Neujahrsempfang im Zeichen von Olympia 2018

Auch im nichtolympischen Jahr 2011 stand der Neujahrsempfang des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ganz im Zeichen Olympias.

DOSB-Präsident Thomas Bach, Frankfurts OB Petra Roth und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier beim Neujahrsempfang. Foto: Frank May/picture-alliance
DOSB-Präsident Thomas Bach, Frankfurts OB Petra Roth und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier beim Neujahrsempfang. Foto: Frank May/picture-alliance

Vor allem, weil am 6. Juli in Durban in Südafrika die Entscheidung „im schwierigsten olympischen Wettbewerb“ bevorstehe, wie DOSB-Präsident Thomas Bach den gut 250 Gästen aus Sport, Politik, Wirtschaft und Medien am Montag Mittag im Kaisersaal des Frankfurter Römers sagte: in der Bewerbung um die Austragung der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018. „Wir können mit großem Optimismus darauf hinarbeiten“, sagte Bach. „Wir haben eine hervorragende Bewerbung abgegeben, mit der wir einiges zu bieten haben.“

Zur Begrüßung hatte auch die Hausherrin, Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth, das Stichwort aufgegriffen und DOSB und die Olympia-Bewerber München, Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgadener Land bestärkt. Sie sei überzeugt, dass das Positive der Bewerbung tief in der Bevölkerung verwurzelt  sei, sagte sie. Und selbst der scheinbare Nachteil, dass bei Projekten eines demokratischen Gemeinwesens natürlich auch Bedenkenträger zu Wort kämen, halte sie eher für einen Trumpf. „Wir sind zutiefst optimistisch, dass die Bewerbung gelingt“, sagte Petra Roth.

„Welches deutsche Projekt kann sieben Jahre vorher auf 75 Prozent Zustimmung verweisen“, fragte Bach. „Wir haben verstanden rüberzubringen, dass uns die Bewerbung auch insgesamt nach vorne bringt. Und wir können zeigen, dass Wintersport nach wie vor zeitgemäß und nachhaltig veranstaltet werden kann. Dieses Angebot unterbreiten wir und setzen auf Sieg in Durban.“

Bach: Neue Athletengeneration als Vorbild

Neben der Bewerbung werde der DOSB aber seine weiteren Aufgaben nicht vernachlässigen, sagte Bach. So werde sich der Sport, sobald sich die Politik darauf verständigt habe, an vorderster Stelle in das geplante Bildungsnetzwerk einbringen. „Und unseren Beitrag zur Integration halten wir nicht nur aufrecht, sondern verstärken ihn.“

Der DOSB-Präsident verwies auch auf die Wintersportbegeisterung, die gerade erst wieder bei verschiedenen Großereignissen in Deutschland deutlich werde. Dazu trage vor allem eine neue Athletengeneration bei, die er niemals zuvor erlebt habe: „Es sind erfolgreiche und ehrgeizige junge Menschen, aber die Art und Weise, wie sie das mit Lockerheit, Weltoffenheit und Humor verbinden, wie sie mit Rückschlägen umgehen, das zeigt einen Optimismus, der ansteckend und Vorbild für uns alle ist.“

Bouffier: Breite braucht Vorbilder in der Spitze

Optimismus und Lebensfreude – die Stichworte griff der diesjährige Festredner, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, gerne auf. Nur der Sport könne so bewegen, sagte er. Zugleich bilde der Sport die gesamte Gesellschaft ab. Dabei gelinge es dem DOSB, aus dem sehr bunten Gemisch der Einzelinteressen einen Weg zu finden. „Er ist damit ein wichtiger und unverzichtbarer Partner.“

Bouffier betonte, dass man den Sport nicht auf Großereignisse reduzieren dürfe. „Er lebt von seinen Vereinen und denjenigen, die freiwillig mehr tun, als sie müssen.“ Das sei keine Selbstverständlichkeit, sondern der Grundbaustein für ein erfolgreiches sportliches Leben in unserem Lande“, sagte der Ministerpräsident.

Deshalb, so Bouffier, „müssen wir fragen: Was hält dieses Land zusammen? Wir werden es nicht mit immer mehr Staat und Bürokratismus organisieren können. Die Zukunft gewinnen wir mit Menschen, die aus Freude gemeinsam etwas für die Gemeinschaft tun.“ Dabei sei die Olympiabewerbung die Spitze, doch gehöre auch die Breite dazu. So wie umgekehrt die Breite nur wachsen könne, wenn sie begeisternde Vorbilder in der Spitze habe. „Typen, in denen man sich wiederfinden kann.“

Auch Bouffier hob die Bedeutung der Bewerbung für die Spiele 2018 hervor. „Sie ist kein Hobby von München und Garmisch-Partenkirchen“, sagte er. „Die Spiele sind eine herausragende Visitenkarte für ein Land. Sie bewirken oft mehr als andere Bemühungen.“ Bei allem Optimismus aber empfahl Bouffier auch, die Mitbewerber nicht zu unterschätzen. Aus sportlicher Erfahrung wisse er, dass ein anderer im entscheidenden Moment die bessere Form habe könne, sagte der ehemalige Basketballspieler.

Sport verbindet und schafft Lebensfreude

Der Ministerpräsident griff auch die aktuelle Diskussionen um mehr Bürgerbeteiligung und Proteste gegen Großprojekte auf. „Wir haben sogar ein hoch ausgebildetes System der Bürgerbeteiligung – zu viel, sage ich“, meinte er. Und: „Zukunft gestalten kann nicht mit denen, die Protest organisieren.“ Aber, so ergänzte er, „wir haben eine Bringschuld, immer wieder Akzeptanz zu finden. Wir dürfen Menschen nicht übelnehmen, wenn sie nicht alle Verästelungen verstehen.“ Da habe auch der DOSB eine wichtige öffentliche Position. „Sensibel bleiben“, empfahl der Politiker. „Aber wenn eine Entscheidung wohlbegründet gefallen ist, dann auch durchsetzen.“

Aus eigenen Frankfurter Erfahrungen (bei der Bewerbung um die Spiele 2012) heraus riet Bouffier schließlich, selbst eine vergebliche Bewerbung München 2018 nicht als Scheitern zu sehen. „Uns bleibt vieles über den Sport hinaus“, sagte er. „Es ist eine Grundüberzeugung, dass wir den Sport brauchen. Er verbindet und schafft Lebensfreude.“


  • DOSB-Präsident Thomas Bach, Frankfurts OB Petra Roth und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier beim Neujahrsempfang. Foto: Frank May/picture-alliance
    DOSB-Präsident Thomas Bach, Frankfurts OB Petra Roth und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier beim Neujahrsempfang. Foto: Frank May/picture-alliance