Ob Trimm-Trab oder Run up: Der Lauf-Boom sprengt alle Grenzen

Die Frühjahrs-Laufsaison hat begonnen: In diesen Tagen und Wochen häufen sich wieder die Startmöglichkeiten bei diversen Laufveranstaltungen national und international. Die rund 3.400 offiziellen Lauf- und Walking-Treffs in ganz Deutschland verbuchen wieder steigende Teilnehmerzahlen mit zahlreichen Einsteigern und Wiedereinsteigern.

 

Foto: Archiv
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Am letzten April-Wochenende startete der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) traditionell wieder seine „Run up“-Aktion, diesmal mit einer zentralen Auftaktveranstaltung in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Beim ewig jungen „Trimm Trab ins Grüne“ gingen auch DLV-Vize-Präsident Theo Rous und Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Ewald mit an den Start … und liefen mit gutem Beispiel voran. Weit über 150.000 Menschen bewegen sich regelmäßig bei den Lauftreffs im ganzen Land – die „Dunkelziffer“ dürfte allerdings um ein Vielfaches höher sein.

 

Die Monate April und Mai gelten als die veranstaltungsintensivsten, was die Anzahl der City- und Landschaftsläufe mit unterschiedlichen Distanzen von 5 und 10 km bis zum Marathon und mehr anbelangt - sei es für Läuferinnen und Läufer, auf Inline-Skates, beim (Nordic-) Walking, für Rollstuhl Fahrende, beim Fun-Run zum Schnuppern und für die Bambinis im Vorschulalter. Den Auftakt machte am ersten April-Wochenende Deutschlands größter Halb-Marathon in Berlin. Bei der 24. Auflage mit Start und Ziel in der Stadtmitte zwischen Berliner Dom und Bundesaußenministerium waren insgesamt 17.046 Männer und Frauen unterwegs.

 

Der Laufkalender wird von Jahr zu Jahr umfangreicher. Viele Veranstalter haben längst Teilnehmer-Limits eingeführt, und alle Jahre wieder gibt es Neuerungen: Der 2. RuhrMarathon am 25. April fand beispielsweise erstmals als Tour de Ruhr mit Start in Dortmund und mit Streckenabschnitten über Bochum, Herne, Gelsenkirchen sowie mit Ziel in Essen mit über 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Eine weitere Premiere gibt es am Sonntag, dem 2. Mai, mit Start und Ziel auf der geschichtsträchtigen Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam, wo der erste länderübergreifende Drittelmarathon Deutschlands über exakt 14,065 km gestartet wird.

 

Veranstalter ist zusammen mit dem Team von SCC Running und dem Potsdamer Lauf-Club die sogenannte RRB-Laufbewegung, die vor gut zwei Jahren durch Fernsehjournalist Hajo Seppelt ins Leben gerufen wurde und die mittlerweile zum Renner in der Region geworden ist. Wer jedoch an diesem 2. Mai lieber einen „ganzen“ Marathon laufen will, der kann zwischen den Städten Düsseldorf, Dresden, Hannover und Nürnberg auswählen … oder er entscheidet sich eine Woche später für die Insel Helgoland, die dann gleich mehrfach zu umrunden ist, um die insgesamt 42,195 km zu absolvieren. Am 15. Mai beim Marathon in Mannheim, wo erstmals auch die Deutschen Hochschulmeisterschaften des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (ADH) ausgetragen werden, lautet das Motto „Die Nacht wird zum Tag“. Der Dämmer-Marathon startet erst um 17.30 Uhr …

 

Über Laufmöglichkeiten in der ganzen Welt und über alles Wissenswerte rund um das Laufen informieren inzwischen mehrere regelmäßig erscheinende Fachzeitschriften: Die ältesten sind „Condition“ (im 35. Jahrgang) und „Spiridon“ (im 30. Jahrgang), nach der Wiedervereinigung kam „Laufzeit“ (jetzt im 14. Jahrgang) hinzu, „Runner`s World“ und „Running“ komplettieren dieses Marktsegment. Laufinsider kennen zudem längst wichtige virtuelle Laufadressen wie www.leichtathletik.de oder www.lauftreff.de oder www.berlin-marathon.com. Auch die Krankenkassen entdecken immer mehr das ausdauernde Laufen als eine wichtige Möglichkeit zur Förderung eines gesunden und bewegungsaktiven Lebensstils und treten als Laufinitiatoren auf: Kürzlich startete beispielsweise die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) zusammen mit dem DLV und mit Dieter Baumann als Schirmherr und Vorläufer bundesweit ihre sogenannte „Herz-Kreis-Lauf-Tour“ mit großen Events für Laufbewegte und solche, die es werden wollen, zunächst beim Auftakt am 25. April in Berlin und dann in weiteren 15 Städten über Leipzig (15. Mai), Saarbrücken (13. Juni) bis zur Endstation in Hannover (27. Juni).

 

Apropos Dieter Baumann: Der Olympiaseiger über 5.000-m von Barcelona 1992 hat im März ein weiteres Laufbuch veröffentlicht: „Laufen Sie mit! Das Trainingsbuch“ (so der Titel) wendet sich an Einstiegswillige, die Baumann gezielt an 50 Minuten laufen ohne Pause heranführen will, aber auch an erfahrene Läuferinnen und Läufer, die sich von ihm neu inspirieren lassen wollen. Nebenbei: Vor rund 30 Jahren hat Manfred Steffny, damals Olympiateilnehmer im Marathon und seit vielen Jahren Chefredakteur des Laufmagazins „Spiridon“, eines der ersten populären deutschsprachigen Laufbücher mit dem Titel „Lauf mit!“ geschrieben: So gesehen kehrt nun mit Dieter Baumanns „Laufen Sie mit!“ die neue deutsche Höflichkeit auch in die Läuferszene ein. Dabei geht Baumann geht keineswegs mit dem „Sie“ diskret auf Distanz, sondern er sucht geradezu den direkten Dialog mit seinen Leserinnen und Lesern. Er nimmt – wenn man so will – seine Leserschaft bei der Lektüre ein wenig (lauf-) pädagogisch ans Händchen: Er läuft mit ihnen gemeinsam los und begleitet sie kompetent auf der Strecke. Wer wollte sich da nicht gleich angesprochen fühlen und … mitlaufen?


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