NOK-Präsident Steinbach im Sportausschuss des Bundestages - Warnung vor schwindendem Einfluss Deutschlands auf internationale Sportentwicklung -Abgeordnete erwarten Gesamtkonzept

NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach (2.v.l.) mit den Entwicklungsexperten Klaus Schlappner (l.), Björn Wangemann (2. v.r.) und Holger Obermann (r.)
NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach (2.v.l.) mit den Entwicklungsexperten Klaus Schlappner (l.), Björn Wangemann (2. v.r.) und Holger Obermann (r.)

Auf Einladung des Sportausschusses im Deutschen Bundestag präsentierten sich am Dienstag Akteure der deutschen Sportentwicklungszusammenarbeit in Berlin vor den Abgeordneten.

 

NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach und die NOK-Experten Holger Obermann, Klaus Schlappner und Björn Wangemann berichteten über Rahmenbedingungen und Trends sowie konkrete Projekte, die großteils im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik des Auswärtigen Amtes in Ländern der Dritten Welt durchgeführt werden.

 

Seit den frühen 60er Jahren wurden von Deutschland mehr als 1300 Maßnahmen in über 100 Ländern realisiert.

 

Alle Fachleute warnten vor einem schleichenden Bedeutungsverlust der deutschen Positionen vor Ort. Andere Industrienationen hätten den hohen emotionalen Wert sportlicher Hilfen erkannt und seien dabei, Deutschland in Asien und Afrika den Rang abzulaufen. Dabei, so Steinbach, sei das Verhältnis von Kosten und Nutzen kaum effektiver als auf diesem Feld der Entwicklungszusammenarbeit. Häufig genüge ein einziger Trainer, um bei Generationen von Sportlern und Trainern des Gastlandes dauerhafte Dankbarkeit zu erzeugen.

 

Der NOK-Präsident zitierte in diesem Zusammenhang den deutschen Botschafter in Guinea, der sich bei der Verabschiedung des Fußballlehrers Jochen Figge mit den Worten bedankte: „Sie haben viel für dieses Land getan und für eine positive Berichterstattung gesorgt – sagen Sie mir, wie wir ohne Sie in den Schlagzeilen bleiben?“ Worauf Figge erwiderte: “Ja, Herr Botschafter, manchmal lässt sich eben durch 440 Gramm Schweinsleder mehr bewegen als durch die Stiftung eines LKW.“

 

Die NOK-Fachleute Obermann, Schlappner und Wangemann schilderten lebhaft und detailliert ihre Arbeit in Südamerika, Asien, Afrika oder Ozeanien und hoben die elementare Wirkung der Vermittlung sportlichen Know-Hows in den Ländern dieser Regionen hervor, der in der Regel gesteigerte Lebensfreude und Selbstwertgefühl folgten.

 

Steinbach forderte die Ausschussmitglieder abschließend auf, der Erosion bei den Haushaltsmitteln für diesen Bereich Einhalt zu gebieten und neben dem Auswärtigen Amt auch wieder das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für die Projektarbeit zu gewinnen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hatte sich Ende der 90er Jahre aus dem Feld der Sportförderung weitestgehend zurückgezogen. Auch müsse der zur Zeit noch 2,7 Millionen Euro umfassende Haushaltsansatz im Auswärtigen Amt nach Jahren des Rückgangs stabilisiert und gestärkt werden. Die Sportförderung in Ländern der Dritten Welt von Auswärtigem Amt und BMZ sei mittlerweile auf dem finanziellen Niveau der siebziger Jahre angekommen.

 

Die Reaktionen im Ausschuss waren einhellig:

 

der Ausschussvorsitzende Peter Rauen bekräftigte wie sein CDU-Fraktionskollege Klaus Riegert die Notwendigkeit dieser Variante deutscher Außen- und Entwicklungspolitik. Riegert ergänzte, das Thema müsse gleich zu Beginn der neuen Legislaturperiode erneut auf die Tagesordnung des Sportausschusses. SPD-Ausschussmitglied Reinhold Hemker sah Chancen, das Thema im Rahmen des aktuellen UN-Jahres des Sports und der Leibeserziehung stärker in den Vordergrund zu rücken und forderte ein Gesamtkonzept der deutschen Politik für die Bereiche Sport und Entwicklungszusammenarbeit. Für die Grünen-Fraktion verstärkte der Abgeordnete Winfried Hermann diesen Aspekt: alle Projektberichte der Sachverständigen hätten gezeigt, dass Deutschland dringend ein Gesamtkonzept und zusätzliche finanzielle Mittel brauche, um zu einem zukunftsfähigen internationalen Sportbeitrag zu kommen. Für die FDP führte MdB Detlef Parr aus, die Politik müsse darauf achten, dass weiterhin angemessene Mittel für die Sportförderung in Ländern der Dritten Welt zur Verfügung stehen. Es sei lang genug geredet worden. Nun sei es Zeit, auf Grundlage einer geschlossenen Konzeption, die alle von unterschiedlichen Institutionen bereitgestellten Mitteln zusammenführt, zu handeln. Dabei müssten die Entscheidungsmöglichkeiten der Sportselbstverwaltung erweitert werden.


  • NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach (2.v.l.) mit den Entwicklungsexperten Klaus Schlappner (l.), Björn Wangemann (2. v.r.) und Holger Obermann (r.)
    NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach (2.v.l.) mit den Entwicklungsexperten Klaus Schlappner (l.), Björn Wangemann (2. v.r.) und Holger Obermann (r.)