Neues DOSB-Präsidium gewählt

Der DOSB geht mit großer Geschlossenheit, auf gesicherter finanzieller Basis und mit fast unveränderter Führungsmannschaft in die nächsten vier Jahre.

Die Mitglieder des neuen DOSB-Präsidiums (v.li.): Weiss, Thiel, Doll-Tepper, Krämer, Bach, Breuer, Ridder-Melchers, Vesper, Schneeloch
Die Mitglieder des neuen DOSB-Präsidiums (v.li.): Weiss, Thiel, Doll-Tepper, Krämer, Bach, Breuer, Ridder-Melchers, Vesper, Schneeloch

Die 6. Mitgliederversammlung in München wählte am Samstag (4. Dezember) mit überwältigender Mehrheit den ersten DOSB-Präsidenten und einzigen Kandidaten Thomas Bach auch für die nächste Legislaturperiode. 360 der insgesamt 392, also 92 Prozent der abgegebenen Stimmen, entfielen auf Bach, 20 Delegierte stimmten gegen ihn, 12 enthielten sich der Stimme.

„Ich bin sehr glücklich über das Ergebnis, weil es das Vertrauen der Mitgliederversammlung ausdrückt und die Geschlossenheit des DOSB zeigt“, sagte Bach.

Wahlen standen im Mittelpunkt

Ebenso wurden als Vizepräsident/in Walter Schneeloch (Breitensport/Sportentwicklung, 38 Gegenstimmen, 8 Enthaltungen), Hans-Peter Krämer (Wirtschaft und Finanzen, 10 Gegenstimmen, 1 Enthaltung), Prof. Gudrun Doll-Tepper (Bildung und Olympische Erziehung, 26 Gegenstimmen, 7 Enthaltungen) und Ilse Ridder-Melchers (Frauen und Gleichstellung, 49 Gegenstimmen, 10 Enthaltungen) bestätigt. Neue Vizepräsidentin Leistungssport ist Christa Thiel. Die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes und bisherige Sprecherin der Spitzenverbände ist damit Nachfolgerin von Eberhard Gienger, der sich nicht mehr zur Wahl stellte. Sie wurde mit 310 zu 107 Stimmen (71 Prozent) bei 18 Enthaltungen gewählt. Alle fünf waren jeweils die einzigen Kandidatinnen und Kandidaten für die Vizepräsidentschaft. Ilse Ridder-Melchers war von der 5. DOSB-Frauenvollversammlung am 3. Oktober 2010 einstimmig wiedergewählt worden.

Neben DOSB-Generaldirektor Michael Vesper gehören dem neuen Präsidium auch Ingo Weiss als Vorsitzender der Deutschen Sportjugend (dsj) und Christian Breuer als Vertreter der Aktiven an. Weiss war von der dsj-Vollversammlung am 24. Oktober einstimmig wiedergewählt worden, Breuer am 24. Oktober von der Vollversammlung der Aktivensprecher/innen. Beide wurden von der DOSB-Mitgliederversammlung bestätigt.

Sportparlament unterstützt München 2018

Einstimmig unterstützte das Parlament des deutschen Sports in einem Beschluss die Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018. Angeführt von der Kuratoriumsvorsitzenden Katarina Witt, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude und Geschäftsführer Bernherd Schwank hatte die Bewerbungsgesellschaft den mehr als 400 Delegierten das kompakte Konzept der „freundlichen Spiele“ präsentiert. „Die einstimmige Zustimmung ist das richtige Signal an die deutsche Bevölkerung“, sagte Präsident Bach. „Der DOSB hat mit seinen 28 Millionen Mitgliedern ein Pfund hinter der Bewerbung.“

Ebenfalls einstimmig wählten die Delegierten den Präsidenten des Landessportverbandes Schleswig-Holstein, Ekkehard Wienholtz, zum Ehrenmitglied. Der DOSB hätte seine Einheit in der Vielfalt ohne ihn nicht so schnell erreichen können, sagte Thomas Bach in seiner Laudatio.

Ehrungen für verdiente Persönlichkeiten des Sports

Die Ehrenmedaille, die höchste Auszeichnung des Dachverbandes, wurde dem früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker verliehen. Bach würdigte ihn in einer sehr persönlichen Laudatio als Freund des Sports, der zudem spontan zugesagt habe, dem DOSB bei der Gründung als Persönliches Mitglied mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Der 90-jährige von Weizsäcker schied aus Altersgründen aus dem 15-köpfigen Gremium aus.

