Neue Vereine im Internetzeitalter

Wie ein neuer Verein in Zeiten des Internets und neuer Medien entsteht, das zeigt das Beispiel des Sportclub Riedberg aus Frankfurt am Main.

Vereinsgründungen sehen im Zeitalter des Internets etwas anders aus. Foto: picture-alliance
Vereinsgründungen sehen im Zeitalter des Internets etwas anders aus. Foto: picture-alliance

Im Interview erklärt der 1. Vorsitzende Alexander Markert, wie es zur Gründung des Sportclub Riedberg kam und was er in Zukunft noch vor hat.

DOSB-PRESSE: Was verbirgt sich hinter dem Namen SC Riedberg?

ALEXANDER MARKERT: Wir wollen vom Riedberg für den Riedberg einen Impuls für einen lebendigen Stadtteil geben, denn dieses neue Wohngebiet soll ja viel mehr sein als eine Schlafstadt. Was lag näher, als hier einen Sportverein zu gründen, der unter seinem Dach ein möglichst vielfältiges Angebot vereinen soll? In der Regel blicken Sportvereine in Deutschland auf eine beträchtliche Geschichte zurück. Wir zeigen, dass auch heute noch Sportvereine entstehen können. Künftig sollen hier am Riedberg ja einmal zirka 15.000 Menschen leben, das ist doch ein Riesenpotential für einen Sportverein. Zugleich soll er ein Stück Heimatgefühl verkörpern - gerade für Neu-Frankfurter oder Bauherren am Riedberg. Zur Gründungsversammlung am 11. März kamen 26 sportbegeisterte Schon- oder Bald-Riedberger. Natürlich haben wir unter anderem ausführlich über einen treffenden Namen diskutiert. Sportclub fanden wir am besten, weil das Wort eine internationale Komponente hat. Was ein Sportclub ist, das wissen auch alle ausländischen Mitbürger sofort, die hier leben.

DOSB-PRESSE: Ist der SCR schon offiziell im Vereinsregister eingetragen?

ALEXANDER MARKERT: Noch nicht, wir befinden uns noch inmitten der Gründungsphase. Mindestens sieben Mitglieder, einen dreiköpfigen Vorstand und eine Satzung, wie es das Vereinsgesetz in Deutschland vorschreibt, können wir vorweisen. Für die Organisation des Vereins nutze ich mein Büro zuhause. Als nächster Schritt folgt die Beglaubigung durch das Ortsgericht und zwei bis vier Wochen später der Eintrag ins Vereinsregister. Anschließend wollen wir natürlich sofort Mitglied beim Landessportbund Hessen werden. Momentan sind wir noch dabei, eine Beitragsatzung zu erstellen. Ich bin sehr froh, dass ich für all das mit dem Zweiten Vorsitzenden Kai Goretzky einen Juristen an der Seite habe, denn ohne einen Spezialisten geht es nicht.

DOSB-PRESSE: Wann wurde die Idee für den neuen Verein geboren?

ALEXANDER MARKERT: Das kann man nicht auf den Tag genau sagen. Der Gedanke lag umso mehr auf der Hand, je näher der erste Spatenstich für einen Sportplatz auf dem Riedberg rückte, der am 17. März erfolgte. Die ersten Plätze der Sportanlage sollen im Oktober dieses Jahres fertig sein. Also kamen wir beim Stammtisch, der von der Interessengemeinschaft Riedberg jeden ersten Freitag im Monat veranstaltet wird, schnell auf das Thema, wie man den neuen Sportplatz am besten nutzen kann. Der Stammtisch der IG war praktisch der Ausgangspunkt, um Gleichgesinnte und Sportinteressierte zu finden und kennen zu lernen. Es ist ganz klar, dass der Sportplatz im Mittelpunkt unserer Freiluftaktivitäten stehen wird. Man könnte sagen, die Aussicht auf das kleine Stadion war so etwas wie die Initialzündung für die Gründung des Sportclubs. In zwei Jahren soll unser Gymnasium hier eine moderne Dreifelder-Halle bekommen. Damit werden Voraussetzungen geschaffen, damit wir unter dem Dach unseres Vereins ebenso die Möglichkeit bekommen, unser Outdoor-Angebot um vielfältige Indoor-Sportarten zu erweitern.

DOSB-PRESSE: Welche Sportarten bietet der Sportclub aktuell an?

ALEXANDER MARKERT: Wir haben bereits eine Freizeitfußball-Mannschaft, die sich seit Mitte März immer am Mittwochabend auf dem Bolzplatz neben dem Gymnasium trifft. An jedem zweiten Sonntag kicken dort ebenfalls die Kinder gemeinsam mit den Erwachsenen. Bei der Immobilienmesse am 19. und 20. März auf dem Riedberg haben wir fast 500 Flyer verteilt und darüber informiert, dass es uns gibt. Wir haben außerdem gefragt, für welche Sportarten sich die Anwohner interessieren und haben 130 Adressen von Leuten gesammelt, die sich inzwischen zum Beispiel Facebook zum Laufen oder Radfahren verabreden. Kontakt zu uns im Internet kann man unter http://scriedberg.blogspot.com aufnehmen oder über die Mail-Adresse scriedberg(at)googlemail.com. Witzig ist, dass man sich gegenseitig sogar schon die besten Laufstrecken und die persönlichen Bestzeiten posted oder zumailt, um mit Hilfe dieser Informationen Trainingsgruppen zusammenzustellen, die etwa gleichstark sind. Unsere Internetgemeinde umfasst schon rund 150 Personen. Das werden vermutlich die Ersten sein, die beim Sport-Club Riedberg offizielle Mitglieder werden. Aus diesen Anfängen werden sicher schnell eigene Abteilungen entstehen. Dasselbe gilt für Sportarten wie Schwimmen und Golf, die sich in ihren Anfängen ebenfalls dank der neuen Medien zusammenfinden. Man sieht, wir sind eine richtige Graswurzelbewegung.

DOSB-PRESSE: Für Frankfurt ist typisch, dass die allermeisten Sportanlagen von Sportvereinen betreut werden. Will der SCR die Sportanlage im Wohngebiet betreiben, sobald sie im Herbst fertig gestellt sein wird?

ALEXANDER MARKERT: Mit dem Gedanken können wir uns anfreunden und wir sind deswegen bereits in ersten Gesprächen mit dem städtischen Sportamt. Doch zunächst gilt es für den Verein, sich erst einmal zu finden und zu konsolidieren und  möglichst viele Mitglieder zu gewinnen. Ob und in welcher Weise wir später eine Sportanlage in Eigenregie betreuen und dazu überhaupt in der Lage sein werden, das ist für uns momentan kein aktuelles Thema.


  • Vereinsgründungen sehen im Zeitalter des Internets etwas anders aus. Foto: picture-alliance
    Vereinsgründungen sehen im Zeitalter des Internets etwas anders aus. Foto: picture-alliance