Manche haben begonnen, die Tage zu zählen. Der Countdown läuft. Termin und Ort stehen seit langem fest: Am 12. April
sollen in München die Würfel fallen. Zwar geht es keineswegs um ein Glücksspiel, doch mag die Metapher durchaus den Kern der Sache berühren. Schließlich stehen tatsächlich, wenn auch besondere „Spiele“ in Rede, und der Gewinner darf sich wirklich „glücklich“ schätzen. Zwar ist dann zunächst nur die erste Hürde genommen und das eigentliche Ziel kaum wesentlich näher gerückt, doch zumindest ist garantiert, die kommenden zwei Jahre im Rennen zu bleiben. Und dies allein ist ein Erfolg, der eine gewisse Rendite verspricht.
Das NOK für Deutschland hat – welch Luxusproblem - die Qual der Wahl, um aus fünf Kandidaten einen Bewerber zu machen. Für die Verantwortlichen ist es zwar die erste Herausforderung dieser Art, doch könnte man die Sache insofern locker angehen, als allen Mit-Spielern - Stichwort „Evaluierung“ - beste Eignung attestiert worden ist. So gesehen kann bei der nationalen Vor-Entscheidung eigentlich gar kein Fehler passieren. Ob es aber den Richtigen getroffen hat, wird sich freilich nicht in diesem Frühjahr, sondern frühestens zwei Jahre später erweisen, wenn das IOC, die oberste Instanz in Sachen Olympische Spiele, das letzte Wort zum Austragungsort 2012 gesprochen hat.
Einstweilen legen sich die fünf deutschen Städte ganz mächtig ins Zeug. Allenthalben ist eine Vielzahl von Aktivitäten zu verzeichnen, wobei man manchmal geneigt ist, von einem Aktionismus zu sprechen. Da werden zum Beispiel Gutachten in Auftrag gegeben und Pressekampagnen lanciert, Botschafter verpflichtet und Sonderzüge auf die Schiene gesetzt, Vortragsreihen organisiert und Veranstaltungen aller Art durchgeführt – und inzwischen auch, mangels Nachfrage, schon einmal abgesagt. Ansonsten, so ist das eben im Wahlkampf, wird das Blaue vom Himmel versprochen. Was davon zu halten ist, wird sich später zeigen. Und zwar vor allem dann, wenn der IOC-Präsident am Tag X im Sommer 2005 einen anderen Namen aus dem berühmten Umschlag fischen sollte. Genau an dieser Stelle wird sich nämlich entscheiden, ob sich aus dem olympischen Strohfeuer eine Art Flächenbrand mit einer nachhaltig wärmenden Wirkung entwickelt hat. Doch ob die Sache dann auf großer oder kleiner Flamme kocht oder köchelt – schön wäre es in jedem Fall, wenn nicht allein die betreffende Stadt oder Region, sondern das ganze Land beziehungsweise die gesamte Gesellschaft zu den Nutznießern zählen. Wenn etwa der Sport in all seinen Ausprägungen und Facetten, und eben nicht nur in seiner „olympischen“ Variante einen Schub erfahren würde, wie es das NOK für Deutschland und der Deutsche Sportbund empfohlen und gefordert haben. Sollte dies gelingen, dürften sich auch die unterlegenen Bewerber als Sieger fühlen, denn alle gemeinsam hätten bewiesen: „Olympia tut Deutschland gut!“