Neuer Titel: „Gedopter der Woche“ / Wie man in Frankreich auf die Sportler-Seuche reagiert

 

Die französische Sport-Tageszeitung „L´Equipe“ hat einen neuen Titel verliehen: „Gedopter der Woche“.

 

Die neue Rubrik erscheint fast jedes Wochenende im Magazin des Blattes. Ein schöner Fall lässt sich allemal finden. Manchmal reicht die Einzahl allerdings nicht. Wenn zum Beispiel bei einer Gewichtheber-Weltmeisterschaft aus einem Gedopten elf Gedopte werden. Also: „Die Gedopten der Woche“.

 

Angefangen hatte es mit einem 63-jährigen Deutschen, der für zwei Jahre gesperrt wurde. Auch wenn sich der Fall in diesem Alter wie eine Posse anhört. Eberhard Kliesch - ein Hammerwerfer, der des Dopings überführt wurde. Der Werfer aus Brandenburg war bei einer Veteranen-Meisterschaft Zweiter geworden. Ein 63-Jähriger wird bestraft, ein Mann im Rentenalter. Wollen sich die Sport-Juristen einen Jux machen? Nein, sagen sie, die Regeln gelten natürlich für alle Altersklassen. Man könnte vermuten: Weil der Faux-Pas im bayerischen Schweinfurth passiert ist, könnte man den Fall auch vor dem Königlich-Bayerischen Amtsgericht verhandeln.

 

In der Kategorie: Bagatellfälle. Es geht um Fälle, die auch unter der Überschrift „Ich bitte um Milde“ laufen könnten. Die Doping-Polizei hat oft leichtes Spiel. Denn auch die Bagatellfälle sind an der Tagesordnung. Mal wird ein argentinischer Tennisspieler dabei ertappt, weil er sich ein Mittelchen gegen sein Asthma genehmigt hatte. Ein anderer Tennisspieler hatte etwas geschluckt, um den starken Wasserverlust auszugleichen. Überschlaue berufen sich auf Blutdruckprobleme, bekommen aber gesagt, dass ihr Medikament auch einen Herzinfarkt verursachen kann.

 

Die großen Aktionen gehen dabei manchmal unter. Wenn beispielsweise der französische Sportminister Jean-Francois Lamour ankündigt, dass er auch grenzüberschreitend vorgehen will. Also nicht nur mit Hilfe der Polizei in Frankreich, sondern mit Hilfe von Interpol und Europol. Bei der Berichterstattung begegnet der Leser manchmal auch der unterhaltsamen Form eines Quiz. Welches Mittel wurde über die Grenze geschmuggelt und dann konsumiert? So heißt dann die Frage. Trifft Antwort A zu oder Antwort B oder Antwort C? Es geht zu wie bei einer Rate-Show. Wie in Günter Jauchs Sendung „Wer wird Millionär?“, die auch in benachbarten Ländern für Einschaltquoten sorgt. Der Gewinner kann in diesem Fall nicht mit Geld rechnen, sondern eher mit einer Sperre. Es ist allerdings auch fraglich, ob diese Form der Berichterstattung nicht auch zur Verniedlichung beiträgt.

 

Bei der Gewichtheber-Weltmeisterschaft in Vancouver waren unter den elf Gedopten auch zwei Athleten aus dem Irak. Sie wollten sich einen Namen machen – ein Zeichen setzen nach der Diktatur. Es gelang ihnen – anders als geplant. Jetzt erscheinen sie unter der Rubrik „Gedopte der Woche“. Sie sind in den internationalen Sport zurückgekehrt. Kein guter Neuanfang nach der Ära Saddam Hussein.