Wie Richard von Weizsäcker wünschte auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière dem DOSB viel Erfolg bei seiner Olympiabewerbung. „Unsere Bewerbung wird immer besser. Katarina Witt ist die perfekte Botschafterin, Thomas Bach macht sowieso einen hervorragenden Job“, sagte der für Spitzensportförderung zuständige Minister. „Außerdem höre ich von vielen Sportlern aus aller Welt, dass sie 2018 am liebsten nach München kommen würden. Das sollte für den IOC ein zentrales Argument sein.“

Bundesinnenminister verspricht konstante Sportförderung für 2011

De Maizière versicherte, die Sportförderung des Innenministeriums für 2011 werde trotz der angespannten Haushaltslage des Bundes von gravierenden Kürzungen verschont. Nach einem Entwurf des Bundesinnenministeriums (BMI) soll im Jahr 2011 der Spitzensport mit rund 132,3 Millionen Euro gefördert werden. Das entspricht einer Kürzung im Vergleich zum Vorjahr (138,3 Millionen) um 6,0 Millionen, worin allerdings beispielsweise auch Entsendungskosten für die deutsche Olympiamannschaft nach Vancouver enthalten waren.

Müßiggang ist DOSB Trainer des Jahres

Als Trainer des Jahres 2010 wurde Uwe Müßiggang geehrt. Der 59 Jahre alte Sachse, seit Saisonbeginn Chefcoach der Biathleten, gewann zuvor als Frauentrainer in 20 Jahren 79 internationale Medaillen, davon achtmal Gold bei Olympia und 24-mal bei einer WM.

Zu den neuen Persönlichen Mitgliedern zählt nun der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler. Neben ihm wählte die Versammlung als weitere Kandidaten aus den Bereichen Politik, Kultur und Wirtschaft die zweimalige Olympiasiegerin Rosi Mittermaier-Neureuther (Ski alpin), Martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, den ehemaligen Schwimmer und letzten Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees Klaus Steinbach und den Unternehmer Jürgen R. Thumann, den Präsidenten von Business Europe, für vier Jahre dazu.

Zudem standen zehn aktive oder ehemalige Athleten zur Wahl. Aufgenommen wurden die Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn (Schwimmen), Olympiasiegerin Britta Heidemann (Fechten), der Olympia-Dritte Thomas Lurz (Langstrecken-Schwimmen), die Olympia-Zweite Steffi Nerius (Speerwurf) und die Olympia-Dritte Birgit Prinz (Fußball). Von der Vollversammlung der Aktivensprecher vorgeschlagen und ebenfalls gewählt wurden die Olympiasieger Kathrin Boron (Rudern), Andreas Dittmer (Kanu), André Lange (Bob), Kati Wilhelm (Biathlon) und der Olympia-Dritte Henrik Stehlik (Turnen/Trampolin).

Bach: Sind an neuen Ufern der Geschlossenheit angekommen

Der alte und neue DOSB-Präsident Bach sprach anschließend von einer „wirklich erfolgreichen Mitgliederversammlung, die gezeigt hat, dass der DOSB am neuen Ufer einer neuen Geschlossenheit angekommen ist. Das hätte ich mir vor vier Jahren so noch nicht vorstellen können.“ Auch über das Wahlergebnis zeigte er sich „glücklich und zufrieden“. Damit könne das Präsidium gut arbeiten. „Es bedeutet Rückendeckung durch die Versammlung.“

Die neue Vizepräsidentin Leistungssport Christa Thiel sagte, sie habe eine sehr bewegenden Versammlung erlebt, insbesondere was die Bewerbung München 2018 angehe. Sie erklärte, sie sehe ihr Amt als große Verantwortung. „Es ist ein großer Schuh, in den ich hineinschlüpfe“, sagte sie. Sie habe zwar intensive Einblicke in den Leistungssport des eigenen Verbandes. „Aber das hier sind 62 Verbände.“

Deutscher Dart-Verband neues Mitglied der Sportfamilie

Als 62. Verband und insgesamt 98. Mitgliedsorganisation des DOSB wurde der Deutsche Dart-Verband (DDV) in München ohne Gegenstimme aufgenommen. Seit mehr als 20 Jahren hatte sich der DDV bemüht, als Mitglied in den früheren Deutschen Sportbund (DSB), später in den DOSB aufgenommen zu werden. Jetzt ist es dem Verband gelungen, die Aufnahmevoraussetzungen zu erfüllen und nachzuweisen. Der DDV hat heute eine Zahl von 11.019 Mitgliedern und erfüllt damit die Voraussetzung für die DOSB-Aufnahmeordnung.

