Olympische Bewegung 2016: DOA diskutiert über Wert und Erbe der Spiele

Beim Multiplikatorentreffen der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) vom 4. bis 6. November in Hamburg wurde über die Werte und das Erbe der Olympischen Spiele diskutiert.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DOA-Multiplikatorentreffens in Hamburg. Foto: DOA
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DOA-Multiplikatorentreffens in Hamburg. Foto: DOA

„Wir müssen uns auf die grundlegenden Werte Olympischer Spiele besinnen und die friedensstiftende Kraft des Sports erhalten.“ Mit dieser Aussage legte Prof. Hans-Jürgen Schulke (Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Hamburg) in seinem Eröffnungsvortrag eine thematische Klammer um das diesjährige Multiplikatorentreffen.

Die Hansestadt bot dem Treffen nach dem Referendum vor fast einem Jahr eine vortreffliche Kulisse, um über die Schwierigkeiten und den Ist-Zustand der Olympischen Bewegung zu reflektieren – die Aussage des Bundespräsidenten Joachim Gauck einige Tage zuvor, er wünsche sich Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland, lieferte einen brandaktuellen Aufhänger. In einem Vortrags-, Diskussions-, Workshop- und Kulturprogramm setzten sich ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer an DOA-Lehrerfortbildungen, internationalen Veranstaltungen und langjährige Unterstützer der DOA damit auseinander, wie die Olympische Idee trotz aller aktuellen Probleme auch in Zukunft in die Welt getragen und verbreitet werden kann. 

Den Ist-Zustand der Olympischen Bewegung nahm Prof. Schulke in seinem Vortrag „Skandalisierung, Stakeholder und Steuerung. Zum Stand der Olympischen Bewegung 2016“ in den Blick. Kritisch, aber mit einem deutlichen Bekenntnis zur Bedeutung der Olympischen Idee, benannte er die Konflikte und Herausforderungen, denen sich die Olympische Bewegung aktuell gegenübersieht. Diese liegen, ohne zu beschönigen, nicht nur im organisierten Sport, sondern auch an den Maßstäben, die für die handelnden Personen angelegt werden und häufig an den widerstreitenden Interessen verschiedener Stakeholder, zwischen denen ideelle Werte zerrieben werden.

In der anschließenden Podiumsdiskussion hinterließen insbesondere die Athletinnen Janne Müller-Wieland (Hockey) und Edina Müller (Parakanu, früher Rollstuhlbasketball) mit ihren Schilderungen aus Rio sowie ihrem Spitzensport-Alltag nachhaltigen Eindruck bei allen Beteiligten. Ihre Perspektive – die aktiver Sportlerinnen – zur Frage nach der Zukunft Olympischer Spiele in Deutschland wurde durch die anderen Gäste um weitere Blickwinkel ergänzt.

Die DOA-Vorsitzende und DOSB-Vizepräsidentin Prof. Gudrun Doll-Tepper etwa sprach aus der Perspektive des organisierten Sports, während Prof. Thomas Horky, zuständig für Sportjournalismus an der Macromedia Hochschule Hamburg, aus der wissenschaftlichen Perspektive argumentierte. In Bezug auf die gescheiterte Hamburger Olympia-Bewerbung stießen die Antworten des ehemaligen Hamburger Innen- und Sportsenators Michael Neumann auf verstärkte Aufmerksamkeit. Seine damalige Rolle als einer der stärksten Befürworter und sein Einsatz für die Bewerbung ermöglichten es ihm wie kaum einem anderen, beinahe ein Jahr später die Hintergründe des gescheiterten Referendums zu reflektieren und einzuordnen. Die Probleme, in denen sich der Sport und seine Akteure befinden, sind nicht zu leugnen. Der Wert Olympischer Spiele und die Notwendigkeit, sich dafür einzusetzen, aber ebenso wenig. Darin waren sich alle einig.

In Workshop setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann mit verschiedenen Themen wie etwa Dopingprävention, Zukunftsszenarien, dem Entwurf und der Umsetzung einer Datenbank zu Olympischen Schulprojekten, ihren Erfahrungen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Olympischen Bewegung und den Möglichkeiten internationaler Partizipation auseinander oder präsentierten den Anwesenden eigene Erfahrungen.

Der Vortrag von DOA-Vorstandsmitglied Prof. Holger Preuß rundete das Programm am Sonntagmorgen ab. Unter dem Titel „Olympisches Erbe – auch in Sachen Erziehung und Bildung“ widmete er sich der Nachhaltigkeit und dem Erbe (Legacy) Olympischer Spiele. Mit einem Fokus auf Erziehung und Bildung brachte er den Anwesenden die Strukturen und Möglichkeiten des IOC sowie aktuell in dessen Gremien diskutierte Lösungsansätze näher. Olympische Spiele kosten zwar viel Geld, können aber – wenn dies von Anfang an bei der Planung berücksichtigt wird – ein positives Erbe in Sachen Erziehung hinterlassen.

Das Multiplikatorentreffen brachte Menschen aus ganz Deutschland zusammen, die eines eint: ihre hohe Identifikation mit der Olympischen Bewegung, ihre Motivation, sich für deren Werte und Ideale über Jahre hinweg auf ehrenamtlicher Basis zu engagieren. Das Erbe dieser Veran-staltung ist die neue Energie, die alle in ihre jeweiligen Tätigkeitsfelder mit-nehmen konnten.                                                                                                                  

(Quelle: DOSB-Presse, Ausgabe 45/Matthias Thaler)


  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DOA-Multiplikatorentreffens in Hamburg. Foto: DOA
    Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DOA-Multiplikatorentreffens in Hamburg. Foto: DOA