Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz befreit. „Nie wieder solche Gräueltaten, nie wieder Faschismus“, das ist der Auftrag und die Verpflichtung der Überlebenden des Holocaust an die nachfolgenden Generationen, insbesondere an die Jugend. Vor genau 20 Jahren wurde hierzu der Erinnerungstag durch die Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ geschaffen, um die Botschaft der Überlebenden mit Leben zu füllen. Gemeinsam mit MAKKABI Deutschland und zusammen mit Organisationen und Initiativen aus dem Fußball greifen die Deutsche Sportjugend (dsj) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dieses Ereignis auf, um der Opfer, der Überlebenden und ihrer Familien zu gedenken und sich für eine demokratische und friedliche Zukunft einzusetzen.
In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Arbeit gegen Antisemitismus. Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas ihren Terrorangriff gegen Israel. Nichts weniger als die Vernichtung des jüdischen Lebens hat sich die Hamas zum Ziel gesetzt. Nie wieder! – zwei Worte, die so aktuell sind wie selten zuvor. Die sozialen Medien, die Straßen und das Netz sind seitdem voll von Anfeindungen gegenüber dem Staat Israel, von Jubelfeiern über den Angriff der Hamas und den Tod von Jüdinnen*Juden. Im Angesicht dieses erneut aufflammenden Antisemitismus weltweit stellt sich die Fußball- und Sportgemeinschaft der Verantwortung, jedem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. Die Geschichte des jüdischen Volkes ist seit jeher geprägt von Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung und Entmenschlichung. Seinen entsetzlichen Höhepunkt fand der Antisemitismus in der Schoah, der Ermordung von über 6 Millionen Jüdinnen*Juden durch das NS-Regime. Als Schutzraum für alle Jüdinnen*Juden weltweit wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Staat Israel gegründet, dessen Existenzrecht noch immer von einigen Staaten der Welt abgesprochen wird.
„Nie wieder ist jetzt! – das ist nicht ein wohlfeiler Spruch, sondern die Überzeugung der Deutschen Sportjugend. Die Unantastbarkeit der Würde der Menschen ist nicht zu diskutieren. Wir stellen uns klar gegen alle menschenfeindlichen und antidemokratischen Ideologien. Jeder Antisemitismus ist inakzeptabel und steht den Werten des Sports entgegen! Zur Durchsetzung und Verteidigung dieser Haltung braucht es Rückgrat, Argumentationsfestigkeit und Rückendeckung für alle, die sich einsetzen. Dies bieten und unterstützen wir bestmöglich mit unserer Arbeit und unseren Materialien.“, so Benny Folkmann, 2. Vorsitzender der dsj.
DOSB-Präsident Thomas Weikert sagt: „Als DOSB treten wir mit aller Deutlichkeit für unsere demokratische und vielfältige Gesellschaft ein und gegen jede Form des Antisemitismus, Rechtsextremismus und der Menschenfeindlichkeit! Wir alle im Sport tragen die Verantwortung dafür, dass alle Menschen, insbesondere Jüdinnen und Juden, hierzulande sicher Sport treiben können. Verantwortung zeigen heißt, insbesondere jetzt für die Gefahren des Antisemitismus besonders sensibel zu sein und sich diesen konsequent entgegenzustellen. Wegschauen oder Relativieren sind keine Optionen.“
Viele Sportvereine und -verbände haben ihre Rolle zur Zeit des Nationalsozialismus und ihr Mitwirken am Ausschluss jüdischer Sportler*innen bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet. Sie haben aber eine Verantwortung, sich der eigenen Vergangenheit bewusst zu werden und dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Mit Unterstützung von Archiven, Gedenkstätten, lokalen Geschichtsvereinen und den Vereinsmitgliedern selbst kann die eigene Geschichte aufbereitet und die Lücken in den Vereinshistorien geschlossen und die vergessenen (jüdischen) Mitglieder wieder in Erinnerung gerufen werden. Alle engagierten Vereine, Verbände und Privatpersonen sind daher eingeladen, sich in der Initiative „!NieWieder“ gegen das Vergessen, für eine würdige Gedenkkultur und ein Stadion bzw. Sportplatz ohne Diskriminierung zu beteiligen. Bei antisemitischen Vorfällen und zur Prävention dieser unterstützt auch das MAKKABI-Projekt „ZUSAMMEN1 – für das, was uns verbindet“.
„Das Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau vor 79 Jahren soll nicht nur zum Erinnern anregen, sondern auch zu politischem Handeln aufrufen. Der Slogan „Nie wieder ist jetzt!“ ist aktueller denn je: Immer noch befinden sich Geiseln in den Händen der Hamas, und es fehlen der Politik adäquate Antworten, um dem Wiedererstarken des antisemitischen Ressentiments auf deutschen Straßen Einhalt zu gebieten. Erinnern darf nicht selbstreferenziell sein, sondern muss in Handlungen münden. Antisemitismus muss nun endlich angemessen als übergreifendes Thema erkannt und unter Einbeziehung der IHRA-Antisemitismusdefinition bekämpft werden – angefangen beim Sportbereich bis hin zum Strafrecht, im politischen Extremismus und im Kulturbetrieb.”, so Alon Meyer, Präsident Makkabi Deutschland.
Der Sport spielt eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und trägt eine Verantwortung. Daher – das ist die Aufforderung von „!NieWieder“ an alle Sportler*innen und Fans – wehret den Anfängen, zeigt Haltung, wendet euch gegen alle Formen des Antisemitismus, lasst ihn nicht folgenlos und unwidersprochen geschehen – in den Stadien, in den Vereinsheimen und darüber hinaus! Für einen Sport mit Courage!
Hintergrund:
Der Aufruf stammt von der Initiative „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“. Das Netzwerk aus Fangruppen, Fanprojekten, antirassistischen Bündnissen, Amateur- und Profivereinen, der DFL und des DFB, sowie zahlreichen Personen und Institutionen aus der Zivilgesellschaft, organisiert seit 20 Jahren den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“, an den Spieltagen um den 27. Januar.
Kernpunkte der Kampagne sind das Erinnern an das unendliche Leid, das Millionen Menschen in der NS-Zeit erfahren mussten sowie die unbedingte Forderung, alles heute zu tun, „dass Auschwitz nie mehr sei!“. Darüber hinaus versteht sich die Kampagne als historischen und politischen Lern- und Aktionsort, an dem sich Menschen, die den Fußball und Sport allgemein lieben, generationsübergreifend, mit klugen und kreativen Aktionen im Stadion und in der Zivilgesellschaft für ein demokratisches, den Menschenrechten verpflichtetes Gemeinwesen, engagieren.
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