Generaldirektor Michael Vesper betonte die Bedeutung der Beschlüsse, die von der Versammlung verabschiedet worden waren. Vor allem der Beschluss über die Bestandserhebung sei für die innere Organisation ganz wichtig. Das gelte auch für die Zustimmung zur Reform des Deutschen Sportabzeichens, die bis zum 100. Geburtstag des  Sportordens 2012 umgesetzt werden soll. Der Beschluss zu Prävention und Schutz vor sexualisierter Gewalt sei ein Beispiel dafür, wie der Sport gesellschaftliche Verantwortung übernehme.

Kampf gegen Doping geht weiter

Präsident Bach hatte in seinem Bericht auch andere kontroverse Themen genannt, in denen der Sport klare Positionen bezogen habe: im Kampf gegen Doping und jede Art der Manipulation des Sports, Olympische Spiele und Politik, Integration, Frauen oder Finanzierung des Sports. Der DOSB sei zudem der erste zivilgesellschaftliche Partner im Rahmen des neuen Bildungspaketes der Bundesregierung. „Nunmehr“, so Bach, „haben zwei Millionen Kinder und Jugendliche aus Hart- IV-Familien die Möglichkeit, einen Gutschein in Höhe von 120 Euro pro Jahr in unseren Sportvereinen zur Abdeckung von Mitgliedsbeiträgen einzulösen.“ Er ermunterte „alle unsere 91.000 Vereine, diese Vereinbarung mit den örtlichen Jobcentern der Bundesanstalt für Arbeit umzusetzen“.

Innovative Konzepte für Kooperation zwischen Vereinen und Ganztagsschule

„Eine der ganz großen Herausforderungen für unsere Vereine“ nannte Bach die Einführung der Ganztagesschule und die gymnasiale Schulzeitverkürzung. Sie verändere die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen und damit die Rahmenbedingungen für unsere Sportvereine dramatisch. „Diese Entwicklung ist unumkehrbar und erfordert innovative Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen“, sagte Bach. „Dabei kann der Sport sein inzwischen allgemein anerkanntes kognitives und soziales Bildungspotenzial einbringen und so zum Bildungserfolg und zur sozialen Kompetenzvermittlung erheblich beitragen.“

Sport als Staatsziel ins Grundgesetzt bleibt aktuelle Forderung

Der Sport übernehme gerne diese gesellschaftliche Vorreiterrolle, ergänzte der Präsident. „Wir werden in der öffentlichen Diskussion dieser und vieler anderer Themen wahrgenommen und ernst genommen als die Stimme des deutschen Sports mit seinen knapp 28 Millionen Mitgliedschaften. Damit hat der Sport in Deutschland seine Reform- und Zukunftsfähigkeit unter Beweis gestellt.“

Bach bedauerte, dass der DOSB, bei der Forderung nach der Aufnahme des Sports als Staatsziel ins Grundgesetz „leider erst ein Etappenziel erreicht“ habe. Doch habe eine überwältigende Mehrheit des Deutschen Bundestages in einer besonderen Entschließung das Versprechen abgegeben, bei der nächsten Ergänzung der Staatszielbestimmungen, den Sport in das Grundgesetz aufzunehmen. „Wir vertrauen auf diese Zusage und wir versprechen, wir kommen darauf zurück“, sagte Bach.

Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterDie Rede des DOSB-Präsidenten Thomas Bach bei der 6. Mitgliederversammlung des DOSB

Fotos von der Veranstaltung gibt es unter folgendem Presse-Login:

Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterBilddatenbank LSB NRW
Benutzername: presse
Passwort: lsbnrwbild


  • Die Mitglieder des neuen DOSB-Präsidiums (v.li.): Weiss, Thiel, Doll-Tepper, Krämer, Bach, Breuer, Ridder-Melchers, Vesper, Schneeloch
    Die Mitglieder des neuen DOSB-Präsidiums (v.li.): Weiss, Thiel, Doll-Tepper, Krämer, Bach, Breuer, Ridder-Melchers, Vesper, Schneeloch
  • DOSB-Präsident Bach (mitte) verabschiedet Eberhard Gienger als Vizepräsident Leistungssport und begrüßt Christa Thiel als neue Vizepräsidentin in diesem Amt.
    DOSB-Präsident Bach (mitte) verabschiedet Eberhard Gienger als Vizepräsident Leistungssport und begrüßt Christa Thiel als neue Vizepräsidentin in diesem Amt.
  • Bundesinnenminister Thomas de Maizière unterstützt die Bewerbung München 2018 mit Nachdruck. Fotos: Bowinkelmann
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière unterstützt die Bewerbung München 2018 mit Nachdruck. Fotos: Bowinkelmann