Lisa Unruh beendet ihre Karriere

Lisa Unruh, Silbermedaillengewinnerin von Rio und Deutschlands erfolgreichste Bogenschützin, beendet ihre Karriere.

Lisa Unruh zielt ins Schwarze bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Foto: picture-alliance
Lisa Unruh zielt ins Schwarze bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Foto: picture-alliance

Die 34-jährige zweifache Olympia-Medaillengewinnerin teilte ihren Entschluss am Finalwochenende der „EM dahoam“ in München Bundestrainer Oliver Haidn und dem Team mit. „Es fällt mir sehr schwer, loszulassen. Es ist mein Leben.“

Es flossen Tränen! Tränen der Erleichterung, diesen Schritt gegangen zu sein, Tränen über das gemeinsam Erlebte, Tränen der Freude. Die Verkündung im Kreis der Bogenauswahl war feucht-fröhlich: Zum einen, weil die EM so hervorragend verlief, zum anderen, weil mit Unruh die erfolgreichste deutsche Bogenschützin aller Zeiten ihren Bogen „Beauty“ - zumindest auf den großen internationalen Wettkämpfen - nicht mehr in die Hand nehmen wird. „Ich konnte gar nicht so viel sagen, wie ich gerne hätte sagen wollen, weil ich sonst richtig geheult hätte. Deshalb habe ich es kurz und knackig gemacht, Lisa like.“

Unruh war vormals Leistungsschwimmerin, ehe sie 2004 im Alter von 16 Jahren mit Team-Silber und Einzel-Bronze bei der Kadettinnen-Weltmeisterschaft endgültig den Sprung aus dem Wasser zur Scheibe vollzog. Im Anschluss steigerte sie ihre Qualität Jahr für Jahr und debütierte 2006 das erste Mal international bei den Frauen. Die ersten Medaillen holte sie 2008 (EM) und 2011 (Weltcup) mit dem Team, ehe der totale Durchbruch mit dem damaligen Sensations-Silber bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 gelang. Es war (und ist) die bislang einzige olympische Einzelmedaille einer deutschen Bogenschützin, Unruh war ab sofort DAS Gesicht des deutschen Bogensports. Und lieferte weiter: Mixed-Silber bei der WM 2017 in Mexiko City mit Florian Kahllund (heute Unruh und ihr Ehemann) und Gold bei den World Games 2017 in Breslau im Feldbogen. Denn die zweimalige Berliner Sportlerin des Jahres war nicht nur im olympischen Wettbewerb eine Klasse für sich, sondern auch im Feldbogenschießen, wo sie drei WM-Titel (zwei im Einzel, einen im Team) holte.

Der perfekte Abschluss ihrer DSB-Karriere gelang ihr im Jahr 2021. Zunächst sorgte ihre Zehn im Bronzematch in Tokio für die erhoffte Teammedaille mit Michelle Kroppen und Charline Schwarz bei den Olympischen Spielen („Ich hatte den Traum, eine Teammedaille bei Olympischen Spielen zu gewinnen!“), Ende des Jahres sicherte sie sich mit einer Zehn im Stechen den Sieg im Weltcup-Finale in Yankton. „Ein besseres Ende kann es eigentlich nicht geben“, so Unruh.

Bundestrainer Oliver Haidn findet nur lobende Worte für seine Vorzeige-Athletin, die 2016 und 2018 zur Weltschützin des Jahres gewählt wurde: „Lisa hat den deutschen Bogensport des letzten Jahrzehnts geprägt, wie keine andere. Wir können uns glücklich schätzen, sie in unserer Mannschaft gehabt zu haben. Es ist aus meiner Sicht auch der richtige Zeitpunkt, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, schließlich verlässt sie mit dem Gewinn der olympischen Bronzemedaille und dem Sieg beim Weltcupfinale als Topathletin das internationale Parkett. Persönlich wünsche ich nur das Allerbeste.“

Unruh wird sich nun ihrem Beruf als Polizeikommissarin widmen und diesen ab 4. Juli in Kienbaum ausüben. Dann unweit ihrer ehemaligen Kaderkolleginnen, für die sie zum Teil Ansprechpartnerin sein wird. Ganz wird die sympathische Berlinerin jedoch nicht vom Bogensport lassen, „ich kann mir vorstellen, international das ein oder andere Turnier in der Halle zu schießen, an der Deutschen Meisterschaft oder in der Bundesliga teilzunehmen.“ Und in fünf bis zehn Jahren ist sie evt. wieder im internationalen Circuit dabei, dann als Trainerin: „Ich liebäugle damit. Ich denke, ich habe die Erfahrung und gebe die gerne weiter.“

(Quelle: Deutscher Schützenbund)


  • Lisa Unruh zielt ins Schwarze bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Foto: picture-alliance
    Lisa Unruh zielt ins Schwarze bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Foto: picture-alliance