Ohne Förderung des Nachwuchses kein Spitzensport

In Leipzig fand vom 9. bis 11. Mai 2022 das dritte nationale Nachwuchsleistungssport-Symposium des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Kooperation mit dem DOSB statt.

Unter dem Motto „Gemeinsam groß werden“ stand das Symposium für Nachwuchsleistungssport von IAT und DOSB in Leipzig. Foto: IAT
Unter dem Motto „Gemeinsam groß werden“ stand das Symposium für Nachwuchsleistungssport von IAT und DOSB in Leipzig. Foto: IAT

Unter den rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vor allem Trainerinnen und Trainer aus ganz Deutschland, aber auch Vertreter*innen der Spitzenverbände, der Länder, der Landessportbünde, der OSP und der Sportwissenschaft. Das Symposium war zugleich die zentrale Veranstaltung im 30. Jubiläumsjahr des IAT.

Zur Eröffnung mahnte der Vorstandsvorsitzende des IAT/FES e.V., Prof. Martin Engelhardt: „Die Begeisterung für den Sport und den Hochleistungssport muss wieder in die Gesellschaft getragen werden. Diesbezüglich haben wir große Probleme im Vergleich zu anderen Nationen.“ Es bedürfe professioneller Strukturen und qualifizierten Personals, auch in der Sportlerausbildung und im Schulsport. Laut DOSB-Vorstand Dirk Schimmelpfennig wolle man sich nicht nur auf den Spitzensport konzentrieren, denn ohne Nachwuchsleistungssport-Förderung gebe es diesen nicht.

Die wissenschaftliche Leiterin des Symposiums und Fachbereichsleiterin Nachwuchsleistungssport des IAT, Dr. Antje Hoffmann, gab einen Überblick über Ziele und Ergebnisse der am IAT laufenden Nachwuchsleistungssport-Projekte. Schwerpunkt sind die Unterstützung von Talentidentifikations- und -entwicklungsmaßnahmen in ausgewählten Sportarten, die Analyse und Weiterentwicklung von Fördersystemen sowie der zielgerichtete Erkenntnistransfer in die Nachwuchsleistungssportpraxis. Sie dankte den Ländern, dass sie im Rahmen der Bund-Länder-Vereinbarung seit 2020 die wissenschaftliche Unterstützung des Nachwuchsleistungssports am IAT fördern.

Konzepte für Talententwicklung und die Bedeutung eines optimalen Umfelds

Schwerpunktthemen des ersten Tages waren die Talententwicklung sowie die Gestaltung optimaler Umfeldbedingungen. Wie Talententwicklung im alpinen Skirennlauf erfolgen kann, berichtete Prof. Dr. Christian Raschner, Leiter des Olympiazentrums in Innsbruck, aus der Sicht des Vaters, Trainers und Wissenschaftlers. Der Universitätsprofessor wies darauf hin, dass die Ausgewogenheit aus Trainingsbelastung und Regeneration im Nachwuchs mehr Beachtung finden müsse.

Im zweiten Hauptvortrag referierte Dr. Sven Baumgarten vom DOSB über die Duale Karriere im Leistungssport und die Bedeutung der Eliteschulen des Sports. In Richtung Zukunft blickend, sagte er, „wir müssen den Mut und die Kraft aufbringen, ein Gesamtkonzept aufzustellen – von der Kita bis in die Weltspitze.“

Zum Nutzen von Technologien im Nachwuchsleistungssport

Der zweite Tag des Nachwuchsleistungssport-Symposiums drehte sich um Technologien im Nachwuchsleistungssport. Was und wie genau messen Wearables? Sind sie im Leistungssport anwendbar? Was ist künftig von ihnen zu erwarten? Im Hauptvortrag und den Schlaglichtern waren sich alle Wissenschaftler einig: Der Einsatz der Wearables kann hilfreich sein, ist aber mit Vorsicht zu genießen. „Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Geräten, die den Markt inzwischen überflutet haben, ist es relativ schwierig geworden, einen Überblick zu behalten“, sagte Dr. Moritz Schumann vom

Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der DSHS Köln. In den neuen Technologien stecke ein hohes Potenzial für den Leistungssport, aber vieles müsse noch geklärt werden. Es sei eine Zusammenarbeit von Politik, Wissenschaft und Praxis nötig, um Standards zu entwickeln, Hersteller müssten transparenter werden.

Zu welchen Erfolgen der Einsatz moderner Hilfsmittel im Skilanglauf führt, berichteten IAT-Wissenschaftler Ronny Fudel und Axel Teichmann, Technik- und Athletiktrainer im Deutschen Skiverband. Dank eines Technikmanuals mit kleinen Videos zur Darstellung verschiedener Bewegungsverläufe konnte den Trainer*innen eine Anleitung in die Hand gegeben werden, die leicht verständlich ist. Axel Brüning (IAT) stellte das Konzept des neuen IAT-Hubs vor, in dem alle IAT-Angebote für eine Sportart oder ein Kompetenzfeld an einer Stelle gebündelt werden sollen.

Der Blick über den Tellerrand und in die Praxis

Uwe Podwojski informierte über die Talentförderung der Staatlichen Ballett- und Artistikschule Berlin und betonte den Wunsch nach Kooperationen mit dem Nachwuchsleistungssport. Im beliebten Nähkästchenformat gaben Slalom-Kanutin Andrea Herzog, Paratriathlet Martin Schulz, Basketballer Sananda Fru und Mittelstreckenläufer Robert Farken Einblicke in ihre Werdegänge vom Talent zur Spitzenathletin bzw. zum Spitzenathleten.

Sportpsychologie – ein wichtiges Thema auch im Nachwuchsleistungssport

Der dritte und letzte Tag des IAT-Nachwuchsleistungssport-Symposiums in Leipzig stand schließlich ganz im Zeichen der Sportpsychologie. Jun.-Prof. Dr. Franziska Lautenbach von der Humboldt-Universität Berlin erklärte, wie positive Emotionen als Ressourcen genutzt werden können. Kurzfristig sorgen diese für eine schnellere Regeneration und wirken leistungssteigernd. Mittelfristig unterstützen sie die Gesundheit und langfristig können sie dazu beitragen, dass der Nachwuchsathlet oder die Nachwuchsathletin Leistungssport weiter betreibt und nicht aufhört. Interessante Einblicke gaben Sportpsychologin Renate Eichenberger und Nachwuchstrainer Norbert Opitz in die psychologische Arbeit bei dem Basketballverein Alba Berlin. 2017 entwickelte Eichenberger ein Sportpsychologie-Konzept, das noch im selben Jahr implementiert wurde. Zudem informierte Dr. Tamara Thomsen darüber, wie die sportpsychologische Arbeit am OSP Niedersachsen aussieht. Dort gibt es verschiedene Angebote, angefangen bei einer offenen Sprechstunde über Vorträge bis hin zur Eingangsdiagnostik bei Neuzugängen.

Weitere Infos unter https://sport-iat.de/veranstaltungen/detail/nachwuchsleistungssport-symposium-2022

(Quelle: IAT)


  • Unter dem Motto „Gemeinsam groß werden“ stand das Symposium für Nachwuchsleistungssport von IAT und DOSB in Leipzig. Foto: IAT
    Unter dem Motto „Gemeinsam groß werden“ stand das Symposium für Nachwuchsleistungssport von IAT und DOSB in Leipzig. Foto: IAT