diese Konzepts belegt, neben steigenden Besucher- und Mitgliederzahlen, eine Befragung der Nutzer durch die Universität Rostock, die das das Projekt wissenschaftlich begleit hat. Danach ist eine große Mehrheit, nämlich rund 75 Prozent der Befragten, mit der naturnahen Umgestaltung sehr zufrieden.
Kontakt:
Lederhexen e.V.
Uwe Richter
uwe(at)lederhexen-ev.de
www.lederhexen-ev.de